Madeira: Vom Pico do Arieiro zum Pico Ruivo

Um 05:30 Uhr hieß es heute „Aufstehen, der Berg ruft“. Auf das Frühstück mussten wir verzichten und so fuhren wir um 06:15 Uhr los zum Pico do Arieiro (1818m). Von hier wollten wir auf einem Wanderpfad Madeiras höchsten Berg, den Pico Ruivo (1861), erklimmen.

Mit dem Auto ging es nun den Pass hinab in Richtung Funchal, wo wir auf die Schnellstraße 101 fuhren. Immer noch die beste Verbindung, um am schnellsten von A nach B zu kommen.

Bevor wir unser Ziel jedoch erreichten, verfuhren wir uns ein wenig und landeten anstatt auf der Passstraße zum Berg (ER103), in der Innenstadt Funchals. Es war zum Glück noch nicht viel los und wir konnten in Ruhe den richtigen Punkt im GPS heraussuchen und uns hin navigieren lassen. Allerdings klappte auch das nicht ohne Probleme, da manchmal zwei Straßen direkt nebeneinander liegen aber in unterschiedliche Richtungen führen…

Irgendwann gelangten wir jedoch höher und höher und der Pico do Arieiro war bereits ausgeschildert. So erreichten wir gegen 08:00 Uhr den Parkplatz direkt am Pico do Arieiro. Dort befinden sich eine runde Kuppel (die anscheinend zum Militär gehört und nicht betreten werden kann) und ein Besucherzentrum.

Nachdem wir unsere Bergstiefel angezogen hatten, ging es auch schon los. Am Besucherzentrum und dem Gipfel des 1818m hohen Berges vorbei, gelangten wir auf einen gepflasterten Weg nach unten.

Auf Stufen folgten wir dem Weg immer weiter hinab. Mir graute es jetzt schon vor dem Aufstieg, denn es ging ordentlich ins Tal. Und solche Treppen können wirklich anstrengend sein. Wir genossen die morgendliche Fernsicht. Wir waren fast alleine unterwegs, nur zwei andere Wanderer, die jedoch schneller waren als wir, näherten sich.

Die fantastischen Ausblicke ins Tal wurden nur durch die Wolkendecke behindert. Aber die umliegenden Berggipfel lagen alle frei und wir konnten uns nicht satt sehen. Nach ca. 20 Minuten erreichten wir den Aussichtspunkt „Miradouro Ninho da Manta“ (Bussardnest). Wir stiegen kurz auf Stufen hinauf und schauten uns um. Vor Ort informiert eine Tafel über die seltenen Vögel, die hier angetroffen werden können.

Wir gingen wieder auf den steinigen Weg und folgten den Stufen aufwärts. Der Weg ist an sich nicht schwer aber schwindelfrei muss man schon sein. Trotzdessen dass der Wanderweg gut gesichert ist, lässt sich an einigen Stellen tief ins Tal hinabblicken.

Nach ein paar Metern erreichten wir einen Rastplatz, in dem sogar Sitzgelegenheiten in den Stein gehauen wurden.

Nachdem wir nun bergauf gewandert waren, ging es letztendlich so weit auf den Stufen hinab, bis wir nach etwa 2km einen Tunnel (Taschenlampe mitnehmen) erreichten, der den Pico do Gato unterquert. Das war ein ordentlicher Abstieg von gut 200 Höhenmetern. Wir liefen ohne Taschenlampe durch den Tunnel, da wir durch das Tageslicht genug sehen konnten und zudem auch der Tunnel mit Steinen gepflastert ist.

Hinter dem Tunnel teilt sich nun der Weg in eine Ost- und eine Westroute. Die Ostroute ist die längere und anstrengendere der beiden Wege zum Pico Ruivo. Wir entschieden uns auf dem Hinweg für die längere Variante von ca. 5km bis zum Ziel. Dazwischen lag jedoch ein steiler Aufstieg auf gepflasterten Treppen. Das war mehr als anstrengend, das war bestialisch. Zum Glück war es noch nicht ganz so warm, wobei wir trotzdem ordentlich ins Schwitzen kamen und uns fühlten, als wären wir auf 6000m Höhe und bräuchten dringend Sauerstoff.

Der Weg zog sich ins Unendliche nach oben und wir wollten nur ankommen. Zwar konnten wir auch wieder tolle Blicke genießen aber die Anstrengung machte uns wirklich zu schaffen. Am Ende der Plackerei, standen wir vor dem Gipfel des zweithöchsten Berges, dem Pico das Torres. Da wir nun schon einmal hier waren, ließ Marcel es sich nicht nehmen, auch diesen Gipfel zu besteigen. Der Weg hinauf verlief das erste Mal während der Tour auf ungesichertem losen Gestein. Daher ist hier Vorsicht geboten: Absturzgelände. So kam aber letztendlich doch noch ein wenig das Gefühl auf, eine richtige Bergtour zu unternehmen.

Vom Gipfel liefen wir zurück zum Hauptweg und stiegen wieder hinab. Wir befanden uns nun auf der anderen Seite des Gebirges und konnten auch hier wieder tolle Eindrücke gewinnen. Ein wirklich schöner Weg folgte nun, der auch nicht mehr komplett aus gepflasterten Steinen bestand, sondern einer Bergwanderung schon sehr nahe kam. Leider fehlten auch hier die Stufen zwischenzeitlich nicht aber immerhin waren diese nicht mehr so gewaltig, wie beim Aufstieg. Mal auf Steinen, mal auf Schotter, liefen wir immer weiter dem Gipfel entgegen.

Nach guten 6km erreichten wir den Abzweig, auf dem beide Wege wieder zusammenführten. Vorher konnten wir in der Ferne jedoch einen Steinschlag miterleben. Ein gewaltiger Brocken hatte sich gelöst und donnerte mit lautem Getöse in die Tiefe. Zum Glück waren wir weit weg. Aber ein Unbehagen und der prüfende Blick nach oben ließen sich nicht vermeiden.

Bis zum Gipfel erfolgte nun ein weiterer schweißtreibender Anstieg. Über die üblichen angelegten Steintreppen ging es wieder aufwärts.

Bevor wir den Gipfel jedoch endgültig erreichten, kamen wir zuerst an der Pico-Ruivo-Hütte vorbei, in der sich auch (nach Anmeldung) übernachten lässt. Von der Hütte führt ein Pfad (natürlich mit angelegten Steinwegen) nach oben. 200m trennten uns noch vom Gipfel und die gingen noch einmal ordentlich in die Beine.

200m können sich wirklich endlos in die Länge ziehen, wenn noch einige Höhenmeter vor einem liegen. Atemlos und schweißgebadet standen wir um 12:00 Uhr endlich oben auf dem Pico Ruivo. Mit 1682m der höchste Punkt der Insel. Und ein wirklich schöner. Der Rundumblick erfreute uns und ließ die Qualen des Aufstiegs vergessen.

Nach einer halben Stunde gingen wir denselben Weg wieder zurück. Wer mag, kann von hier aus auch bis zum Encumeada-Pass (mit 11km angegeben) weiterwandern. Wir gingen jedoch zurück zum Pico do Arieiro. Wir liefen den Wanderweg bergab. Uns kamen zahlreiche weitere Touristen entgegen, die genauso erschöpft beim Anstieg aussahen, wie wir. Der Abstieg hingegen verlief schnell und unkompliziert.

Am Abzweig folgten wir nun der Westroute, die mit 4km angegeben war und kaum Höhenmeter aufwies. Dafür empfanden wir diese Route auch als die Schönere. Die Landschaft war ein Traum und zur Abwechslung querten wir 4 Tunnel. Zwei von denen waren etwas länger und es bietet sich an, die Taschenlampe griffbereit zu haben.

War der Ostweg noch von steilen, treppenförmigen Aufstiegen durchlaufen, fielen diese auf der Westroute komplett weg. Zudem liegt der Weg im Schatten und wir konnten in aller Ruhe bis zum 1. Tunnel wandern. Auch hier kamen uns noch viele Wanderer entgegen. Wir waren jedoch froh, bei der einsetzenden Mittagshitze bald den Ausgangspunkt zu erreichen.

Gemütlich gelangten wir bis zu dem Abzweig, an dem wir uns auf dem Hinweg für die Ostroute entschieden hatten. Zwischen uns um dem Pico do Arieiro befand sich nun noch der letzte Anstieg auf den zahlreichen Steintreppen. Man, war das anstrengend. Zum Glück ging es nicht nur uns so. Wir pausierten häufig und tranken ordentlich.

Mit stetigem Blick zurück und ins Tal ging es höher und höher. Die Treppen wollten wohl nie enden.

Am Rastplatz und dem Aussichtspunkt vorbei, trabten wir weiter hinauf. Das war nun ganz und gar nicht mehr schön, sondern einfach nur anstrengend. Ohne Treppen wäre das Ganze um einiges entspannter gewesen aber der Tourismusverband möchte natürlich jedem den Berg zugänglich machen.

Um 13:30 Uhr erreichten wir endlich die Kuppel und den Gipfel des Pico do Arieiro. Die Treppenodyssee hatte ein Ende. Nach einem Fotostopp, liefen wir hinunter zum Auto.

Da das Wetter heute auch im Tal aufgeklart hatte und wir bis nach Funchal blicken konnten, entschlossen wir uns, zum Strand zu fahren und uns von den Strapazen zu erholen.

Wir peilten den Prainha-Strand, den einzigen natürlichen Sandstrand im Osten Madeiras (bei Canical), an und fuhren die Passstraße hinab bis kurz vor Machico. Dort ging es auf die Schnellstraße bis nach Canical. Der Strand ist dort bereits auch ausgeschildert. Nach guten 45km und einer Stunde Fahrtzeit, erreichten wir die kleine Bucht.

An der kleinen Bucht war schon einiges los aber wir fanden noch ein schönes Plätzchen direkt an den Steinen. Dort waren auch wieder die Echsen in zahlreicher Form vertreten und während Marcel sich im Meer abkühlen ging, beobachtete ich die possierlichen Tiere, wie sich zwischen den Steinen hin- und herliefen.

Wir entspannten uns ca. 2 Stunden. Als Erfrischung gönnte ich mir ein Eis. Da ich die Verpackung in den Sand gesteckt hatte, damit ich sie später in den Mülleimer werfen konnte, waren auch gleich die Echsen vor Ort, die sich die süßen Reste holen wollten. Einfach toll anzuschauen (Nicht so toll war allerdings, dass sich zwei von ihnen in den Rucksack geschlichen hatten, was haben wir uns beim Einpacken erschrocken, als wir die Ausreißer entdeckten…).

Als die Bewölkung immer mehr zunahm und der Wind auffrischte, packten wir unsere Sachen und fuhren zurück zum Hotel. Vorher machten wir jedoch noch einen kleinen Abstecher in Richtung Ponta de São Lourenço. Eigentlich wollten wir auch die dortige Wanderung noch angehen aber da es zu windig war, ließen wir davon ab.

Nach einer Stunde Fahrt und einem Einkauf in der Zona Commercial (ein großer Supermarkt) in der Nähe von Ribeira Brava, kehrten wir ins Hotel zurück.