Grönland: Am Nationalfeiertag unterwegs in Nuuk

Das Wetter am Morgen war ernüchternd. Dichte Wolken hingen über den Bergen um Nuuk und unsere geplante Wanderung auf den Berg Lille Malene (Quassussuaq) verschoben wir erstmal. Zugegebenermaßen waren wir heute auch ein wenig träge. In den letzten Tagen hatten wir so viel unternommen und erlebt, dass wir heute damit liebäugelten, einfach mal gar nichts zu machen. Da heute auch der grönländische Nationalfeiertag stattfand, wollten wir uns später etwas in der Stadt umsehen.

Erst gegen Mittag wurde das Wetter besser. Sonne und blauer Himmel lockten uns vor die Tür. Von unserer Unterkunft Hotel Nordbo City liefen wir zum Katuaq – dem Kulturzentrum Nuuks.

Katuaq - Kulturzentrum Nuuk

Überall in der Stadt wehte die grönländische Flagge. Am 21. Juni – dem längsten Tag des Jahres – werden die nationale Identität Grönlands mit Festlichkeiten, Paraden, Kaffee trinken und kulturellen Darbietungen gefeiert, sowie die Einführung der grönländischen Flagge und der Selbstverwaltung im Jahr 2009. Auch das Kulturzentrum war gut besucht und es wurden Vorträge gehalten. Da wir der weder der grönländischen noch der dänischen Sprache mächtig sind, verzichteten wir auf eine Einkehr und liefen zur Erlöserkirche (Annaassisitta Oqaluffia).

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Erlöserkirche (Annaassisitta Oqaluffia) in Nuuk
Erlöserkirche (Annaassisitta Oqaluffia) in Nuuk

Den kleinen Aussichtshügel mit dem Denkmal von Hans Egede hinter der Kirche, hatten wir gestern schon bestiegen und so liefen wir heute direkt weiter in Richtung Museum.

Auf dem Weg zum Museum in Nuuk
Auf dem Weg zum Museum in Nuuk

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Es ertönte Musik und an einem kleinen Stand wurden Waffeln und Süßigkeiten dargeboten. 

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Uns interessierte allerdings die Menschentraube, die sich am Pier versammelt hatte. Was es da wohl zu sehen gab?

Auch wir liefen hin und nahmen einen metallischen Geruch wahr. Als wir hinab zum Wasser blickten, sahen wir auch gleich, woher der Geruch stammte. Eine Robbe wurde fachmännisch von zwei Fischern zerlegt. Während Marcel dem Schauspiel ein wenig zusah, musste ich mal direkt woanders hingehen. Die Robbenjagd gehört auf Grönland dazu und ist tief in der Inuit-Kultur verwurzelt. Fast alle Teile der Robbe werden genutzt, vom Fleisch für die Ernährung bis zur Haut für Kleidung und Werkzeuge. Die Inuit jagen nur für den Eigenbedarf, wenden keine grausamen Jagdmethoden an und töten keine Jungrobben.

Zerlegte Robbe
Zerlegte Robbe

Wie die Haut weiterverarbeitet wurde, konnten wir uns ein paar Meter weiter ansehen. Mit einem Ulu-Messer, einem traditionelles Werkzeug der Inuit, das für das Häuten und Zerlegen von Robben sowie für andere Aufgaben der Lebensmittelzubereitung und des Handwerks genutzt wird, trennte die Frau die Haut gekonnt vom Fett der Robbe. Das Ulu besitzt eine charakteristische, halbmondförmige Klinge und war historisch aus Stein oder Knochen gefertigt, wird aber heute meist aus Stahl hergestellt und ist ein unverzichtbares Instrument für die arktische Kultur.

Das Fell der Robbe wird mit dem Ulu-Messer vom Fleisch getrennt
Das Fell der Robbe wird mit dem Ulu-Messer vom Fleisch getrennt

Nachdem wir uns das Schauspiel einige Zeit angesehen hatten, liefen wir entlang der Promenade zu dem Holzbohlenweg.

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Wie gestern folgten wir diesem wieder am Meer entlang und liefen durch die Stadt zurück in Richtung Apartment.

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Für den morgigen Tag hofften wir auf besseres Wetter und auf eine letzte Wanderung auf Grönland, bevor es zurück in die Heimat ging.

By the Way: Während es in Ilulissat 24 Stunden am Tag hell war und die Sonne überhaupt nicht unterging, herrschte in Nuuk von ca. 00:00 Uhr bis kurz vor 03:00 eine Art Dämmerlicht, denn die Sonne sank gen Horizont. Das wir nun unterhalb des Polarkreises von 66 Grad Breite waren, machte sich trotz des längsten Tag des Jahres bemerkbar.