Japan: Im Kirishima Nationalpark – Dauerregen Teil 1

Was ist der Albtraum eines jeden Wanderers wenn er nur zwei Tage an einem Ort Zeit hat? Dauerregen. Und von diesem sollten wir nun die nächsten zwei Tage nicht genug bekommen. Der Kirishima-Yaku National Park ist ein aktives Vulkangebiet, der bei ausländischen Besuchern kaum bekannt ist. Auch ich bin eher zufällig drüber gestolpert aber die Fotos von den Vulkanen haben mir sofort gefallen. Zudem ist die Gegend für ihre Onsen bekannt.Beim Aufstehen schauten wir raus und sahen, dass es in Strömen regnete. Wir hofften, dass es nach dem Frühstück besser werden würde und begaben uns in das Restaurant. Das Frühstück in Buffetform war riesig und es gab jede Menge an japanischem Allerlei. Salate, Nudeln, Reis und alles in irgendwelchen Soßen. Da uns das am Morgen noch zu mächtig war, begnügten wir uns mit Brötchen, Marmelade und Rührei. Marcel nahm noch etwas das aussah wie Omlette und wir setzten uns an den Tisch. Der Regen wurde leider nicht weniger.

Eigentlich wollten wir mit dem Bus um 08:30 Uhr nach Ebino-Kogen fahren und die Wanderung von dort zum Onami Pond angehen. Daraus wurde jedoch nichts. Wir lasen daher etwas, schliefen, liefen durchs Zimmer, schauten hinaus und redeten uns immer wieder ein, dass es da hinten ja heller wurde. Nein, das war ein Irrtum. Noch war die Laune gut und wir schlugen die Zeit irgendwie tot. Der Jetlag lag uns doch noch ein wenig in den Knochen und den Tag ruhiger angehen lassen war vielleicht gar nicht so schlecht. Doch der Regen wurde nicht weniger und wir ließen auch den Bus um 10:30 Uhr und 12:30 Uhr sausen. Damit war der heutige Wandertag eigentlich auch schon erledigt, denn ein weiterer Bus fuhr nicht nach Ebino-Kogen. Bis 12:30 Uhr muss man sich entschieden haben und dann tunlichst zusehen, dass man bis spätestens 16:00 Uhr wieder an einer Bushaltestelle ist, sonst sollte man gut zu Fuß sein.

Gegen halb 2 ließ der Regen ein wenig nach und es nieselte nur noch. Wir packten die Gelegenheit beim Schopfe und ließen uns an der Rezeption ein Taxi rufen, dass uns zum Startpunkt der Wanderung bringen sollte. Keine 5 Minuten später war es da und für 3600 Yen gelangten wir in die Wandergegend. Trinkgelder sind übrigens nicht erwünscht und werden nicht erwartet. Bevor Marcel überhaupt den Betrag aufrunden konnte, hatte er schon den Wechselbetrag zurückerhalten. Ausgerüstet mit Wanderkarte und Busfahrplan, die wir beim Hotel bekamen, waren wir frohen Mutes über einen schönen Wandertag.

Der Einstiegspunkt war jedoch aufgrund vulkanischer Gase gesperrt und der Taxifahrer brachte uns daher zum Visitor Center nach Ebino-Kogen. Wir statteten erst dem Besucherzentrum/Restaurant einen Besuch ab, versuchten uns an einem weiteren Geocache und liefen zum Einstiegspunkt der Wanderung. Ich hatte im GPS einen Track eingezeichnet, den wir nun wandern wollten. Seit der Eruption des Shinmoedake sind zahlreiche Wanderwege noch immer gesperrt. Da wir unterwegs den Schwefelgeruch immer wieder wahrnehmen konnten, wunderte es uns nicht.

An einem Schild am Einstieg des Wanderwegs wird man über die Gefahren aufgeklärt und wie man sich im Fall der Fälle eines Vulkanausbruchs zu verhalten hat. Wir starteten die Wanderung und liefen durch einen Wald bergauf. Wenn wir uns beeilten, würden wir sogar noch den Bus am Onami Pond – dem Ende der Wanderung – erreichen. Doch es kommt ja meist anders als es die Planung voraussieht.

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Der Regen setzte wieder ein und wir waren froh, durch einen Wald zu laufen. Der Weg ist gut zu finden und man kann sich nicht verlaufen. Allerdings standen bereits große Pfützen auf den Waldwegen. Marcel mit seinen Chucks hatte da genau die passenden Schuhe an. Aber egal, hauptsache wir konnten raus. Da es trotz der Höhe immer noch schwül war, schwitzten wir uns in den Regenjacken tot.

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Über Stock und Stein und ziemlich rutschigen Wurzeln kamen wir nicht allzu schnell voran. Der Schlamm erschwerte zudem die Wanderung, da wir immer wieder wegrutschten. Einmal wäre es beinahe geschehen und ich hätte mich lang gelegt aber glücklicherweise konnte ich mich fangen und nur meine Hände bekamen den Matsch ab.

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Zu diesem Zeitpunkt fragten wir uns bereits, wie bekloppt man sein muss, bei dem Wetter zu wandern. Zumal der Regen jetzt wieder seine übliche Form angenommen hatte und es schüttete wie aus Eimern. Der Wald gab uns zwar noch ein wenig Schutz aber wir waren trotzdem schnell durchnässt. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit beschlugen zudem unsere Brillen. Aber Steine sammeln geht auch bei jedem Wetter. Hier lag soviel schönes vulkanisches Gestein, da konnte ich doch nicht einfach vorbeigehen 😀 :-D.

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Der Abzweig bis zum Onami Pond war mit 2,8km angegeben, für die wir knapp 1,5 Stunden benötigten. Da Marcel gerne noch den Gipfel des Karakunidake erklimmen wollte (immerhin mit 1700m der höchste Berg im Kirishima Nationalpark), stiegen wir über zahlreiche Stufen zum höchsten Punkt des Vulkangebirges auf. 1,4km trennten uns vom Gipfel. Auf halber Strecke kehrten wir jedoch um. Es war nicht nur verdammt steil (immerhin mussten gut 400 Höhenmeter) überwunden werden, sondern die Sicht war gleich Null. Marcel hoffte zwar, dass es sich oben ändern würde aber ich sah da schwarz. Daher entschlossen wir uns zur Umkehr. Die ganzen Treppen, die wir schon hinaufgegangen waren, stiegen wir nun wieder hinab. Der Regen erschwerte das ganze Unterfangen. Was für eine bescheuerte Idee :-D.

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Frustriert erreichten wir den Abzweig zum Onami Pond und folgten diesem. Der Regen wurde stärker, die Sicht immer schlechter. Man konnte schon keine 50m weit mehr blicken.

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Der Ausblick auf den Onami Pond ist eigentlich wirklich toll. Im Hintergrund sieht man die Vulkane und die tolle Berglandschaft (zumindest hab ich mir das vorher auf den Fotos angeschaut)… Heute sahen wir natürlich nichts. Dort wo der Kratersee sein sollte, war ein weißes Nichts. Oh man, das war wirklich sooooo verdammt schade. Ich liebe Vulkane und jetzt hatten wir so ein Pech mit unserer Wanderung. Vielleicht wurde das Wetter ja morgen besser. Jetzt beeilten wir uns erstmal, um noch vor Einbruch der Dunkelheit und pünktlich zum Abendessen am Hotel zu sein.

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Vorher mussten wir jedoch über rutschige Steine irgendwie heil hinab zur Straße kommen. Das war gar nicht einfach und nahm unheimlich viel Zeit in Anspruch. Erst um 16:30 Uhr erreichten wir die Straße, die uns zu unserem Hotel führen sollte. Wir warfen das GPS an und ließen uns hinunter routen. 6km lagen vor uns. Über Asphalt. Und jeder, der schon einmal eine längere Wanderung unternommen hat, weiß wie unangenehm Aspahltstraßen sind.

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Wir beeilten uns und sahen zu, dass wir Land gewannen. Immerhin nieselte es nur noch. Klatschnass waren wir trotzdem. Das GPS führte uns einen komischen Waldweg entlang, in dem es schon richtig dunkel war aber besser als einen kilometerlangen Umweg zu laufen. Wir bogen auf eine weitere Asphaltstraße ab, die uns an einem Friedhof entlang zum Iwasaki Hotel brachte. Hier wussten wir dann auch nicht mehr weiter. Das GPS hatte keine Straßen auf dem Gelände eingezeichnet und wir befanden uns irgendwo bei der Küche. Ein Mann kam jedoch heraus und versuchte zu helfen. Nachdem er gefragt hatte, in welches Hotel wir wollen, brachte er uns zur Rezeption, bestellte kurzerhand einen Fahrer des Hotels her und mit diesem wurden wir bis zu unserem Hotel gebracht. Vollkommen kostenlos. Wir waren begeistert. Trinkgeld geben ist hier nicht üblich und deshalb sahen wir davon ab. Das kann auch als Beleidigung aufgefasst werden.

So waren wir jetzt sogar schon viel früher als geplant an unserem Hotel und konnten noch schnell unter die Dusche springen. Bei schönem Wetter ist das hier sicherlich eine tolle Gegend. Wir ärgerten uns sehr, dass wir so ein Pech mit dem Wetter hatten. Normalerweise ist uns der Sonnengott immer huldig aber diesmal hatten wir wohl kein Glück. Aber wir haben festgestellt, dass wir den Pflanzen am Wegesrand heute mal mehr Aufmerksamkeit geschenkt haben ;-).

Wir begaben uns hinab zum Restaurant und wurden wieder an einen Tisch gebracht. Ich hatte heute auch mal das traditionelle Gewand – den Yakuta – an, der übrigens sehr bequem ist aber eher an einen Bademantel erinnert. Die Leute im Hotel liefen jedoch alle so herum. Das Essen war heute sehr Meerestierlastig. Neben diversen Krebsen, Shrimps und Fischen gab es auch Muscheln und Tintenfisch. Und ausgerechnet den hatte ich direkt am Anfang als „den weißen Fisch von gestern“ in Augenschein genommen und freudig in den Mund gesteckt. Manchmal wünschte ich mir doch eine Serviette, in die ich etwas hineinspucken könnte. So musste ich das jetzt irgendwie herunterwürgen. Das war so gar nicht mein Ding.

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Auch das shabu-shabu gehörte zum Abendessen. Die ist echt klasse. Man nimmt einfach alles, was sich auf dem Extrateller daneben befindet (in der Regel hauchzart geschnittenes Rindfleisch und Gemüse) und haut es in den kochenenden Sud. Da ich allerdings überhaupt kein Fan von Meerestieren bin, war ich immer recht schnell fertig mit meinen Tellern. Wenn man beim Essen mit Stäbchen von schnell reden kann. Denn die Frage, „wie ist man jetzt dieses Meerestier mit Stäbchen?“ stellten wir uns diesen Abend häufig. Eine Gabel wäre so viel einfacher :-D. Ob die Stäbchen und ich während der drei Wochen noch Freunde werden? Man darf gespannt sein. Jedenfalls klappt das mal mehr oder weniger gut. Pilze sind immer super :-D.

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Der Kellner brachte nach dem Hauptgang noch drei Suppen und kleine Schalen mit Gemüse. Bei manchen waren wir uns jedoch unsicher, was uns serviert wurde. Generell ist das Essen wirklich gut und absolut frisch aber für uns auch viel zu viel. Da ich heute einiges auf meinem Teller liegen ließ, wollte sich das sättigungsgefühl noch nicht einstellen. Zum Nachtisch gab es allerdings Sushi. Das war schon eher meins :-). Nach dem Essen bezahlten wir die Getränke und verließen das Restaurant.

Müde und kaputt wollten wir um 22:00 Uhr schlafen gehen als wir ein leichtes Erdbeben spürten. Sofort schauten wir im Fernseh nach, ob es Warnungen gab, denn das sollte man ernst nehmen. Nach dem schweren Beben in Kumamoto waren wir doch etwas ängstlich. Aber mit einer knappen Magnitude 3 legte ich mich beruhigt schlafen, während Marcel nicht mal daran dachte und jeden Moment auf das schwere Nachbeben gefasst sein wollte. Zur Sicherheit ließen wir heute mal die Tür offen ;-). Es blieb jedoch alles ruhig.