Nach unserem Frühstück – das sehr spartanisch ausfiel – (Kaffee oder Tee und iin Öl gebackenes Toastbrot mit Schafskäse und Marmelade) wollten wir heute zum Witosha Nationalpark. Dieses beliebte Skigebiet liegt nur eine halbe Stunde von Sofia entfernt. Wir hatten uns gestern in der Tourismuszentrale den Weg erklären lassen, da wir mit dem ÖPNV dorthin fahren wollten. Die Dame erklärte uns, dass wir darauf achten müssen, dass wir den Bus 9T anstatt 9 nehmen sollen, da dieser als Ersatzverkehr fährt. Am nächsten Morgen waren wir uns allerdings unsicher, ob denn 9T überhaupt angeschlagen steht und ob wir hier richtig standen. Aus der Karte ließ sich nicht erkennen, wo wir einsteigen sollten und die Dame wusste gestern auch nicht so recht, wo der Bus abfährt. An der Haltestelle stand nichts dran und so fragte Marcel eine Passantin. Die verstand nicht so gut Englisch und sagte uns, dass der Bus gleich kommt. Allerdings die Nr. 9 nicht 9T. Und das sollte noch fatal werden.
Im Bus wollte Marcel zwei Fahrkarten kaufen. Wir hatten allerdings kein Kleingeld mehr (Man sollte wirklich immer darauf achten, keine großen Scheine zu haben, die nimmt dort keiner an!) und so konnte uns der Busfahrer keine Fahrkarte geben, da er nicht wechseln konnte. In einem fremden Land schwarz zu fahren war gar nicht mein Ding. Wir wussten zudem gar nicht, wo wir aussteigen sollten. Unsere bulgarischen Sprachkenntnisse waren nicht vorhanden und aus dem kyrillischen etwas Herleiten war nicht möglich.
Marcel fragte dann zwei junge Mädchen, die Englisch verstanden, wie wir zum Witosha Gebirge kommen sollten. Sie sagten, dass wir in einen anderen Bus umsteigen müssen. Spätestens da war uns klar, dass wir total falsch hier waren. Ich wäre am liebsten zurückgefahren, wer weiß, wo wir noch landen würden.
Wir stiegen also an der Haltestelle aus, die uns die Mädchen gesagt hatten und warteten auf den nächsten Bus. Der kam auch bald und da wir immer noch kein Kleingeld hatten, mussten wir also wieder schwarzfahren. Das wurde uns diesmal auch zum Verhängnis, denn zwei Haltestellen später stiegen Kontrolleure ein. Tja, die verstanden uns nicht und wir sie nicht. Letztendlich mussten wir 10 Lev bezahlen (anstatt 1). Umgerechnet waren das 5€. So hatten wir wenigstens ein gültiges Ticket.
Nun hatten wir wohl die Buslinie erwischt, die am längsten bis zum nächsten Umsteigepunkt benötigt. Wir waren mehr als 2 Stunden unterwegs und dachten eigentlich auch nicht, dass wir jemals ankommen würden. Das war eine Fahrt. Die Einheimischen im Bus wurden auch immer weniger und die letztverbliebenen versuchten uns so gut wie es ging zu helfen. Einer fragte den Busfahrer, wo wir aussteigen müssen und dieser sagte uns dann schließlich am Ankunftsort auch Bescheid. Jetzt waren wir quasi an einem Busbahnhof, wo einige Busse abfuhren u.a. auch die besagte Linie 9T… Shit happens? Immer.
Am Busbahnhof trafen wir auf ein Deutsch-bulgarisches Pärchen, die auch zum Witosha- Nationalpark wollten und wir fuhren mit ihnen zusammen. Der Bus hinauf kam bald (Der Bus hält ein paar Meter unterhalb des Skiliftes). Für mich war die Busfahrerei das schlimmste überhaupt. Mir wird nach 20min schon meist schlecht. Jetzt nach fast 4 Stunden gings mir gar nicht gut und ich wäre auch am liebsten hochgelaufen. Aber die Zeit drängte, denn der letzte Bus zurück fuhr bereits um 16 Uhr. Wir gingen noch ein Stück zusammen zum Skilift, bevor sich unsere Wege trennten.
Wir liefen ein wenig entlang der schmalen Pfade und genossen die tolle Aussicht und den Blick auf die umliegenden Gebirgszüge. Dafür hatten sich die Strapazen doch gelohnt.
Immer weiter bergauf führte unser Weg, vorbei an den „Steinflüssen“, die als Naturwunder gelten. Dies sind langgestreckte Geröllfelder aus bis zu 4 Meter großen, rundgeschliffenen Felsen, die durch Verwitterung entstanden sind. Wirklich faszinierend. Wir wären noch gerne bis zum Gipfel des Tscherni Vrah (mit 2290m Höhe der höchste Berg im Witoschagebirge) gegangen aber leider ließ die Zeit dies nicht mehr zu und so mussten wir bald auch schon wieder umkehren.
Wir fuhren nun wieder mit dem Bus zurück und diesmal verlief auch alles planmäßig. Nach 30min waren wir wieder in Sofia. Dort gingen wir nun erstmal zurück ins Hotel und machten uns gegen 21:30 Uhr auf dem Weg in die Stadtmitte zu einem großen Platz, wo heute abend eine Silvesterveranstaltung sein sollte. Marcel wollte dort gerne ein wenig Musik hören. Mir war es eigentlich zu kalt und außerdem mag ich keine Silvesterfeiern im großen Stil. Zum Glück wars hier nicht voll und große Menschenaufläufe gabs nicht. Auch war alles abgesperrt und die Polizei war an jedem Eingang zur Kontrolle massig vorhanden. Wir liefen ein wenig durch die beleuchtete Stadt und gingen dann um 23 Uhr wieder zurück ins Hotel. Es wurde einfach zu kalt.