Nach einer angenehmeren Nacht als der letzten (diesmal auch mit Klimaanlage) standen Marcel und ich entspannt auf, machten uns ins Ruhe fertig und gingen frühstücken. Um 10:00 Uhr kam uns Carlos am Hotel abholen. Mit ihm würden wir heute eine Rundfahrt über die Insel São Vicente machen. Die 227 km² große Insel gehört zur nördlichen Inselgruppe Ilhas de Barlavento. In der Hafenstadt Mindelo leben die meisten Einwohner (ca. 70.000) der Insel. São Vicente ist schon recht karg an Bewuchs und vulkanisch geprägt. Wir hatten uns drei Hauptattraktionen herausgesucht (an denen zufällig auch die drei Geocaches lagen ) und ließen uns darüberhinaus gerne von Carlos inspirieren. Zuerst checkten wir jedoch aus und begaben uns nach draußen. Dort warteten wir auf Carlos, der uns um 10:15 Uhr einsammelte.
Es war sehr bedeckt heute und der Plan, die Sicht vom Monte Verde – dem mit 750 m höchsten Berg der Insel – genießen zu können viel leider flach. Wir fuhren dennoch die Pflasterstraße hinauf und Carlos hielt einfach kurz vor der Wolkendecke an. Von hier oben konnten wir Mindelo und die Umgebung erkennen. Für den Geocache mussten wir jedoch bis zum Gipfel des Berges. Die Pflasterstraße führte uns hinauf. Die Fahrt zog sich noch ganz schön in die Länge, da wir in Serpentinen hoch fuhren. Aber endlich erreichten wir das Ende der Straße und konnten uns nun auf dem Weg zum Cache machen. Auch Carlos begleitete uns; wollte er doch wissen, um was für ein Spiel es sich handelte. Schnell ward der Cache gefunden und Carlos ganz begeistert.
Wir fuhren die Straße wieder hinab und Carlos brachte uns zum Dorf Salamansa. An einer Kirche hielt er an und wir konnten uns umschauen. Salamansa liegt direkt am Meer. Tourismus gibt es hier keinen. Eine weitere Reisegruppe gesellte sich zu uns.
Nur ein paar Kilometer weiter befindet sich der beliebteste Strandabschnitt Baia das Gatas, in dem sich auch das gleichnamige Fischerdorf befindet. Viele einheimische Touristen und Einwohner der Insel kommen am Wochenende hier her. Uns gefiel der Teil jedoch nicht so gut. Da hatten wir jetzt einen schöneren Strand erwartet. Der Sand und die Steine im Meer erzielten keinen „oooooh wie schön“-Effekt bei uns. Die Gegend erinnerte uns ein wenig an die Ostsee, wenngleich auch die Berge im Hintergrund nicht passten. Vielleicht lag es aber auch daran, dass gerade Ebbe herrschte und das Wasser weit weg war.
Wir fuhren mit Carlos erneut ein paar Kilometer weiter zu einem weiteren Cache und waren hier umso mehr beeindruckt von dem tollen, langgezogenen Sandstrand mit den hohen Dünen. Die Praia Grande gefiel uns sehr gut und gerne wären wir hinunter zum Meer gegangen. Eine atemberaubende Landschaft.
Auf einer geteerten Straße fuhren wir weiter bis nach Calhau. Carlos erzählte uns, dass man diese Straße auch Touristenstraße nennt, da sie eben geteert und nicht gepflastert ist. In Calhau stiegen wir aus und Carlos führte uns zu einem natürlichen Pool. Dort tollten die Kids herum und sprangen wagemutig von der oberen Kante ins Meer. Der Sprung war recht weit und gar nicht mal so ungefährlich. Umso spektakulärer sah es für uns aus. Und als die Jungs mitbekamen, dass Marcel Fotos machte, wollten sie diese natürlich gleich sehen und forderten ihn auf, noch mehr von ihnen zu machen. Hier gefiel es uns wirklich gut und wir bekamen viel vom kapverdischen Lebensstil mit.
Von Calhau fuhren wir durch das Innland zurück nach Mindelo. Unterwegs konnten wir weitere tolle Eindrücke von der Landschaft und der Insel gewinnen und kamen an der kleinen, grünen Oase Madeiral vorbei. Auch hier stoppten wir noch einmal kurz und waren beeindruckt vom Kontrast zum Rest der kargen Insel.
Auf der Pflasterstraße fuhren wir nun nach Mindelo. Dort zeigte uns Carlos wo er wohnte und seine kleine Tochter. Total niedlich mit ihren großen, neugierigen Augen. An einem Aussichtspunkt stoppten wir erneut und warfen einen Blick hinab auf die Dächer Mindelos. Wenn man übrigens ganz genau hinsieht, stellt einer der Berge eine auf dem Rücken liegende Frau dar. Sie soll der Insel Regen bringen.
Wir fuhren hinab in die Stadt und hielten am Hafen. Dort stiegen wir aus und flanierten ein wenig an der Promenade und dem stadteigenen, kleinen Sandstrand entlang. In einer Strandbar kehrten wir ein und genehmigten uns zusammen mit Carlos ein kaltes Getränk. Da ich nicht wusste, ob ich heute noch was zum Essen finden würde, bestellte ich noch eine Portion Pommes.
Nach einer Stunde entschlossen wir uns zu unserem letzten Punkt auf unserer Inselrundreise zu fahren. Nach São Pedro. Dort lag der letzte Geocache und hier wollten wir den Tag am Strand ausklingen lassen. Zuerst jedoch ging es auf Cachesuche. Auf dem Weg dorthin hatten wir einen grandiosen Blick auf die wunderschöne Bucht Praia de São Pedro, die zerklüfteten Felsen und das türkisfarbene Meer.
Carlos brachte uns zu der nahegelegenen Strandbar und verabschiedete sich bis 17:00 Uhr von uns. In 2 Stunden kam er uns hier wieder abholen. Wir kehrten zuerst in der Bar ein und zogen unsere Badesachen an. Wir waren die einzigen Gäste dort und auch am Strand war nicht viel los. Warum, sollten wir gleich erfahren. Auf dem Weg hinunter zum Wasser pfiff uns der Wind nur so um die Ohren. Die Sandkörner prallten wie kleine Steinchen an unsere nackten Hautstellen. Das war jetzt schon ziemlich unangenehm, wie sollten wir uns da an den Strand legen. Wir setzten uns in den Sand und waren innerhalb kürzester Zeit voll davon. Daher beschlossen wir, uns ins Wasser zu setzen, bzw. in die Wellen zu gehen. Dort war es weniger windig und den Sand spürten wir gar nicht. Optimal war die Lösung aber auch nicht, denn durch die Wellen hatten wir den Sand natürlich jetzt überall auf der Haut und ein Handtuch nicht dabei…. Marcel hatte bereits nach einer knappen Stunde genug und wir gingen gemeinsam ans Ende der Bucht. Dort hofften wir auf einen windstilleren Ort. Dem war jedoch leider nicht so und daher beschloss er, zurück zur Strandbar zu gehen. Ich blieb noch ein wenig hier und war begeistert von den Muscheln. Da ich jedoch nicht wusste, ob ein Export nach Deutschland strafbar ist, ließ ich sie lieber liegen.
Gegen 16:30 Uhr nahm auch ich Abschied vom Strand und dem Meer. Ein weiteres Highlight unseres Urlaubs neigte sich dem Ende und ich lief zur Strandbar. Dort saß Marcel bereits und fluchte über den ganzen Sand an jeder Stelle seines Körpers. Mich stresste das jetzt nicht so. Gehört halt dazu. Nachdem er mir gefühlte 100 Mal berichtet, wie schmutzig er sich fühlte und das er doch nur duschen wollte, kam Carlos angefahren und brachte uns zum Flughafen. Um 19:00 Uhr sollte der Flieger zurück nach Sal gehen. Wir verabschiedeten uns von ihm und dankten ihm ganz herzlich für den tollen Tag. Dann gingen wir ins Gebäude und stellten geschockt fest, dass der Flug leider 2 Stunden Verspätung hatte. Somit hatten wir nun noch 4 Stunden Zeit bis zum Abflug. Und das Gebäude ist nicht sehr groß. Für einen Aufenthalt im Freien war es zudem auch viel zu windig. Zumindest hatten wir kostenlos W-Lan. Aber nach 2 Stunden weiß man auch nicht mehr so recht, was man eigentlich lesen, googlen oder schreiben soll.
Der Check-In öffnete um 19:00 Uhr und wir stellten uns in die Schlange. Nachdem wir unsere Tickets bekommen hatten, warteten wir erneut. Marcel hatte heute noch nichts gegessen und probierte daher an dem einzigen kleinen Restaurant ein paar Speisen. Es gab Pizzastücke, frittierte Fischsticks und sonstige Kleinigkeiten aber ein richtiges Essen war das natürlich auch nicht. Immerhin ging durch das ständige Anstellen die Zeit ein wenig herum.
Der verspätete Flieger landete um 20:00 Uhr und 45 Minuten später konnten auch wir dann durch die Passkontrolle. In einem Wartebereich setzten wir uns erneut hin aber nur, um nach 5 Minuten wieder aufzustehen und zur Sicherheitskontrolle zu gehen. Da dafür aber keine Zeit mehr war, ließen wir die einfach außen vor. Es saß nämlich niemand dort, der das Handgepäck und die Passagiere selbst kontrollieren sollte. Das hatten wir während unserer ganzen Fliegerei auch noch nie erlebt, dass es keine Sicherheitskontrolle gab.
Um 21:15 Uhr hob die ATR 72 dann endlich ab und brachte uns in 45 Minuten nach Sal. Dort wurden wir von einem Taxifahrer, den Alfred bestellt hatte, abgeholt. Dieser brachte uns zu unserer heutigen Unterkunft dem Aparthotel Santa Maria. Durch unsere späte Ankunft war dort aber niemand mehr und wir klopften einfach mal. Zum Glück öffnete uns auch jemand und wir warteten auf den englischsprachigen Empfang. Der war jedoch ziemlich genervt davon (was er uns deutlich spüren ließ), dass so spät noch jemand etwas von ihm wollte. Da bekamen wir gleich einen richtigen Eindruck. Dementsprechend genervt folgten wir ihm auf unser Zimmer. Als ob für uns das so toll war, zwei Stunden später als geplant hier anzukommen. Er brachte uns auf unser Zimmer, ging kurz hindurch und war dann auch nach dem Satz wann es Frühstück gibt direkt wieder verschwunden. Wirklich sehr unfreundlich. Das Hotel liegt leider ganz am Ende der Stadt Santa Maria und somit musste Marcel nun leider hungern, denn ein Restaurant oder Ähnliches war nicht in der Nähe. Zudem waren wir auch ziemlich kaputt und wollten schnellstmöglich ins Bett. Nicht jedoch ohne einen Gast willkommen zu heißen. Die Mücke kam natürlich wie immer erst zu mir. Aber diesmal hatte ich genug Spray dabei und vergraulte das Tierchen damit. Stattdessen nervte sie dann Marcel. Das konnte ja eine tolle Nacht werden, denn auch der Mückenschutz ließ irgendwann nach und dann wusste ich genau, zu wem das Vieh direkt wieder ankommt. Ich hatte doch sowieso schon genug Stiche abbekommen….