Unsere letzte Wanderung lag schon einige Monate zurück. Das letzte Mal waren wir in November mit Carsten auf dem neanderlandSTEIG unterwegs. Seitdem war entweder das Wetter schlecht oder bei Sonnenschein pilgerten die Menschenmassen in die beliebten Gebiete oder wir hatten einfach keine Lust aufs Autofahren. So blieben an den Wochenenden meist die heimischen Spaziergänge am Rhein entlang oder durch bekanntes Terrain am Niederrhein. Heute wollten wir endlich mal wieder etwas raus aus dem flachen Land und hatten uns für eine 9 Kilometer lange Rundtour entlang des Bensberger Schlosswegs (Streizug Nummer 13) entschieden.
Der Bensberger Schlossweg führte uns am Bensberger Barockschloss in das Waldgebiet Hardt hinein. Von der Luxus-Herberge Schlosshotel Lerbach im ehemaligen Papier-fabrikanten-Anwesen führte der Rundweg erneut durch ein schönes Waldgebiet über die vorchristliche Wallanlage der Erdenburg zurück nach Bensberg. Einige Anstiege galt es zu überwinden. Der Gesamtanstieg betrug ca. 100 Höhenmeter. Die Tour wird als „leicht“ bewertet.
Unser Auto parkten wir auf dem Parkplatz beim Aldi (Navi: Am Stockbrunnen, max. Parkzeit mit Parkscheibe: 2 Stunden, am Samstag ab 14 Uhr und sonntags unbegrenzt.). Während bei uns in den letzten Tagen insgesamt gut 20 cm Neuschnee gefallen waren, war die Schneefront im Bergischen Land wohl vorbeigezogen. Hier lag gar nichts.
Vom Parkplatz liefen wir daher schneefrei zu Fuß zum Rathaus Bensberg, dem Startpunkt der Tour. Hier gab es übrigens auch noch genug freie Parkplätze.
Das Rathaus Bensberg entstand auf dem Gelände der Burgruine des alten Schlosses Bensberg (auch Burg Bensberg genannt). Nach den Plänen des Architekten Gottfried Böhm wurden die vorhandenen Mauerreste und erhaltenen Türme in den Jahren 1962–1972 mit einem Neubau aus Sichtbeton zu einem funktionalen Gebäude vereint. Ein wuchtiger Betonklotz, der durch seine besondere Architektur – insbesondere die des Treppenturms – jedoch sofort ins Auge sticht.
Wir folgten dem Fußgängerweg bis zu einer Kreuzung, an der wir nach links auf die Kadettenstraße abbogen.
Eine breite Allee brachte uns zum ersten Highlight des Rundwanderwegs – dem Schlosss Bensberg. Das Barockschloss, das sich Kurfürst Jan Wellem aus Düsseldorf im 18. Jahrhundert als Jagdsitz errichten ließ, ist heute ein 5-Sterne-Grandhotel, in dem Gäste aus aller Welt und Stars von Robbie Williams bis Paul McCartney übernachteten. Aktuell ist es coronabedingt geschlossen.
Am Ende der Straße folgten wir der rot-weiß markierten „13“ nach rechts und bogen nach knapp 200 Metern nach links auf die Straße „Zur Hardt“ ab.
Leicht ansteigend gelangten wir zu einer Anhöhe und genossen einen Blick auf die Katholische Kirche St. Nikolaus in Bensberg und die umliegenden Häuser.
Dem asphaltierten Weg bergab folgend, wanderten wir auf dem Hardtweg weiter in das gleichnamige Waldgebiet hinein.
Der gut ausgeschilderte Wanderweg führte uns auf einem breiten Waldweg am Freibad Milchborntal vorbei.
Wir erreichten das Romantik Waldhotel Mangold und bogen hier nach rechts ab.
An einer Gabelung hielten wir uns links und gelangten auf schmalen Pfaden durch den knorrigen Wald.
Leicht bergauf passierten wir den Französischen Friedhof, auf dem in Massengräbern die hauptsächlich an Typhus verstorbenen Lazarettbewohner begraben liegen.
Dem Pfad weiter folgend erreichten wir die Ruhestätte der Österreichischen Krieger und bogen kurze Zeit darauf nach rechts auf einen breiten Waldweg ab.
Diesem folgten wir für gut 700 Meter immer geradeaus bis zum geografischen Mittelpunkt der Stadt Bergisch Gladbach. Da es im Wald zwar keinen Schnee aber einige vereiste Stellen gab, mussten wir gut aufpassen, dass wir auf der spiegelglatten Fläche nicht ausrutschten.
Auf einem Wanderweg direkt neben der Landstraße „Lerbacher Weg“ erreichten wir einen Wanderparkplatz, der sich direkt am Schloss Lerbach befand. Das Schloss selbst war hinter den dichten Nadelbäumen nur zu erahnen.
Das ehemalige Herrenhaus im Neorenaissancestil, in dem sich ein Hotel und ein Restaurant befinden, ist seit Ende Januar 2015 geschlossen, weil der Pachtvertrag auslief. Die Anlage wird restauriert und neugestaltet.
Wir folgten weiter dem Weg entlang der Landstraße und waren froh als wir nach rechts in eine weniger befahrene Straße abbogen.
Marcel nutzte die Gunst der Stunde und kaufte auf dem Bauernhof, an dem wir direkt vorbeiliefen, ein Stück Käse.
Auf der Asphaltstraße wanderten wir vorbei an glücklichen Hühnern, die in der wärmenden Mittagssonne im hart gefrorenen Boden pickten.
Wir erreichten das ausgestorben wirkende Örtchen Kaltenbroich und stiegen kurz vorm Ende der Asphaltstraße „Sander Heide“ im Hang aufwärts.
Der lange Anstieg brachte uns auf einem schönen Wanderweg immer weiter in den Wald hinein.
Wir gelangten zum Naturfreundehaus Hardt und unternahmen von hier einen kurzen Abstecher (ca. 500 Meter hin und zurück) zur Grube Blücher.
Die Grube Blücher ist eine ehemalige Blei-/Zinkerzgrube, die sich mit insgesamt 13 Grubenfeldern beinahe über die gesamte Hardt erstreckt hatte. Die Erze wurden hier zunächst per Hand verlesen (geklaubt). Um jedoch auch kleinere Erzkörner gewinnen zu können, wurde das zerkleinerte Fördergut wie beim „Goldwaschen“ mit Wasser vom umgebenden „tauben“ Gestein getrennt.
Durch einen alten Luftschacht gelangt rotes Wasser zu Tage.
Die Rotfärbung des kleinen Baches ist darauf zurückzuführen, dass das im Wasser gelöste Eisen erst mit dem Erreichen der Oberfläche oxidieren kann, weil es Untertage keinen Sauerstoff gibt. Es handelt sich also eigentlich nur um Rost.
Die nicht abtransportierten und hier verbliebenen Waschberge können jedoch noch erhebliche Mengen an Blei und Zink sowie anderen toxischen Elementen wie Arsen, Quecksilber und Cadmium enthalten. Daher bitte das Bodenmaterial nicht mit nackten Händen anfassen!
Apropos „nicht anfassen: Beim Versuch gefrorenes Wasser an dem roten Bach zu fotografieren passierte mir jedoch ein Missgeschick. Ich rutschte auf einer dieser gemeinen, spiegelglatten Eisflächen aus und hatte nicht nur rote Hosenbeine und eine rote Jacke, sondern auch rote Hände. Soviel zu diesem Thema 🧐.
Wir folgten dem Weg noch ein Stück abwärts bis zur Mündung des roten Baches in den Lerbach und begaben uns bergauf auf gleichem Weg zurück zum Naturfreundehaus Hardt.
Die rot-weiße Wandermarkierung brachte uns entlang eines kurzen Stückes auf einer Asphaltstraße wieder in den Wald hinein.
Nach einem kleinen Anstieg gelangten wir zu einer Anhöhe und wanderten abwärts zum Milchborntalweiher.
Der Wanderweg führte uns vorbei an einer schönen Hütte halb um den idyllisch gelegenen See.
Auf schmalen Pfaden, leicht bergauf und bergab, gelangten wir zu einer weiten Lichtung.
Der breite Wirtschaftsweg brachte uns sanft hinauf bis zu einem Abzweig.
Diesem folgten wir nach rechts und wanderten neben dem Sportplatz Moitzfeld her wieder in den Wald hinein.
An der vorchristlichen Wallanlage der Erdenburg vorbei, liefen wir bergab bis zum zugefrorenen Jungfrauenweiher, wo wir eine kurze Rast einlegten.
Noch einmal sammelten wir die Energiereserven für einen leichten Anstieg. Ein paar Meter führten uns durch den Wald, bis wir die ersten Häuser von Bensberg erreichten.
Die restlichen 1,5 Kilometer bis zum Rathaus Bensberg und dem Ende der Wanderung führte der Bensberger Schlossweg entlang der Wippefurther Straße (L289).