Madeira: Zum Risco-Wasserfall und den 25 Fontes

Nach einer ruhigen Nacht in unserer Unterkunft, dem Hotel Encumeada, genossen wir den Blick aus dem Fenster. Gestern im Dunkeln war nichts mehr zu sehen. Bevor wir uns auf den Weg nach Rabaçal machten, frühstückten wir in Ruhe und fuhren um 09:00 Uhr los.

Auf dem Weg in unser heutiges Wandergebiet – Rabaçal – konnten wir bereits erste Eindrücke von Madeira gewinnen. Die Fahrt führte uns durch 3 Tunnels und einer spektakulären Straße, die geprägt von Kurven und Steigungen war. Immer höher schraubte sich die Straße in Serpentinen bis auf über 1000m. Eigentlich hätte unser Mietwagen nur 2 Gänge benötigt, da wir die ganze Zeit über entweder im 2. oder 3. Gang fahren konnten.

Den Parkplatz an der Hauptstraße 2km oberhalb von Rabacal erreichten wir gegen 09:30 Uhr. Es ist empfehlenswert, möglichst früh anzureisen, da es gegen Mittag sehr voll werden kann. Parkmöglichkeiten sind ausreichend vorhanden. Die morgendliche lauwarme Luft verführte uns zur heutigen Fehlentscheidung die lange Wanderhose anzulassen.

Rabaçal ist nicht bewohnt und von der Straße aus nur zu Fuß oder mit einem Pendelbus zu erreichen. Der Pendelbus ist jedoch kostenpflichtig. Wir entschieden uns für die Zu-Fuß-Variante und folgten der asphaltierten Straße bergab für ca. 2 km bis nach Rabacal. Entlang knorriger, schattenspendender Bäume erreichten wir den Ausgangspunkt der Wanderung nach knapp 20 Minuten.

Das wunderschöne, urwaldähnliche Wanderrevier, wurde von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt und sollte bei keinem Wanderurlaub fehlen.

In Rabacal ( hier befindet sich lediglich ein unbewirtschaftetes Haus ) gibt es mehrere Wandermöglichkeiten. Wir entschieden uns für die beliebtesten, zum Wasserfall Risco und zu den 25 Fontes. (PR6 und PR6.1) Insgesamt eine Strecke von ca. 8 km. Man muss jedoch den Weg vom Wasserfall bis zum Abzweig der 25 Fontes doppelt gehen, da der Weg am Wasserfall in einer Sackgasse endet.

Die Strecke begann mit einem Abstieg auf einem Steinpfad und  führte vorbei an wunderschönen buntblühenden Blumen und Bäumen. Durch die alten Lorbeerbäume verlief dieser Weg hauptsächlich abwärts.

Unseren Weg begleitete eine schöne, naturbelassene Levada. Die Levadas sind Bewässerungskanäle, die auf ganz Madeira vorhanden sind und das Wasser aus dem Norden in den Süden bringen. Der Süden der Insel hat zwar das sonnigere Klima für den Anbau von Wein oder Agrargütern, ist aber auch trockender. Im Norden hingegen regnet es häufig und das Klima ist feuchter. Zur Bewässerung der im Süden vorhandenen Agrarwirtschaft, wurden die Levadas angelegt. Sie bieten an Ihrem Rand eine gute Möglichkeit die Gegend zu erwandern.

Nach ca. 1,6km, erreichten wir unser erstes Ziel: den Risco Wasserfall. Er ist ca. 200m hoch und entsteht aus dem Lagoa do Vento. Der Risco ist der höchste Wasserfall Madeiras.

Dort angekommen mussten wir feststellen, dass wir durch unseren Islandtrip ziemlich verwöhnt waren, was Wasserfälle angeht. Der Risco war zwar ein hoher aber nur wenig wasserführender Wasserfall. So beschränkte sich unser Aufenthalt vor Ort auf ein paar Minuten.

Die Wegstrecke hierhin entlohnte jedoch für den nicht ganz so aufregenden Wasserfall. Zurück gingen wir den gleichen Weg, welcher jedoch deswegen nicht minder schön war, bis wir den Abzweig zu den 25 Fontes erreichten. Über steile Steintreppen verlief der Wanderweg für ca. 2,4km hinunter ins Tal. Hier wurde uns schon klar, dass die lange Hose beim Rückweg doch einige Schweißperlen herbeiführen würde.

Nachdem wir die Treppen hinter uns gelassen hatten ging es über eine Brücke. Wir schauten kurz hinab und gingen dann eine weitere Steintreppe kurz hinauf, bis wir eine weitere Levada erreichten.

Ihr folgten wir nun bis zum Ende unserer Wanderung. An einigen Stellen war der kleine Pfad neben der Levada zwar relativ eng, jedoch war die gesamte Strecke perfekt gesichert. Ohne Sicherung würde ein Sturz im finalen Absturzgelände hier zwangsläufig zum Tod führen, denn am Rande der Levada ging es mehrere hundert Meter direkt bergab.

Dieser Teilabschnitt war landschaftlich ein Traum – eine wunderschöne Aussicht jagte die nächste bis wir unser Ziel, die 25 Fontes erreichten. In diesem grünen Kessel befinden sich 25 Wasserquellen, die in kleinen Wasserfällen die Felswand herunterfielen. Ein Traum! Das Wasser sammelt sich in einer kleinen Lagune, in der sich auch baden lässt. Nach einer kurzen Rast in der Sonne, hieß es dann für uns „Aufbrechen“.  Auf dem gleichen Weg, nur nun deutlich beschwerlicher, ging es wieder hoch.

Wir gingen erneut an der Levada entlang, auf der uns jetzt deutlich mehr Leute entgegenkamen. Aber Ausweichen war zum Glück meist möglich. Wir erreichten erneut die Brücke, überquerten sie und stiegen die steilen Steintreppen wieder hinauf. Sie führten uns wieder bis zu dem Abzweig, der uns zurück zum Ausgangspunkt von Rabaçal brachte.

Bevor es wieder hinauf zum Parkplatz gehen sollte, gingen wir auf das WC. Oberhalb hiervon befanden sich auch Picknickplätze. Wir nahmen im Schatten Platz und waren erstaunt, wieviele Echsen sich in den Steinwänden befanden. Sie kamen immer wieder hinaus und verschwanden geschwind in einem Loch in der Mauer.

Von Rabacal wollten wir eigentlich den Shuttlebus nach oben zum Auto nehmen doch als nach 5 Minuten noch kein Bus zusehen war, nahmen wir die Sache sportlich. Im schnellen Schritt ging es die recht steile Straße bis zum Auto bergan. Mit hochrotem Kopf und ziemlich aus der Puste erreichten wir unser Auto.

Nach dieser ersten Wanderung wollten wir noch ein paar Caches auf dem Rückweg machten. Nach der Cachetour fuhren wir noch zum Pico Ruivo do Paul da Serra, einem 1639m hohen Berg, der sich auf der gleichnamigen Hochebene Paul da Serra befindet. Wir parkten das Auto am Waldrand und liefen durch einen Wald, der uns irgendwie an den Schwarzwald erinnerte, weiter hinauf.

Auf einer Hochfläche führte der Pfad weiter hinauf. Der letzte Anstieg ließ noch einmal ordentlich den Puls höher schlagen. Aber dann standen wir auf dem Gipfel. Die Aussicht von diesem Berg war grandios. Oberhalb der Wolken und mit Blick auf das Zentralmassiv Madeiras, wussten wir, dass es die richtige Entscheidung war nach Madeira zu fliegen.

Normalerweise hätten wir von hier oben auch nach Sao Vicente schauen können, doch der Blick war wolkenverhangen.

Es war nun schon später Nachmittag und wir wollten noch irgendwo Campinggas auftreiben. Gestern in Funchal waren wir leider erfolglos und wollten es heute in Riberia Brava erneut probieren. Wir fuhren also den Pass wieder hinab bis in das beschauliche Städtchen mit seinen ca. 13.400 Einwohnern.

In Ribeira Brava angekommen, fuhren wir zur ersten Tankstelle. Dort hatten wir jedoch kein Glück und hatten uns daher schon mit dem Gedanken abgefunden, nicht auf dem Balkon des Hotels zu kochen. Doch zum Glück hatte die zweite Tankstelle noch genau eine Gaskartusche mit dem passenden Anschluss für unseren Kocher.

Bevor wir jedoch wieder hinauf zum Hotel fuhren, schauten wir uns das Städtchen an. Wir liefen zuerst an der Promenade entlang und genossen den Ausblick. Danach folgte ein kleiner Spaziergang durch die Stadt mit ihrer schönen Kirche.

Wir kauften im naheliegenden Supermarkt noch schnell ein wenig ein und fuhren mit hungrigem Magen und Sonnenbrand die Passstraße hinauf zum Hotel. Unterwegs stoppten wir an einem Aussichtspunkt und waren begeistert von der tollen Aussicht.

Müde aber glücklich konnten wir unser Abendmahl mit einer schönen Sicht auf die Berge auf dem Balkon genießen – Ein besseres Abendessen konnten wir uns nicht vorstellen.