Kanada: An den Niagara Falls

Nach einer sehr unruhigen und stürmischen Nacht hieß es bereits um 04:00 Uhr „Zeit zum Aufstehen“. Wir wollten frühestmöglich los um die Niagara Wasserfälle noch im Hellen zu erreichen. Marcel hatte sich gestern mit zwei Frauen unterhalten, die zwölf Stunden für die Fahrt benötigt hatten. So lange wollten wir eigentlich nicht unterwegs sein aber wir würden sehen, was der Tag brachte.

Wir packten alle Sachen ins Auto und verließen die White Mountains. Die Zeit hätte noch ein wenig länger sein können. Die Gegend ist wirklich schön.

Über den Highway fuhren wir für knapp zwei Stunden bis wir endlich eine Interstate erreichten, auf der wir schneller fahren durften. Auf den Highways gilt meist eine Geschwindigkeit von 50-55 mph. Auf der Interstate 60-70 mph. Hier kamen wir nun zügig voran. Es war auch endlich hell, so dass man besser sehen konnte. Stau hatten wir unterwegs keinen und wir genehmigten uns lediglich eine Essenspause um 13:00 Uhr.

Wir hatten Buffalo als erstes Ziel vor der Grenze zu Kanada angepeilt. Über die Peace Bridge wollten wir uns dann hinüberbegeben, da diese nicht so überlaufen ist, wie die Rainbow Bridge. Aber das GPS routete ein wenig anders und plötzlich standen wir doch vor der Rainbow Bridge. Glücklicherweise war es überhaupt nicht voll und wir kamen schnell an der Grenzkontrolle vorbei.

Um 14:30 Uhr und nach 10 Stunden Fahrt erreichten wir die Niagarafälle. Wir checkten in unser Hotel ein, das fußläufig zu den Niagarafällen lag und begaben uns direkt auf Erkundungstour. So konnten wir heute bereits mit den Wasserfällen abschließen und morgen früh weiterfahren. Die Niagara Falls zählen zu den meistbesuchten Touristenattraktionen der Welt. Über 10 Millionen Besucher / Jahr schauen sich das Wasserspektakel an. Die Bereiche um die Fälle erinnerten uns daher auch eher an eine Kirmes. Zahlreiche Attraktionen, Hotels, Restaurants, Geschäfte und Souvenirläden sind hier entstanden.

Die Straße hinab liefen wir zu den American Falls. Die Goat Island teilt die American Falls, die sich auf amerikanischem Staatsgebiet befinden, von den Horseshoe Falls, die größtenteils auf kanadischem Gebiet liegen. Zwischendrin befindet sich der kleine, ca 12m breite Bridal Veil Fall. Am besten kann man die Wasserfälle von kanadischer Seite beobachten. Die American Falls haben eine Länge von 360m und das Wasser stürzt 21m in die Tiefe. Die Fälle brachten uns zum Staunen und wir konnten unseren Blick kaum abwenden.

Weiter rechts befanden sich jedoch die Horseshoe Falls, die nicht minder beeindruckend sind. Die Abbruchkante – Table Rock genannt – ist 790m lange und das Wasser stürzt aus 52m in die Tiefe. Ein grandioses Schauspiel. Wenn die Sonne scheint, erzeugt die Gischt Regenbögen, die den Wasserfällen ein gewisses Maß an Kitsch verleihen. Wir liefen zu der Abbruchkante und konnten direkt hinunter schauen. Das Wasser floss nur wenige Meter unter uns her und Marcel wurde beim Anblick etwas mulmig. Endlich mal etwas, wo nicht immer ich der Schisser bin :-D.

Von der Abbruchkante begaben wir uns zum Visitor Centre, wo wir die Tour „Journey behind the Falls“ buchten. Hier fährt man mit einem Lift hinab in die Tiefe und kann auf einer Aussichtsplattform die Wasserfälle aus tieferer Sicht anschauen. Durch einen Tunnel kann man zudem noch einen Blick auf die Wasserschleier der Fälle werfen. Man bekommt einen Regencoat und sollte diesen auch nutzen. Wir waren ganz schön nass. Für 17 USD / Person nicht geschenkt aber einen Besuch wert. Wobei der Begriff „Journey behind the Falls“ doch nicht ganz zutrefend ist, denn hinter den Wasserfällen läuft man nicht her. Zuerst wollten wir auch noch mit einem Boot an die Wasserfälle heranfahren. Dies erschien uns aber nach längeren Zusehen doch als uninteressant. Viel sehen konnte man auf dem Boot durch die Gischt der Fälle nämlich nicht. Die Journey behind the Falls hat uns gut gefallen und wir würden sie empfehlen, auch wenn die Sicht hier natürlich durch die Gischt auch begrenzt ist.

Mit nassen Haaren und Füßen liefen wir erstmal zurück ins Hotel und zogen uns um. Danach gingen wir durch den Queen Victoria Park ins Vergnügungsviertel, wo sich auch ein Hard Rock Cafe befand. Bevor es dunkel wurde, suchten wir nach einem Fast Food Restaurant und aßen etwas. Da die Wasserfälle abends illuminiert werden, wollten wir uns dieses Schauspiel natürlich nicht entgehen lassen. Das Wetter machte uns jedoch fast einen Strich durch die Rechnung. Gerade als wir das Fast Food Restaurant verlassen wollte, gaben die Regenwolken alles. Es stürmte und schüttete wie aus Eimern. Wir warteten 15 Minuten ab und begaben uns hinaus. Es nieselte noch ein wenig aber wir wollten schnellstmöglich das Stativ aus dem Hotel holen und noch ein paar schöne Fotos von den Fällen schießen.

Nachdem wir im Hotel alles außer der Kamera verstaut hatten, gingen wir wieder in Richtung der Wasserfälle. Unterwegs fing es erneut an zu regnen und wir mussten uns unterstellen. Zum Glück hörte es nach 10 Minuten auf und wir gingen schnell zu den American Falls. Diese leuchteten bereits in bunten Farben. Wir schossen unsere Fotos und beobachteten die unwirkliche Szenerie. Schön kitschig. Genauso hatte ich mir das vorgestellt.

Von den American Falls liefen wir weiter zu den Horseshoe Falls. Nachdem wir ein paar Fotos gemacht hatten, fing es erneut an zu schütten. Wir suchten schnell einen Unterstand und hofften, dass es abermals schnell aufhörte zu regnen. Diesmal hielt der Schauer länger an und wir wollten schon zurück ins Hotel gehen. Als es jedoch nur noch nieselte starteten wir einen letzten Versuch. Diesmal hielt das Wetter auch und wir konnten ausgiebig fotografieren und gucken.

In der Ferne zuckten die ersten Blitze und bevor das Unwetter nahte, zogen wir lieber von dannen. Immerhin gelang mir ein Foto der Niagara Falls mit einem kleinen Blitz im Hintergrund. Ganz scharf ist es nicht aber ich war trotzdem ziemlich angetan von mir 😀 Marcel hingegen befasste sich mit der Langzeitbelichtung der Straßen und vorbeifahrenden Autos und machte ein paar tolle Aufnahmen.

Um 21:30 Uhr waren wir – durchgefroren aber glücklich – zurück in unserem Hotel und begaben uns ins Bett. Ein herrlicher aber auch anstrengender Tag neigte sich dem Ende und wir verfielen in einen tiefen Schlaf.