Südafrika: Wanderung im Royal Natal Nationalpark

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen einer ausgiebigen Wanderung. Eigentlich hatten wir geplant zum Sentinel Car Park zu fahren und den Mont-Aux-Sources zu besteigen. Allerdings beträgt die Fahrt von unserem Camp auch 130km (one way). Über Kettenleitern geht es hier auf dem 3282m hohen Berg. Angegeben ist die Tour mit 8 Stunden. Rechnet man die Fahrtzeit von ca. 2 Stunden bis zum Ziel ein, hätten wir schon viel früher losgemusst. In unserer Karte, die wir gestern beim Einchecken bekommen hatten, entdeckten wir jedoch einen Wanderweg, der sich direkt unterhalb des Thendele Camps befand. Wir entschieden uns daher für diese Tour, denn am Ende der Schlucht sollte man einen tollen Blick auf den Tugela Wasserfall haben.

Das Wetter war wieder einmal auf unserer Seite und wir konnten es kaum erwarten, loszuwandern. Endlich mal wieder frei und ohne Gefahr bewegen, welch ein Segen. Doch vorher frühstückten wir noch schnell und entdeckten im Garten eine grasende Antilope direkt vor unserer Hütte Lächelnd.

Wir fuhren hinab zum Wanderparkplatz, trugen uns in das Wanderbuch ein und starteten um 08:00 Uhr mit unserer Wanderung. Schon die ersten Meter erfüllten uns mit einem Hochgefühl und die Aussicht erst. Ja die war einzigartig.

Der Gorge Trail ist eine der beliebtesten Tageswandertouren in der Gegend. Angegeben ist er mit 7km und einer Gehzeit von ca. 3 Stunden (mit Pausen). Wir folgten dem Schild mit der Aufschrift „Gorge“ nun hinauf. Zuerst ging es durch einen schattigen, kleinen Wald. Nach ca. 1km überquerten wir eine Brücke und gingen nun im Hang hinauf. Der Pfad schraubte sich immer höher hinauf und verlief oberhalb des Tugela-Flusses.

Der an manchen Stellen kaum erkennbare Pfad wand sich um die Berge herum. Die Aussicht ist einfach unbeschreiblich. Da wir zum Fotografieren häufig anhielten, überholten uns schon die nächsten Wanderer. Ein Vater mit seinem Sohn, die etwas flotter als wir unterwegs waren. Ansonsten trafen wir auf der gesamten Wanderung zur Schlucht keine weiteren Wanderer.

Nach knapp 45 Minuten erreichten wir den Aussichtspunkt auf das Amphitheater. Von hier aus konnte man das gewaltige Felsmassiv in all seiner Pracht bestaunen. Im Westen ist die Bergwand durch den Sentinel (3165m) begrenzt und im Osten durch den Eastern Buttress (3047m).

Weiter ging es sanft bergauf durch das üppige grüne Gras. Teilweise verschwanden wir komplett dahinter, so hoch gewachsen war es. Die ersten Wolken zogen über dem Massiv auf. Trotzdessen, dass es erst 09:00 Uhr morgens war, knallte die Sonne schon sehr auf uns hinunter. Eine Kopfbedeckung und Sonnenschutz sind ein Muss, denn der Weg verläuft selten im Schatten.

Wir durchquerten ein kleines Waldgebiet und gelangten auf der anderen Seite wieder hinaus in die Sonne. Auf einem Felsvorsprung mit Weitsicht machten wir eine kurze Pause und hörten einen Pavian röhren. Das klingt lustig. Auf knapp 1500m angekommen, schlängelte sich der Weg hinab zur Schlucht. Hier galt es nun den Fluss zu überqueren. Da das Wasser nicht sehr hoch war, war dies problemlos möglich.

Der Weg mit Blick auf die Wasserfälle führt nun entweder entlang des Flusses oder per Kettenleiter den Berg hinauf. Natürlich war klar, für welche Variante wir uns entscheiden würden Lächelnd. Der folgende Weg wurde nun sehr abenteuerlich. Um den Berg hinauf zu kommen, mussten wir entlang einer Art Klettersteig gehen. An Metallpinnen und den Wurzeln der Bäume kletterten wir nach oben.

Das kurze Stück hatten wir schnell überwunden und folgten dem Weg weiter erneut hinab in die Schlucht. Teilweise war der Bewuchs so dicht, dass wir uns in geduckter Haltung hindurch begeben mussten. Unten angekommen folgte jedoch die große Ernüchterung: Wo sollte es hier weitergehen. Wir mussten den Fluss überqueren, das war klar aber wo war die große Frage. An einigen Stellen war der Fluss sehr tief und die Strömung stark. Hineinfallen war keine Option. Marcel testete den Weg links an einem großen Stein vorbei. Er gelangte auf die andere Seite und stieg einen steilen Pfad hinauf, der jedoch im Nichts endete. Er kam wieder zurück und sagte, dass es dort nicht weiterging. Wir schauten noch einmal gemeinsam nach einem Weg, wurden jedoch nicht fündig. Stattdessen rutschte ich ab und knallte mit meinem Arm gegen die Felswand. Das tat ganz schön weh.

Die zweite Option war also nur den Fluss irgendwo queren zu müssen. Der Vater mit seinem Sohn kam uns hier auch entgegen und sagten, dass auch sie nicht weitergekommen waren. Aber wir wollten die Wasserfälle doch zumindest sehen. Wir entdeckten Steinmännchen und wussten, dass wir auf die andere Seite des Flusses mussten. Nur wo. Mit einem großen Schritt hievten wir uns hinüber auf die andere Seite und gingen am Flussbett weiter. Allerdings waren hier wirklich überall Spinnen. Man merkte, dass wir die ersten heute waren…

Nach ein paar Metern konnten wir die mit 948m zweithöchsten Wasserfälle der Welt sichten. Wir waren angekommen. Wenn auchgleich der Weg noch weiterging, hatten wir unser Ziel erreicht. Wir wollten die Wasserfälle sehen und hatten von hier einen zauberhaften Blick. Marcel wäre natürlich gerne noch bis zum Flussbett gelaufen, in dem die Wasserfälle fließen aber das wäre noch eine weite Tour gewesen. So setzten wir uns auf einen Stein, machten Pause und genossen den Blick.

Um 13:00 Uhr verließen wir diesen wundervollen Ort. Wir trafen auf ein weiteres Wanderpaar, die weiter entlang des Flusses liefen und gingen auf demselben Weg zurück zu unserem Auto. Wir stiegen erneut auf dem Klettersteig hinab zur Schlucht und wanderten durch den kleinen Wald hinauf.

Eine große Wandergruppe kam uns entgegen, die gerade den ersten Teil des Flusses überquerte. Wir suchten uns einen anderen Weg und liefen an ihnen vorbei. Bergauf ging es nun hinaus in die pralle Sonne. Auf dem Rückweg konnten wir einen tollen Blick in das Tal werfen.

Es war die richtige Entscheidung gewesen, so früh loszugehen. Es zogen mehr Wolken auf und die Sonne versteckte sich teilweise hinter ihnen. Zudem kamen uns weitere Wandergruppen entgegen. Wir genossen noch ein wenig die Ruhe und Einsamkeit auf dem Rückweg und stießen auf ein Chamäleon. Die Wandertour können wir nur jedem empfehlen.

Gegen 16:00 Uhr erreichten wir unser Auto und fuhren zum Camp hinauf. Den Rest des Tages wollten wir uns entspannen und ein wenig lesen. Außerdem hatte ich mir vorgenommen, dass Auto noch ein wenig sauberzumachen. So wie es jetzt noch aussah, konnten wir es nicht beim Verleiher abgeben. Also schnappte ich mir Eimer und Lappen und legte los. Und wie ich so putze und putze, versammeln sich immer mehr Paviane auf dem Camp. Ein wenig beängstigend finde ich die schon. Die sind so groß und haben ganz schön scharfe Zähne. Zudem können sie wirklich ungemütlich werden. Also beeilte ich mich ein wenig und eilte zurück zu unserer Hütte. Dort entdeckten wir jetzt bestimmt 30 Paviane, die sich rund um unsere Hütte versammelt hatten. Das war interessant aber wir hofften, dass die auch nicht unbedingt gegen die Fenster schlugen. Einige Affen waren so neugierig, dass sie sich an das Fenster setzten und hineinschauten. Egal wo wir hinblickten, überall saßen Paviane. Auf die Terrasse konnten wir daher nicht gehen. Wir waren gespannt, wie groß deren Ausdauer war.

Nach zwei Stunden waren die Paviane immer noch da aber unsere neuen Nachbarn erregten ihr Interesse und sie verschwanden alle zu der anderen Hütte. Da es jetzt auch dunkel wurde, war uns das nur recht, denn wie die Tiere sich generell verhalten, wussten wir auch nicht.

Wir kochten nun ein letztes Mal und waren ein wenig melancholisch als wir an unsere morgige Abreise dachten.