„Ihr wollt wohin?“ So oder ähnlich waren die Fragen von Freunden, Verwandten oder Bekannten, nachdem wir erzählt hatten, dass wir nach Caracas fliegen. „Da ists doch total gefährlich“. Ja stimmt, Caracas ist ein heißes Pflaster aber dort wollten wir auch keineswegs bleiben. Immerhin macht der klassische Mallorca-Tourist auch keinen 14-tägigen Urlaub in Madrid. Vielmehr hatten Marcel und ich geplant, in die Anden zu fahren. Bis kurz vor Abreise waren wir uns allerdings nicht schlüssig, was wir denn überhaupt machen genau machen wollen. Venezuela hat viel zu bieten. Karibikstrände, Urwald, Berge, Tiere, Wasserfälle etc. Da fiel die Auswahl nicht leicht. Zuerst wollten wir noch nach Curacao oder Aruba fliegen aber das war letztendlich doch zu aufwendig.
Wir entschieden uns daher zu Beginn des Urlaubs 2 Tage in den Anden zu verbringen. Danach sollte es als geführte Tour weiter nach Hato el Cedral gehen. Von hier zum Abschluss der Reise ins Orinoco-Delta. Auf eigene Faust lässt sich in Venezuela wenig organisieren. Touristisch erschlossen ist noch wenig und einen Mietwagen zu buchen, stellte sich auch nicht als sehr leicht heraus. Besser sind daher geführte Touren.
Um 04:00 Uhr morgens gingen wir von unserem Motel in Venedig zum Flughafen. Dieser befand sich nur 1km von dort entfernt. Ein wenig Frischluft würde gut tun, denn die nächsten Stunden verbrachten wir im Flugzeug oder am Flughafen.
Von Venedig ging nun der erste Flug um 07:00 Uhr nach Rom. Dort mussten wir umsteigen. Der Anschlussflug von Rom nach Caracas ging bereits um 09:20 Uhr. In Rom hatten wir daher eine gute Stunde Umsteigezeit. Um 08:45 Uhr kamen wir am Gate an und stellten fest, dass wir nun leider noch ziemlich lange Zeit hatten, denn der Flug war auf 11:00 Uhr verschoben worden. Grund war ein Systemausfall am Flughafen, der das komplette Check-In und Boarding-System lahm gelegt hatte. Also hieß es nun: Warten.
Um 10:00 Uhr konnten wir bereits ins Flugzeug einsteigen und mussten dann nur noch auf den Abflug warten. Zum Glück gabs ein In-Flight-Entertainment-System an Bord des A330. Sogar eine Webcam, die außen am Flugzeug angebracht war, gab es. Wir konnten daher live verfolgen, was die Piloten aus dem Cockpit sahen.
Endlich kam dann die Ansage, dass es nun bald los ging. 5 Minuten… Gut, aus den 5 Minuten wurden dann ungefähr 50 Minuten aber man kann nicht alles haben. Um 11:00 Uhr gings dann tatsächlich los und der Airbus hob ab. Nun folgten knapp 11 Stunden Flug. Mein Vorteil: Der Flug verlief tagsüber. Ich brauchte daher nicht zwangsläufig zu schlafen, da ich nicht müde war.
1,5 Stunden später gabs Essen. Typisch italienisch; Lasagne. Die konnte man sogar tatsächlich essen, denn sie schmeckte. Außerdem gabs noch Früchte, Kuchen und Brötchen.
Marcel und ich vertrieben uns die Zeit ein wenig mit Spielen. Ping Pong hatte es uns angetan. Wobei die eine Seite immer die Verliererseite war. Das wollte Marcel mir nicht glauben, bis er selbst diese Seite hatte .
Um 16:15 Uhr Ortszeit (- 5:30 Std Zeitverschiebung also 21:45 Uhr deutscher Zeit) erreichten wir den Flughafen von Caracas. Hier endete unsere Reise allerdings noch nicht. Um 18:30 Uhr sollte unser Anschlussflug nach El Vigia gehen. Wir mussten nun erstmal raus aus dem internationalen Terminal. Durch die Immigration-Kontrolle kamen wir schnell durch und auch an der Security-Kontrolle mussten wir nicht lange warten. So erreichten wir das nationale Terminal schon um 17:00 Uhr und hatten noch 1,5 Stunden Wartezeit vor uns.Wir gingen nun zuerst zum Schalter von Conviasa, der Fluggesellschaft, mit der es weitergehen sollte. Da wir noch kein Flugticket hatten, wollten wir dieses dort abholen. Das war gar nicht so einfach, denn die Dame konnte kein Englisch. Es ist generell sehr schwierig jemanden zu treffen, der Englisch spricht. Ohne Spanischkenntnisse fällt die Konversation fast komplett ins Wasser. Pantomime lautet dann die Devise. Leider halfen meine geringen Spanischkenntnisse auch nicht aus, um zu erklären, dass wir nebeneinander sitzen wollten. Da der Flug ja zum Glück schon reserviert war, brauchten wir jedoch nur noch unseren Pass vorzeigen und den Rest erledigte sie. Die Flugbuchung hatte Kai von Caiman Tours für uns übernommen. Bei ihm hatten wir auch eine Tour gebucht. Der Flug nach El Vigia hatte bei Buchung aus Deutschland ca. 200 Euro für uns beide gekostet. Bei der Buchung über Kai gerade einmal 70 Euro für uns zusammen. Also schon ein gewaltiger Unterschied.
Das nächste Problem neben Spanischkenntnissen war, dass wir kein Geld fürs Essen oder Trinken hatten und im Terminal auch keines tauschen konnten. Zudem muss man zur Währung in Venezuela wissen, dass es zwei Märkte gibt. Einen legalen und einen Schwarzmarkt. Der Kurs auf dem legalen Markt ist allerdings extrem schlecht. Für 1 Euro bekam man zu dem Zeitpunkt ca. 6 Bolivar. Auf dem Schwarzmarkt hingegen 25 Bolivar.
So saßen wir nun am Flughafen und konnten weder etwas trinken, noch etwas essen. Das war vielleicht ätzend. Marcel versuchte sein Glück an einem Geldautomaten, das funktionierte jedoch nicht. Man sollte eine Pinnummer eingeben, die wir jedoch nicht hatten und auch nicht wussten, wo wir diese herbekommen sollten. Also saßen wir rum und warteten auf den Flug.
Dieser hatte nun leider auch noch Verspätung. „Na toll, das war ja nun genau das, was noch fehlte“. So ziemlich jeder Flug in Venezuela hat Verspätung oder fällt aus. Unser Flug hatte eine Stunde Verspätung, was im Vergleich zu den anderen verhältnismäßig wenig war. Immerhin gabs im Terminal gratis Wi-Fi und wir konnten uns ein wenig die Zeit vertreiben. Doch der Durst blieb und so waren wir froh, als die Zeit des Wartens endlich herum war. Nachdem wir 3x das Gate gewechselt hatten, konnten wir um 19:15 Uhr endlich einsteigen. Um 19:40 Uhr hob die Boeing 737-300 ab. Mit so einer Maschine bin ich auch noch nie geflogen. Ein wenig Angst, dass sie auseinanderfällt hatte man schon… An Bord gab es nun zum Glück etwas zu trinken. Hach, das ging runter wie Wasser.
Knapp 50 Minuten später landeten wir in El Vigia. Dort wartete bereits unser Fahrer, der uns weiter nach Merida und zu unserer Posada in Tabay bringen sollte. Wir mussten jedoch noch auf 5 weitere Gäste warten. Die kamen auch aus Deutschland und hatten den gleichen Deal wie wir gemacht. Lustig. Allerdings dauerte es ewig bis die kamen und wir wollten doch nur schlafen.
Um 22:00 Uhr kamen die 5 Jungs endlich raus und wir konnten fahren. Vor uns lagen nun 2,5 Stunden Autofahrt. Von 900 Meter ging es hinauf bis auf 1800 Höhenmeter. Schade nur, dass es schon dunkel war und wir von der Umgebung nichts sehen konnten. Wir erreichten die Posada Casa Vieja um 00:30 Uhr und wollten nur ins Bett. Wir hätten auch noch etwas Essen können aber ich war dafür viel zu müde und Marcel hatte auch keine Lust mehr. Wir gingen daher direkt ins Bett und verfielen in einen tiefen Schlaf.