Island: Ins Hochland

Am Morgen um 07:00 Uhr packten wir unsere Sachen zusammen und verließen den Campingplatz im alten Vulkankrater der Insel Heimaey. Um 08:30 Uhr ging unsere Fähre wieder zurück auf das isländische Festland. Da es leicht zu regnen begonnen hatte, war die frühe Abfahrt auch nicht allzu tragisch. Wir nahmen schöne Eindrücke mit und kamen um 09:00 Uhr wieder in Landeyahöfn an.

Über die Straße 254 ging es wieder zurück auf die Ringstraße 1. Von hier fuhren wir nun Richtung Gullfoss. Dieser gehört zu dem berühmten Golden Circle, den jeder Tourist auf der Insel gesehen  haben sollte. Zum Golden Circle gehören außerdem noch die Thing-Stätte im Nationalpark Þingvellir und das Geothermalgebiet Haukadalur, in dem sich berühmte große Geysir, der Strokkur und die Thermalquelle Blesi befinden. Der Golden Circle kann als Tagestour gemacht werden. Wir steuerten heute nur den Gulfoss an.

Wir nahmen zuerst die Straße 30, bogen dann auf die 31 ab und landeten am Ende auf der Straße 35, welche uns bis zum Abschluss des Tages begleiten sollte. Die F35 ist die einzige Hochlandpiste, die den Süden mit dem Norden verbindet. Sie wird auch Kjölur genannt. Da sie zwei Tage vor unserer Abreise endlich geöffnet wurde, konnten wir unser heutiges Etappenziel Hveravellir (Hv wird übrigens wie Kw ausgesprochen) anpeilen.

Die F35 ist anfangs angenehm zu fahren. Einen Jeep benötigt man bis zum Gullfoss nicht. Am „goldenen Wasserfall“ stiegen wir aus und bestaunten das Spektakel. Der Gullfoss fällt in zwei Etagen. Auf einem Wanderweg gingen wir durch die Gischt hinab zu einer Aussichtsplattform. Hier konnten wir ganz nah an den Wasserfall heran. Wir setzten uns ein wenig an das Wasser und genossen die Eindrücke.

Vom Gullfoss führte unser Weg nun weiter auf der F35 in das Hochland. Die anfangs gut zu fahrende Piste, verwandelte sich ein paar Kilometer weiter in eine holprige Schotterbahn. Jetzt konnte auch der Jeep zu seinem Einsatz kommen. Schilder warnen übrigens rechtzeitig vor einem Straßenbelagwechsel. Die Geschwindigkeit sollte dann möglichst schnell angepasst werden. Mit 80km/h weiter zu fahren, wäre wenig empfehlenswert.

Marcel hatte aus seinem Reiseführer die Empfehlung erhalten, zu einem Gletschersee zu fahren. Wir fuhren daher von der F35 auf eine gestrichelte Straße (falls man da überhaupt noch von Straße sprechen konnte…) ab. Hier waren 40km/h schon ein Erlebnis. (Je näher wir uns allerdings dem Ziel näherten, desto mehr verringerte sich die Geschwindigkeit). 7km/h können sich bei geringer Geschwindigkeit unendlich lang ziehen. Irgendwann erreichten wir aber unser Ziel und nach der Wendung auf einer Brücke, stiegen wir aus und liefen zum Gletschersee. Diese Stille hier oben war faszinierend. Man hörte nichts, absolut gar nichts. Kein Vogelgezwitscher, kein Flugverkehr, nichts. Eine absolute Ruhe. Einfach erstaunlich, dass es solch abgelegene Orte noch gibt. Nach zahlreichen Fotos und stillen Momenten liefen wir zurück zum Auto und fuhren wieder zurück auf die F35. Das Hochland gehörte jetzt schon zu meinen Lieblingsorten.

Unseren nächsten Stopp legten wir an einem alten Lavafeld ein. Auch diese Gegend war einfach atemberaubend, so surreal.  Wir ließen die Atmosphäre auf uns wirken. Nicht weit von hier liegt ein Gebiet, in dem sich zahlreiche Obsidiane und andere Edelsteine finden lassen sollen. Wir fuhren allerdings weiter Richtung Hveravellir. Dies lag nur noch 25km entfernt. Allerdings können sich 25km sehr lange ziehen, wenn die Geschwindigkeit gering ist.

Hveravellir erreichten wir gegen 16:00 Uhr. Da die Straße erst ein paar Tage befahrbar war, war auch hier oben noch nicht viel los. Der Zeltplatz und die Hütte waren erst vor 2 Tagen eröffnet worden. Marcel und ich bauten das Zelt auf, während Ulrike und Klaus die Hütte bezogen. Auch hier war der Zeltplatz wieder schön gelegen und mit uns standen nur 3 weitere Zelte auf dem Platz.

Nun wollten wir aber nicht lange warten und zur eigentlichen Sehenswürdigkeit aufbrechen, dem Geothermalfeld Hveravellir. Dieses Gebiet liegt sozusagen in the Middle of nowhere. Vom Gullfoss sind es ca. 90 km. Vom Norden her kommend benötigt man ungefähr dieselbe Wegstrecke. Hveravellir liegt wirklich mittendrin.

Neben blubbernden Wassertöpfen und dampfenden Solfataren, findet man hier auch einen „Mini-Vulkan“. Dieser Solfatar spuckt zwar keine Lava, stößt jedoch unter ständigen Druck heißen Wasserdampf aus. Welch ein Lärm und ein Naturphänomen der ganz besonderen Art. Dieser „Baby-Vulkan“ hatte es mir schon jetzt angetan und ich wollte gar nicht mehr weg. Aber zu lange in den schwefelhaltigen Dämpfen stehen, ist nicht ratsam. Wir folgten weiter dem Wanderweg und kamen durch eine karg bewachsene Gegend bis zu einem kleinem Steinhügel. Diesen bestiegen wir natürlich und genossen abermals die Aussicht auf das umliegende Land. Keine Häuser, keine Bäume, einfach gar nichts, was der Sicht im Weg stand. Nur weites Land.

An dampfenden Feldern, unter denen sich die Hitze nur erahnen lässt, gingen wir zurück zum Platz. Wir ließen den Abend in einer Steinhütte nahe der Hütte ausklingen.

Marcel und ich fuhren jedoch kurze Zeit später noch einmal mit dem Auto ein paar Meter weiter die Straße aufwärts. In der Ferne hatten wir dort eine mächtige Dampfwolke entdeckt und wollten wissen, was wir dort vorfinden. Wir parkten unser Auto in der Nähe der Wetterstation und liefen in Richtung Dampfsäule. Diese entstand jedoch durch ein Rohr, welches in den Boden eingelassen war. Nicht sehr spektakulär? Dachten wir auch erst, doch dann ging es los. Plötzlich kam aus dem Rohr nämlich nicht nur ein wenig Dampf, sondern auch heißes Wasser. Die Dampfsäule wurde immer höher und höher und erinnerte an einen Geysir. Ein wenig bekamen wir es mit der Angst zu tun und entfernten uns lieber von dem Rohr. Anfangs hatte ich mich noch gefragt, warum man diese Straße nicht reinfahren darf und warum soviel Wasser auf dem Boden zu sehen ist, jetzt bekam ich meine Antworten. In sicherer Entfernung betrachten wir dieses irrsinnige Schauspiel. Damit hatten wir nun so gar nicht gerechnet. Lachend kehrten wir zum Auto zurück und fuhren zum Campingplatz.

Dort bauten wir nun das Zelt auf und gingen schlafen.