Die Nacht war kurz (und hell) und nach der gestrigen langen aber traumhaften Wanderung ins Kuannit hätten wir heute gerne ein wenig länger entspannt. Doch wir mussten bereits um 10 Uhr aus dem Hotel Disko Island aus checken und standen daher zeitig auf. Für heute hatten wir eine Wanderung zum Lyngmark-Gletscher geplant. Allerdings war das Wetter recht bescheiden und die Sicht auf die umliegenden Berge nicht wirklich vorhanden.
Wir hofften, dass sich das Wetter noch ein wenig besserte und begaben uns erstmal zum Frühstück. Das Gepäck nahmen wir bereits mit zum Hotel, wo es einen Aufbewahrungsraum gab.
Unsere Fähre zurück nach Ilulissat ging erst um 17:30 Uhr und wir hatten daher den ganzen Tag Zeit, die Insel zu erkunden. Ob wir die ca. 13 Kilometer lange Tour auf den 900 Meter hohen gelegenen Gletscher schaffen würden, würde sich im Laufe der Wanderung zeigen. Festes Schuhwerk ist unbedingt notwendig. Ein GPS kann bei der Wegfindung helfen. Die blaue Markierung war nicht immer direkt zu erkennen.
Das Frühstück war ok aber es wurde kurz vor Ende nicht mehr viel nachgelegt, weshalb unsere Auswahl ein wenig beschränkt war.
Wir checkten danach aus und fragten an der Rezeption bzgl. der Schneeverhältnisse auf dem Weg zum Gletscher nach. Es war noch früh im Jahr und Schneefelder durchaus zu erwarten.
Die freundliche Dame sagte uns, dass der Schnee in etwa kniehoch war und wir wollten schauen, ob wir überhaupt bis zum Lyngmark-Gletscher kamen. Im Hochsommer zwischen Mitte Juli und Ende August kann man in Hütten oben am Gletscher sogar übernachten. Schade, dass wir doch noch zu früh hier waren.
Es nieselte und der Himmel war wolkenverhangen. Auch die Gipfel der Berge lagen in dichten Nebel. Hoffentlich klarte es auf.
Wir starteten unsere Wanderung am Hotel und folgten dem GPS-Track hinaus aus der Stadt.
Über eine Brücke querten wir den idyllischen Hafen von Qeqertarsuaq und beschlossen, hier noch einmal die Drohne steigen zu lassen. Zeit hatten wir genug und wir erwarteten nicht, dass sich das Wetter arg besserte.
Wir trafen auf Max – den Deutschen – den wir in Kangerlussuaq im Hostel kennengelernt hatten – und beschlossen, zu dritt los zu ziehen, da er auch zum Gletscher wollte.
Gemeinsam kehrten wir der Stadt den Rücken und wanderten hinaus in die Natur. Wo es hinauf gehen sollte, war klar. Da lagen einige Höhenmeter vor uns.
Wir folgten den blauen Markierungen durch die offene Tundra und blickten auf eine kleine Bucht mit Eisbergen.
Zeit für ein paar Fotos und den Überflug mit der Drohne.
Leider wurde der Regen stärker und wir packten die DJI besser weg. Unsere Regenjacke hatten wir schlauerweise natürlich im Hotel gelassen. Wie immer, wenn man die Ausrüstung mal braucht.
Der matschige Pfad führte entlang eines kleinen Schmelzwasserbaches, den es trockenen Fußes zu überqueren galt.
Bergauf wanderten wir auf dem schmalen Pfad in Richtung Gletscher.
Steil aufwärts stiegen wir hinauf bis zu einer Felskante, an der es nicht mehr weiterging. Irgendwo hatten wir den korrekten Abzweig verloren. Marcel guckte daher aufs GPS und sah, dass wir leider nicht auf dem richtigen Weg waren, sondern zu weit links.
Wir waren blind einem Pfad gefolgt, der uns nicht zum Ziel brachte. Daher stiegen wir wieder ab und versuchten, zurück zum blauen Trail zu gelangen.
Zum Glück mussten wir nicht den gesamten Weg wieder hinabsteigen, denn wir hatten schon einige Höhenmeter überwunden.
Unbedingt auf die blauen Punkte achten und evtl. auch einen GPS-Track zur Orientierung dabeihaben.
Wir sahen die Wandermarkierung und stiegen entlang dieser in steilen Kehren aufwärts. Durch die Wolkenlücken konnten wir ab und zu doch mal einen Blick auf Qeqertarsuaq erhaschen.
Der Regen wurde leider immer fester und die Sicht schlechter.
Irgendwann standen wir im dichten Nebel und konnten keine 5 Meter weit gucken.
Marcel und ich wollten uns noch bis zum Pass durchschlagen und dann schauen, ob das Wetter sich besserte. Ansonsten wollten wir absteigen. Im dichten Nebel ohne Regenjacke wandern, war für uns nicht sehr zielführend.
Wir erreichten nach etwa 5 Kilometern und 700 zurückgelegten Höhenmetern den Pass und blickten in das Tal, das umgeben von den Höhenzügen des Lyngmark-Gebirges umgeben war.
Der Nebel lichtete sich etwas und wir konnten hinaus aufs Meer und auf Qeqertarsuaq blicken. Mystisch.
So schnell wie die Wolken abgezogen waren, zog sich die Sicht auch wieder zu. Mittlerweile war aus dem einstigen Niesel ein leichter Landregen geworden. Immerhin war es nicht windig aber so konnte der Regen auch nicht abziehen.
Die ersten Schneefelder kamen in unser Blickfeld und nur noch leicht ansteigend überquerten wir einige Schmelzwasserbäche.
Unter der meterdicken Schneeschicht hörten wir das Wasser rauschen und für mich war hier Schluss. Ich hatte keine Lust in den doch recht weichen Schnee einzusinken. Außerdem war nicht zu erwarten, dass in den nur noch verbleibenden 200 Höhenmetern die Sicht besser werden würde. Sehen konnte man von den Berggipfeln nichts.
Marcel und Max gingen noch ein wenig höher, während ich im Tal wartete und die Kameras verstaute. Wirklich schade, dass das Wetter so schlecht war, denn wir hätten den Aufstieg zum Gletscher bis zur Abfahrt der Fähre locker geschafft. Ein Grund, noch einmal wiederzukommen.
Während Max den Aufstieg weiter in Angriff nahm, kam Marcel zurück und wir stiegen denselben Weg wieder bergab.
Es regnete mittlerweile wirklich fest und die Daunenjacken waren komplett durchnässt. So ein Mist, dass wir die Regenjacken nicht eingepackt hatten. Das würde uns kein zweites Mal passieren.
Auf dem Abstieg waren wir im dichten Nebel gehüllt und achteten auf die blauen Markierungen und den GPS-Track. Im Nebel wollten wir uns nicht versteigen.
Wir schreckten ein Schneehuhn auf und stiegen auf dem steinigen Pfad weiter bergab.
Schnell gelangten wir durch die Wolkendecke und blickten auf den Fjord, in dem zahlreiche Eisberge auf dem Wasser trieben. Eine traumhafte Kulisse trotz des Regens.
Wir überquerten den Schmelzwasserbach und liefen auf dem matschigen Pfad weiter abwärts der Stadt entgegen.
Über das steinige Plateau gelangten wir zum Hafen, begaben uns über die Brücke und wärmten uns im Hotelcafe erstmal ein wenig auf.
In der Hoffnung, dass sich das Wetter doch noch besserte, tranken wir einen Kaffee / Kakao und warteten. Trotz der Wärme im Café fröstelte ich in meinen klammen Klamotten.
Die Zeit verging im Zeitlupentempo und so richtig wussten wir nichts mit uns anzufangen. Bis zur Abfahrt der Fähre hatten wir noch rund zwei Stunden Zeit.
Gegen 16:00 Uhr beschlossen wir daher, uns etwas Süßes beim Bäcker im Supermarkt zu kaufen. Allerdings hatte der heute leider schon 14 Uhr die Türen dicht gemacht.
Mit leicht knurrendem Magen zogen wir daher ein wenig durch die Ortschaft mit ihren bunten Häusern und liefen noch einmal hinab zum Strand.
Zum Glück hatte der Regen nun nachgelassen und der kleine Spaziergang trockenen Fußes bot uns ein versöhnliches Ende.
Der Blick auf die Eisberge und die bunten Häuser war einfach total surreal. Ab und zu treiben auch mal so riesige Eisblöcke an die Küste, dass die Menschen bei Abbruch einer Eiskante Angst vor einem Tsunami haben müssen.
Zum Glück waren die aktuellen Eisberge nicht hoch genug, um einen Tsunami auszulösen.
Wir spazierten zum Fußballplatz und dem „Fitnessstudio“, an dem wir mit den Eisbergen im Hintergrund eine kleine Übungseinheit einlegten.
Ein Ladenlokal, in dem es von Waffen über Nahrungsmittel und diversen Haushaltswaren alles mögliche gab, entdeckten wir einen Bockwurstkocher. Die Dame verstand zwar kein Englisch aber mit Händen sagte sie uns, dass noch genau zwei Hot-Dogs übrig waren.
Da waren wir doch dabei. Sie toastete das Brot auf, packte Ketchup und die Bockwurst hinein und händigte uns den Hot-Dog aus. Warum gibt es bei uns nicht solche Brötchen mit Loch in der Mitte? Das ist viel besser zum Essen, als diese halb aufgeschnittenen Baguettes, aus denen immer alles herausfällt.
Gegen 17 Uhr liefen wir zurück zum Hotel. Unser Gepäck war bereits abgeholt und zum Fährhafen gebracht worden, so dass wir uns auch auf den Weg zum Hafen machten.
Das Boot war schon da und mit den anderen Gästen sagten wir der Diskoinsel „Lebwohl“. Ein Tag war definitiv zu knapp zum Erkunden der riesigen Insel aber die Flugannulierung hatte ich natürlich so nicht eingeplant. Meine Empfehlung wäre, auf jeden Fall zwischen Ankunft in Ilulissat und Fahrt zur Diskoinsel ein bis zwei Tage Karenz einzubauen. Flugausfälle sind nämlich auf Grönland keine Besonderheit.
Die See war heute rauer als gestern und der Kapitän fuhr zu Beginn nah an der Küstenlinie der Insel her, um das Geschaukel auf ein Minimum zu reduzieren.
Gebannt blickten wir auf die vorbeiziehenden Eisberge, die nicht minder beeindruckend waren. Fotos waren heute allerdings nicht möglich, da das Wasser nur so gegen die Scheibe des Bootes spritzte.
Je näher wir Ilulissat kamen, desto besser wurde das Wetter und sogar die Sonne zeigte sich.
Dafür blockierten heute zahlreiche kleinere Eisblöcke die Zufahrt zum Hafen, so dass der Kapitän nicht allzu schnell einlaufen konnte.
Am Hafen angekommen, wartete bereits der Hotelshuttlebus auf die Touristen. Wir stiegen ein und ließen uns zum Best Western Plus Hotel Ilulissat bringen, in das wir uns für die kommenden zwei Nächte einquartiert hatten.
Der Check-In war schnell erledigt und wir bezogen unser Zimmer mit Blick auf die Diskobucht. Das Deluxe-Zimmer hatte nur leider den Nachteil, dass es direkt am Aufzug lag und dieser bei Ankunft jedes Mal ein „Pling“ von sich gab. Hoffentlich war das Hotel nicht zu stark besucht und die Leute nicht bis mitten in der Nacht unterwegs. Zur Not hatte ich auch Ohropax dabei. Und dafür zahlt man Extra 😜.
Es war bereits 20:30 Uhr und wir beschlossen, nur noch zum ca. 500 Metern entfernten Akiki Supermarkt zu gehen und uns mit Getränken und einem Snack für den Abend einzudecken. Für warme Küche war es mir jetzt definitiv zu spät.
Zum Glück hatte der Supermarkt bis 22 Uhr geöffnet, so dass wir Wasser, Cola, Knäckebrot, Käse und etwas zum Naschen einkauften.
Zurück im Hotel saßen wir bei Knäckebrot und Cola vor dem Fenster und blickten auf die einmalige Eiswüste der Diskobucht. Was für ein ganz besonderer Ort.
