Für den sonnigsten Tag der Woche mit Temperaturen um die 25° Celsius hatten wir uns die alpine Wanderung über den Pas du Chasseur via Lac d’Arpitettaz hinauf zur Cabane Arpitettaz auf 2.786 m.ü.M. vorgenommen. Die mit T4+ bewertete schwere Tour beginnt mit einem Aufstieg zum Pas du Chasseur – einer Art Klettersteig – die durch die steile Felswand hinauf zum Lac d’Arpitettaz führt. Die Ausgesetztheit sollte nicht unterschätzt werden. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind für den Pas du Chasseur unbedingt notwendig. Bis zur Hütte Cabane Arpitettaz hatten wir von Zinal insgesamt 1.180 Höhenmeter zurückzulegen.
Der Morgen begann daher früh und mit Sonnenaufgang ging es zu Fuß von Zinal zum Plat de la Lée.
Am östlichen Ufer des Flusses Navisence entlang, wanderten wir durch das verschlafene Tal. Keine Wolke war am Himmel zu sehen und es versprach, ein perfekter Wandertag zu werden.
Wir folgten dem breiten Wanderweg bis zu einer Brücke, die über die Navisence führte. Die weiß-blaue-weiße Wegmarkierung nach links führte zum Einstieg in die alpine Wanderung über den Pas du Chasseur.
Ein schmaler Pfad führte uns steil bergauf in den Wald hinein.
Mit der Höhe wanderten wir zunächst oberhalb des Flusses entlang, bevor der ausgewaschene Pfad tiefer in den Wald führte. Achtung bei Regen kann der Pfad sehr rutschig sein und an manchen Stellen ist ein sehr steiler Anstieg zu bewältigen. Wer hier schon Probleme oder Angst hat, sollte gar nicht weiter gehen, sondern besser umkehren.
Über Wurzeln führte uns der Pfad weiter bergauf über die Côte de la Meya.
An einer Weggabelung wählten wir den rechten Abzweig in Richtung Pas du Chasseur.
Der Wald lichtete sich und der Single Trail führte uns mit der Höhe bis zu einem kleinen Steinfeld unterhalb eines kleines Wasserfalls, das wir problemlos überquerten. Auch hier kann es bei Regen rutschig sein und ein Aufstieg ist nicht empfehlenswert.
Auf etwa 1.920 Metern Höhe standen wir vor einer markanten Felswand.
Wir sahen die ersten Ketten und den Einstieg zum Pas du Chasseur. Los gehts.
Ein Klettersteigset selbst kann übrigens nicht verwendet werden, da man die Felsen entlang von Stahlketten hochsteigen muss, die keine Zwischensicherungen für ein Klettersteigset aufweisen.
Über den festen Fels asteten wir uns mit einer Hand an der Kette und mit der anderen am Fels aufwärts.
Natürliche Tritte und Griffe waren überall zu finden und wir gewannen schnell an Höhe.
Die Metallketten gaben uns Sicherheit, denn manchmal war es am Fels recht eng und recht trauen wollten wir der Griffigkeit der Bergschuhe am Anfang noch nicht. Das ist einfach psychisch, wenn man nicht allzu häufig in den Bergen auf felsigem Gelände unterwegs ist.
Zum Glück war der Fels trocken und sehr griffig. Angst hatten wir keine, sondern viel Spaß beim Begehen des klettersteigähnlichen Geländes.
Highlight des Pas du Chasseur war für uns die Überquerung eines schmalen Felsbandes, an dem ebenfalls gut gesicherte Ketten beim Übergang halfen. Was für eine richtig tolle Tour.
Wir überwanden noch ein paar weitere steile Felshänge, bei denen teilweise auch Trittbügel im Aufstieg halfen, und hatten nach etwa einer Stunde schon das Ende des gesicherten Steigs erreicht.
Der Aufstieg durch die Felswand über den Pas du Chasseur hatte nur rund 15 Minuten gedauert und wir hatten rund 80 Höhenmeter zurückgelegt.
Durch den Wald folgten wir dem Weg zunächst steil bergauf.
Der Anstieg wurde nach wenigen Metern flacher und gemütlich aufwärts wandernd, gelangten wir zu einer Wiese auf 2.154 Metern Höhe.
Im Abstieg sollte der Pas du Chasseur nicht gewählt werden, da allein der steile Zustieg bei Regen sehr rutschig sein kann. Auch der Abstieg über die Felsen selbst, wird sehr rutschig. Der Abstieg sollte daher über den reizvollen Normalweg Le Chiesso erfolgen.
Wir traten aus dem Wald hinaus und gelangten zum Abzweig des Normalweges. Insgesamt hatten wir von Zinal über den Pas du Chasseur rund 1 Stunde und 10 Minuten benötigt. Auf andere Bergsteiger/Wanderer waren wir nicht getroffen.
Am Abzweig folgten wir den Wanderschildern nach links in Richtung Lac Arpitettaz.
Entlang des ausgewaschenen weiß-rot-weißen Wanderweges liefen wir mit Blick auf die atemberaubende Bergwelt bergauf. Was für eine grandiose Aussicht.
Die Herbstfärbung der Büsche am Boden gab einen tollen Kontrast zum Blau des Himmels und den schneebedeckten Gipfeln der 4.000er.
Nach etwa 15 Minuten hatten wir den wunderschön gelegenen Bergsee Lac d’Arpitettaz auf 2.230 Metern Höhe erreicht.
Die mächtigen Gipfel des Pigne de la Lé, Grand Cornier, Dent Blanche und dem Besso spiegelten sich im seichten Wasser des Sees.
Wir setzten uns auf eine Holzbank und genossen die Ruhe am Morgen.
Nach zahlreichen Fotos und einem gefundenen Geocache ließen wir den idyllischen Bergsee hinter uns und querten die Weiden von L’Arpitetta.
Sanft aber stetig führte uns der Weg weiter bergauf. Immer wieder genossen wir die fantastischen Ausblicke. Was für ein Bergpanorama.
In weiten Kehren gelangten wir tiefer in Richtung des halbrunden Kessels „Couronne Imperiale“.
Ab und an führen einige Pfade weg vom Hauptweg, so dass man immer nach der weiß-rot-weißen Markierung Ausschau halten sollte, um nicht vom richtigen Weg abzukommen.
Mitten auf dem Weg lag eine Kreuzotter, die mir im Aufstieg entgegen geschlängelt kam und schnell im hohen Gras verschwand. Leider konnten wir nur noch den Schwanz fotografieren.
Stetig bergauf wanderten wir weiter und gelangten immer höher. Die 4.000er der Weisshorngruppe mit den markanten Gipfeln Weisshorn, Zinalrothorn, Obergabelhorn gaben sich die Ehre. Irgendwo unterhalb der Weisshornwestwand lag die Cabane Arpitettaz.
An einem Abzweig war der Beschilderung nach links zu folgen, da aufgrund eines Felssturzes der Weg unterhalb des Geröllfeldes nicht mehr begangen werden sollte.
Geradeaus und leicht ansteigend überquerten wir einen kleinen Bachlauf.
Die traumhaft gelegene Berghütte des Schweizer Alpenvereins war bereits zu sehen.
Der finale Anstieg in engen Kehren hinauf nach Les Leisses verlangte uns noch einmal alle Kraftreserven ab.
Auf dem Bergrücken angelangt, genossen wir die Sicht auf die vergletscherten Berge, die zum Greifen nah waren.
Wir stiegen hinab zu einem Geröllfeld und überquerten die Felsblöcke.
Links von uns befand sich der felsige Anstieg zur alpinen Wanderung auf den Col de Milon und der Cabane de Tracuit. Die Tour hatten wir auch erst ins Auge gefasst, denn die Cabane de Tracuit wird als Ausgangspunkt für die Besteigung des Bishorns gewählt aber letztendlich doch davon abgelassen. Die Eiswelt sehen find ich toll, aber auf derselbigen Bergsteigen muss ich aktuell nicht mehr haben. Zwei Viertausender habe ich bereits bestiegen aber so richtig wohl habe ich mich bei den Gletscherquerungen nie gefühlt.
Über zwei Brücken überquerten wir kleine Gletscherbäche und wandten uns dem finalen Aufstieg zur Hütte zu.
Gemächlich wanderten wir bergauf zur Hütte Cabane Arpitettaz (2.786 m.ü.M.), die war nach insgesamt nach 4 Stunden erreichten.
Außer uns waren nur die Hüttenwirte vor Ort. Mit Blick auf die Bergwelt legten wir eine Pause bei Tee und alkoholfreiem Bier ein. Diese Aussicht einfach.
Da es auf gut 2.800 Metern Höhe nach einiger Zeit doch recht kühl wurde, wandten wir uns nach der kleinen Rast wieder dem Abstieg nach Zinal zu.
Dieser erfolgte bis zum Lac d’Arpitettaz auf derselben Route.
Der Ausblick war jedoch keineswegs langweilig.
Immer wieder konnten wir auf die Weisshorngruppe und den Besso blicken, bis diese so langsam hinter den tiefer gelegenen Bergkuppen verschwanden.
Bergab gelangten wir nach rund 1,5 Stunden zum Lac d’Arpitettaz. Der Weg zog sich länger als gedacht und auch der folgende Abstieg über die Normalroute Le Chiesso wartete mit einem gut zweistündigen Abstieg auf uns.
Wir legten daher an dem Bergsee noch einmal eine Pause ein. Diesmal allerdings im Schatten, denn mittlerweile war es ganz schön warm geworden.
Am See selbst hatten sich einige Wanderer und eine Schulklasse eingefunden, die den spätsommerlichen Mittag genossen.
Auch wir konnten uns von der Bergwelt nicht satt sehen. Für uns definitiv eine der schönsten und spektakulärsten Touren im Val d’Anniviers.
Über das Hochplateau am Lac d’Arpitettaz stiegen wir leicht abwärts zur Weggabelung. Der Blick war gewaltig. Die leuchtenden Herbstfarben und grauen Berge vor dem blauen Himmel waren einfach wunderschön.
Nur ungern trennten wir uns der Aussicht und liefen über den Bergrücken leicht abwärts, bis wir auf den ausgewaschenen Weg von heute Morgen trafen.
Wir folgten nun nicht dem Abzweig nach rechts zum Pas du Chasseur, sondern wanderten geradeaus auf dem gut begehbaren Wanderweg bergab.
Die 4.000er verschwanden langsam aus unserem Blickfeld und der Geröllweg brachte uns zur Alp Le Chiesso auf 2.081 Metern Höhe.
Hier hatten wir die Baumgrenze erreicht und gingen auf einem Geröllweg durch lichten Lärchenwald hinab zu einer Brücke.
Wir überquerten den reißenden Gletscherfluss trockenen Fußes und folgten hinter der Brücke einem Wegweiser nach links zum Wasserfall „Cascade de la Volermò“.
Den Wasserfall hatten wir schon von der Brücke aus gesehen und dachten, es würde einen Aussichtspunkt geben.
Der Weg endete allerdings mitten im Gebüsch, von wo aus der Wasserfall nicht wirklich gut zu sehen war. Ich stellte mich auf einen Stein, um einen Blick zu haben, aber von der Brücke aus war dieser viel besser sichtbar gewesen.
Wir wanderten daher weiter abwärts ins Tal bis zum Ufer der Navisence.
Abermals überquerten wir eine lange Brücke und gelangten auf die breite Fahrspur, an der es nach links hinauf zur Cabane du Petit Mountet ging und nach rechts hinab nach Zinal.
Wir bogen daher nach rechts ab und marschierten die letzten Höhenmeter bergab bis zu einer weiteren Brücke, an der wir heute Morgen unsere abwechslungsreiche Tour gestartet hatten.
Da das Ostufer der Navisence noch in der prallen Sonne lag, beschlossen wir dem Weg an der Westseite zu folgen.
Durch das weite Tal ging es in Richtung Parkplatz am Plat de la Lée und von hier zurück zum Swisspeak Resort, dass wir nach rund 8 Stunden gegen 16 Uhr erreichten.
Nun hieß es für den restlichen Tag: Füße hochlegen und den spätsommerlichen Nachmittag ein letztes Mal auf dem Balkon genießen, bevor es morgen wieder in Richtung Heimat ging.
