Bosnien und Herzegowina: In der Tropfsteinhöhle Srednja Bijambarska

Nach der gestrigen späten Anreise mit Wizz Air von Köln nach Tuzla, holte Marcel am Morgen den Mietwagen am Flughafen ab, während Renate, Günter und ich in unserer Pension „Guesthouse Denis“ warteten.

Das Wetter war leider recht durchwachsen. Ein feiner Landregen und dicke graue Wolken prägten den Morgen. Wir hofften, dass das Wetter im Verlauf des Tages besser werden würde. Die Chancen standen allerdings eher schlecht. Wenn die Wetter App 100 % Regen voraussagt, ist der Spielraum für Sonne recht gering.

Die Übernahme des Mietwagens verzögerte sich etwas, da der Mitarbeiter von Europcar den Abholtermin wohl verschlafen hatte. Marcel musste daher gut 30 Minuten auf ihn warten und kam dann mit dem Seat Leon zur Unterkunft.

Wir packten die Sachen in den Kofferraum und fuhren los.

Tuzla hat generell nicht viel zu bieten und so fuhren wir die erste Hälfte der Strecke nach Sarajevo ohne Zwischenstopps. Bosnien und Herzegowina beeindruckte ist während der Fahrt bereits mit einer unglaublich grünen Landschaft und kaum besiedelten Dörfern.

Blick auf die Landschaft in Bosnien und Herzegowina

Blick auf die Landschaft in Bosnien und Herzegowina

Spontan entdeckten wir ein Schild am Straßenrand, dass auf eine Sehenswürdigkeit hinwies. Das für seinen Höhlenkomplex bekannte Gebiet Bijambare liegt am äußersten Nordosthang von Ilijaš, einer kleinen Stadt in der Nähe von Sarajevo.

Die touristisch erschlossene Srednja Bijambarska Höhle schien eine gute Möglichkeit, dem kühlen und nassen Wetter für eine gewisse Zeit zu entfliehen. 

Ein älterer Herr empfing uns bereits auf dem Parkplatz und erklärte uns auf Deutsch, war wir zu sehen bekämen.

Insgesamt befinden sich 8 Höhlen auf dem weitläufigen Gelände, von denen die Größte – die Bijambarska Höhle – nur mit Führung besucht werden kann. Diese ist touristisch erschlossen und auf ca. 450 Metern (ohne way) kann man die Stalagmiten (vom Boden empor wachsend) und Stalaktiten (von der Decke hängend) bestaunen. Der Eintritt kostete 4 BAM (ca. 2 Euro) / Person.

Vom Eingang sind ca. 2 Kilometer Fußmarsch zurückzulegen. Alternativ verkehrt auch ein kleiner Zug, der für umgerechnet 1 Euro (2 BAM) / Person und pro Strecke genutzt werden kann.

Wir entschieden uns für die zweite Variante und warteten knapp 20 Minuten auf den Touristenzug. Mit uns stiegen nur zwei weitere Leute ein und auf einer schmalen Asphaltstraße fuhren wir bis zum Infohäuschen der Srednja Bijambarska Höhle. Hier startete auch die geführte Tour.

Eingang des Landschaftsschutzgebiets Bijambare

Nicht mehr viel zu erkennen

Eingang des Landschaftsschutzgebiets Bijambare

Der Zug kommt

In der Bimmelbahn

Übersichtstafel des Landschaftsschutzgebiets Bijambare

Gemeinsam mit 8 anderen Touristen begaben wir uns auf Entdeckungstour. In der Höhle herrscht das ganze Jahr über eine Temperatur von nur 5° Celsius. Im Sommer angenehm, im Herbst doch sehr kalt. Zum Glück hatten wir Jacken dabei.

Auf dem Weg zur Srednja Bijambare Höhle

Hinweisschilder zu den beiden Höhlen

Zuerst mussten wir ein paar natürliche Stufen hinauf bis zum gewaltigen Eingang der Höhle laufen. 

Eingang zur Srednja Bijambarska Höhle

Dann stiegen wir hinab in die Unterwelt. Unser Guide sprach gut Englisch und erklärte uns einiges über die Entstehung und die Größe der Höhle. Generell kann man sich aber sehr frei und ohne Zeitdruck durch die Höhle bewegen. Das gefiel uns. 

Eingang zur Srednja Bijambarska Höhle

Neandertaler in der Srednja Bijambarska Höhle

Staunend betrachteten wir die riesigen Gebilde der Tropfsteinhöhle. Fotos sind ohne Stativ natürlich immer etwas schwierig aber ein paar Eindrücke konnten wir für die Ewigkeit festhalten.

Riesige Halle in der Srednja Bijambarska Höhle

Tropfsteine in der Srednja Bijambarska Höhle

Tropfsteinhöhle Srednja Bijambarska

Tropfsteine in der Srednja Bijambarska Höhle

Tropfsteine in der Srednja Bijambarska Höhle

Auf dem schmalen, asphaltierten Weg gelangten wir in die „Konzerthalle“. Überall glitzerte es und die riesigen Stalagmiten und Stalaktiten, die teilweise zu Stalagnaten zusammengewachsen waren, versetzten uns immer wieder ins Staunen.

Tropfsteine in der Srednja Bijambarska Höhle

Tropfsteine in der Srednja Bijambarska Höhle

Tropfsteine in der Srednja Bijambarska Höhle

Tropfsteine in der Srednja Bijambarska Höhle

In der Tropfsteinhöhle leben auch ein 21 Fledermausarten, von denen 14 auf der roten Liste stehen. Zu sehen war jedoch keine.

Versteck der Fledermäuse

Beeindruckt von der gewaltigen Naturkulisse liefen wir zum Endpunkt des ausgebauten Weges und gingen auf selben Weg zurück zum Ausgang. 

Tropfsteine in der Srednja Bijambarska Höhle

Tropfsteine in der Srednja Bijambarska Höhle

Tropfsteine in der Srednja Bijambarska Höhle

Tropfsteine in der Srednja Bijambarska Höhle

Ein kleiner Abstecher nach rechts brachte uns zu einer Art riesigem „Kronleuchter“, der von der Decke hing. Faszinierend, was die Natur hier gezaubert hat.

Tropfsteine in der Srednja Bijambarska Höhle

Tropfsteine in der Srednja Bijambarska Höhle

Begeistert, dass wir zu der Srednja Bijambarska Höhle einen Abstecher unternommen hatten, verabschiedeten wir uns von unserem Guide und begaben uns ans Tageslicht.

Tropfsteinhöhle Srednja Bijambarska

Tropfsteinhöhle Srednja Bijambarska

Tropfsteinhöhle Srednja Bijambarska

Tropfsteinhöhle Srednja Bijambarska

Während ich noch zu einer weiteren Höhle – der Gornja Bijambarska Höhle ging – liefen Marcel, Günter und Renate zurück zum Infopunkt.

Gornja Bijambarska Höhle

Ohne Taschenlampe konnte ich die Höhle jedoch nur ein paar Meter erforschen. Alles andere war mir auch zu unheimlich 👻.

Gornja Bijambarska Höhle

Ich stieg daher die Stufen hinab und zu viert fuhren wir mit dem Zug zurück zum Parkplatz.

Zurück am Infopunkt und Haltestelle der Bahn

Durchgefroren erreichten wir das Auto und fuhren weiter nach Sarajevo.

Je näher wir uns der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina näherten, umso schlechter wurde leider das Wetter.

Bei unserer Ankunft gegen 15 Uhr regnete es wieder und ein Ende war nicht in Sicht. Die Erkundung der Stadt musste daher heute buchstäblich ins Wasser fallen.

Wir checkten im Aziza Hotel etwas oberhalb von Sarajevo ein und bekamen ein riesiges Zimmer mit tollem Blick auf die Stadt.

Hotel Aziza, Sarajevo

Zimmer im Hotel Aziza, Sarajevo

Da eine Besichtigung Sarajevos heute wohl nicht mehr in Frage kam, beschlossen wir, dem War Childhood Museum einen Besuch abzustatten.

Mit Regenschirm bewaffnet liefen wir von unserem Hotel – an einem riesigen Friedhof vorbei – die Straße hinab in die Altstadt. 

Friedhof in Sarajevo

Ich hatte nur Skechers an und meine Socken waren innerhalb weniger Minuten bereits komplett durchnässt. Dazu war es auch noch kalt. Ich fror am ganzen Körper und war froh als wir endlich das Museum erreichten. Es liegt etwas versteckt in einer Seitenstraße, ist jedoch von der Hauptstraße bereits ausgeschildert. Der Eintritt kostete 10 KM (Ca. 5 Euro / Person).

Durch die Straßen Sarajevos

Durch die Straßen Sarajevos

War Childhood Museum Sarajevo

Wir bekamen zuerst eine kleine Einführung über den Inhalt und die Aufteilung des Museums.

Das Muzej ratnog djetinstva (englisch War Childhood Museum; „Museum der Kriegskindheit“) wurde 2017 eröffnet und berichtet mittels alltäglichen Sachen wie Buchstaben, Tagebücher, Fotos, Kleidungsstücke und Spielzeug und Videos über die Erfahrungen und Erlebnisse der im Bosnienkrieg aufgewachsenen Kinder. Unter den ausgestellten Gegenständen können die Besucher die dazu passenden Erinnerungen lesen oder sich Aussagen aus Interviews anhören.

War Childhood Museum Sarajevo

War Childhood Museum Sarajevo

War Childhood Museum Sarajevo

Jasminko Halilović, der spätere Gründer des Museums, begann im Jahr 2010, Objekte von jungen Leuten aus dem Krieg zu sammeln. Selbst „Kriegskind“, Aktivist und Unternehmer, benutzte er eine Online-Plattform, auf der er kurze Geschichten junger Erwachsener sammelte. Er erstellte eine Kollektion von 1.000 Aussagen und verstand, dass viele dieser jungen Leute immer noch Gegenstände aus deren Kriegskindheit besitzen. Er begann also mit der Erstellung einer Museumskollektion, die aus 3.000 Gegenständen und 60 mündlichen Aussagen besteht. Die Objekte dienten im ersten Plan für ein Buch, das 2013 veröffentlicht wurde und ins Deutsche und Japanische übersetzt wurde. Dies diente dann als Basis für das spätere Museum der Kriegskindheit.

Nach knapp einer Stunde schloss sich der Rundgang. Ein bedrückendes Erlebnis, das uns zum Nachdenken anregte.

Wir begaben uns nach draußen. Leider regnete es immer noch genauso stark wie vorher. Daher beschlossen wir direkt im Anschluss an den Museumsbesuch im Restaurant „Klopa“ Essen zu gehen. Das Restaurant wurde Marcel von einer Kollegin empfohlen und wir waren gespannt, was uns erwartete. Doch zuerst mussten wir im strömenden Regen durch die Altstadt Sarajevos laufen.

Altstadt in Sarajevo

Altstadt in Sarajevo

Altstadt in Sarajevo

Altstadt in Sarajevo

Sarajevo Meeting of Cultures

Herz-Jesu-Kathedrale Sarajevo

In dem kleinen aber modern eingerichteten Laden wurden wir vom Kellner freundlich empfangen und an einen Tisch gebracht. Froh endlich die nassen Socken und Schuhe ausziehen zu können, mummte ich meine kalten Füße in meine Jacke unter dem Tisch ein.

Wir bekamen die Menükarte mit einer breiten Auswahl an verschiedenen Fleischgerichten. Der Kellner empfahl uns die große Grillplatte mit massig Fleisch vom Rind, Lamm und Hühnchen.

Da ich weder Lamm noch Rindfleisch allzu sehr favorisiere, bestellte ich einen Chickenburger und die anderen drei nahmen die Grillplatte. Von dieser hätten allerdings gut und gerne 4 Leute essen können. Mein Burger schmeckte gut, nur die Kartoffelspalten waren etwas kalt.

Essen im Restaurant Klopa

Wir ließen uns Zeit und ließen den ersten Tag Revue passieren. Marcel bestellte noch einen bosnischen Kaffee und ein warmes Küchlein in Vanillesauce. Mächtig aber lecker. Und zum Glück brachte der Kellner gleich 4 Löffel. So konnte jeder probieren und Marcel musste nicht alles alleine aufessen 😉

Widerwillig zog ich nach ca. 2 Stunden meine immer noch nassen Socken und Schuhe an und wir begaben uns nach draußen. Es regnete immer noch und wir sahen zu, dass wir schnellen Schrittes zurück zum Hotel kamen.

Die letzten Meter bergauf sorgten zumindest zeitweise für etwas Wärme im Körper aber ich war froh als ich endlich auf dem Zimmer war und mir eine heiße Dusche gönnen konnte.

Mit Blick auf die Lichter der Stadt ließen wir den Tag ausklingen und hofften auf besseres Wetter am morgigen Tag.