Bevor es morgen schon wieder nach Hause ging, wollten wir heute auf der Rückfahrt nach Rovaniemi dem Eiswasserfall in der Korouma-Schlucht einen Besuch abstatten. In der Nacht hatte es viel Neuschnee gegeben und daher beschlossen wir, noch einmal in den Riisitunturi Nationalpark zu fahren. Wir hofften, dass die Tykki Bäume vielleicht heute durch die ordentliche Ladung Schnee so wie die Eisgebilde auf den zahlreichen Fotos aussahen. Ich vermutete allerdings, dass es aufgrund der milden Temperaturen nicht so sein würde, denn für die Bildung der „Popcorn-Bäume“ ist ein Zusammenspiel aus Schnee und Kälte erforderlich. Nur dann lässt der Schnee die Bäume wie Eisfiguren wirken.
Im Morgengrauen packten wir daher die Sachen ins Auto und reinigten die Wohnung, denn für die Endreinigung hätten wir ansonsten 100 Euro extra zahlen müssen. Da die Wohnung bei Bezug auch nicht extrem sauber war (besser nicht in jede Ecke genau schauen), schrubbten auch wir nicht gründlich durch, sondern putzten ein wenig Staub, reinigten das Bad und saugten durch.
Nachdem wir fertig waren, verließen wir die Hieta Villas Aurora in Ruka und fuhren zum 42 Kilometer entfernten Nationalpark, den wir nach etwa 45 Minuten Fahrt gegen 11:30 Uhr erreichten.
Diesmal zogen wir nur die Grödel an, da wir auf dem breiten Winterweg nur ein wenig durch die Landschaft wandern und Fotos machen wollten.
Es lag zwar deutlich mehr Schnee als gestern und die Bäume trugen eine herrlich weiße Pracht aber wie tiefgefrorene Schneegebilde sahen sie nicht aus. Mit 0° Celsius war es einfach zu warm.
Das machte uns aber nichts, denn es war einfach traumhaft schön im Riisitunturi Nationalpark.
Wir stapften durch den tiefen Schnee bergauf und hätten doch lieber auf die Schneeschuhe zurückgreifen sollen, denn ein richtig festgelaufener Weg war es nicht.
Immer wieder hielten wir an und bewunderten die verschneite Winterlandschaft. Sowas von toll.
Je höher wir kamen, desto nebeliger wurde es. Wir beschlossen daher, nicht bis zum Gipfel zu gehen, sondern irgendwo auf der Strecke kehrt zu machen und wieder zurück zum Parkplatz zu gehen. Aufgrund des begrenzten Tageslichts im Januar wollten wir auch nicht allzu spät aufbrechen.
Wir schossen zahlreiche Fotos von den Bäumen und der Landschaft und wanderten bergab.
Zahlreiche Leute kamen uns entgegen und ein finnisches Pärchen erzählte uns, dass sie jedes Jahr aus Helsinki in die Region fahren, um die Tykki-Bäume zu sehen und dieses Jahr enttäuscht sind, dass nicht so viel Schnee lag wie in den Vorjahren und es auch viel wärmer war als für die Jahreszeit üblich.
Wir gelangten hinab zum Parkplatz und verließen den Riisitunturi Nationalpark nach rund einer Stunde. Aber hier waren wir sicherlich nicht zum letzten Mal. Generell hatte es uns in der Region rund um Ruka wirklich sehr gut gefallen und ein zweites Mal ist schon in Planung. Ob nun direkt nächstes Jahr oder erst danach entscheiden wir spontan. Aber Finnisch-Lappland war jetzt schon eines unserer Reisehighlights.
Rund eine Stunde Fahrt auf der verschneiten Winterstraße lag vor uns. Der Schneepflug war gerade erst im Anmarsch und räumte die ersten Streckenabschnitte.
Wir fuhren mit Bedacht und erreichten den Wanderparkplatz in der Korouma-Schlucht gegen 14:15 Uhr.
Zahlreiche Autos standen hier und das erste Mal waren wirklich einige Touristen unterwegs. Die meisten kamen um diese Zeit allerdings gerade von der Wanderung zurück, denn in gut einer halben Stunde fing es bereits an zu dämmern.
Erneut verzichteten wir auf die Schneeschuhe, zogen aber die Grödel an und das war goldrichtig. Der Wegverlauf in die Schlucht war nämlich alles andere als gerade.
Wir passierten zunächst eine kleine Holzhütte und liefen leicht abwärts durch den lichten Wald. Vom Parkplatz liegt der Wasserfall ca. einen Kilometer entfernt.
Durch die vielen Fußspuren im Schnee war der Weg jedoch ganz schön rutschig, zumindest konnten wir das bei den Leuten erahnen, die uns entgegenkamen bzw. vor uns versuchten hinabzugehen.
Auf den letzten Metern ging es wirklich steil bergab und ohne Grödel musste man extrem vorsichtig sein, nicht auszurutschen. Teilweise war der Weg mit einer Eisschicht bedeckt.
Mit den Spikes unter den Schuhen hatten wir keine Probleme und konnten an den Leuten vor uns zügig vorbeiziehen.
Nach etwa 15 Minuten waren wir unten angekommen und folgten der gut erkennbaren Wegspur in Richtung Wasserfall. Wer mehr Zeit hat, kann auch den Rundwanderweg von ca. 5 Kilometer (Koronjää Trail) unternehmen, auf dem es noch zwei weitere Eiswasserfälle zu bestaunen gibt.
Wir wollten jedoch nur schnell einen Blick auf den großen, braunen Wasserwall werfen, bevor es dunkel wurde.
Entlang des Ufers eines gefrorenen Flusses erreichten wir nach etwa einer halben Stunde den beeindruckenden Wasserfall „Ruskea virta“, der auch bei Eiskletterern ein beliebtes Ausflugsziel war.
Die letzten Selfie-Enthusiasten waren gerade fertig und stiefelten durch den tiefen Schnee bergab, so dass wir den Ausblick in Ruhe genießen konnten. Ein wirklich magischer Ort.
Gegen 15 Uhr machten wir uns auf den Rückweg zum Auto und blickten ein letztes Mal auf diese herrlich schöne Winterlandschaft.
Steil bergauf folgten wir dem teils aalglatten Weg und waren erneut froh, die Grödel unter die Schuhe geschnürt zu haben. Keine Ahnung, wie lange der Aufstieg ohne Spikes dauert aber das konnte definitiv keinen Spaß machen.
Immer wieder sahen wir, wie Leute wegrutschten oder sich gegenseitig Halt gaben.
Wir konnten ganz entspannt dem breiten Waldweg hinauf zum Parkplatz folgen und nach etwa einer halben Stunde zurück in Richtung Rovaniemi fahren.
In der Stadt selbst hatten wir für die kurze Nacht keine günstige Unterkunft gefunden, so dass wir etwas außerhalb im Motelli Rovaniemi übernachteten. Rund 1,5 Stunden Fahrt (116 Kilomter) lagen vom Eiswassefall vor uns.
Bei Ankunft war es natürlich bereits stockdunkel aber die Straßenverhältnisse waren trotz Schnee und Kälte wirklich gut. Das Fahren auf den verschneiten und teilweise vereisten Straßen war für uns allerdings gewöhnungsbedürftig. So richtig trauten wir den speziellen Winterreifen nicht, was quatsch ist, denn der Grip war perfekt und wir hatten nicht einmal eine gefährliche Situation erlebt. Mit Vorsicht fahren und immer in der Spur bleiben.
Wir checkten in unsere Unterkunft ein und bekamen ein schönes Zimmer mit Küche und kleiner Sauna. Es war nur extrem warm in dem Raum und trotz dessen, dass wir die Heizung herunterregelten war es in der Nacht immer noch echt warm im Zimmer.
Nach dem Abendessen und dem obligatorischen Saunagang gingen wir zeitnah ins Bett, denn der Wecker klingelte uns bereits um 4 Uhr morgens wieder aus dem Schlaf.
Der kurze Ausflug nach Finnisch-Lappland hatte uns wirklich verzaubert, auch wenn wir keine Nordlichter gesehen und etwas Pech mit dem Wetter gehabt hatten. Wir kommen wieder.
