Am Morgen standen wir bereits um 05:30 Uhr auf. Wir genossen den Sonnenaufgang am Song-Kul, bevor die gelbe Kugel wieder hinter den Wolken verschwand. Unser Ziel des Tages lag ca. 4 Stunden von Song-Kul entfernt. Marcel hatte die Ortschaft Kyzyl-Oi in einem Internetblog aufgetan und diesen in unseren Kirgistanreise eingeplant.
Da es zum Aufstehen noch ein wenig zu früh war, legten wir uns noch etwas hin und dösten bis um 8 Uhr.
Nach dem Anziehen begrüssten wir unseren neuen Fahrer Altynbek und unseren Guide Nasrim. Die beiden sprachen sehr gut Englisch und wir waren uns direkt sympathisch.
Gemeinsam frühstückten wir und brachen um 09:30 Uhr auf.
Das Wetter war heute recht durchwachsen und das Abschied nehmen vom Song-Kul fiel uns nicht sehr schwer. Zumal wir auch froh waren, wieder in etwas tiefere und vor allem wärmere Gefilde zu gelangen. Heute Nacht hatte ich in der Jurte trotz der ganzen dicken Decken ganz schön gefroren.
Entlang des Song-Kul genossen wir den tollen Blick auf die umliegende Berglandschaft. Die Sicht auf den See war bereits ein wenig getrübt.
Wir verließen die Schotterstraße entlang des Sees und gelangten in ein wunderschönes Tal, dessen karge, hügelige Landschaft an Island erinnerte.
Vom Kara-Keche Pass blickten wir auf eine Steinkohlmine, deren Abbau bereits ein deutliches Loch in die Landschaft gefressen hatte.
In Serpentinen ging es den Kara-Keche-Pass bergabwärts bis in ein spektakuläres Tal, das von roten Felsen gesäumt war. Der Fluss rauschte neben uns her und wir waren wieder einmal total begeistert von der abwechslungsreichen Landschaft Kirgistans.
Karakeche ist ein Dorf in der Region Naryn in Kirgisistan. Hier befinden sich fünf Tagebaugruben, aus denen etwa die Hälfte der nationalen kirgisischen Kohleförderung mit geschätzten Reserven von 438 Millionen Tonnen stammt. Diese Kohle wird größtenteils über die Eisenbahn in Balykchy nach Bischkek geschickt.
Das Tal wurde ausladender und der Blick in die Ferne eröffnete sich uns. Bunte Hügel und hohe Berge waren am Horizont zu erkennen. Eine echte Schönheit. Wir wussten kaum, ob wir nachts rechts, links oder nach vorne schauen sollten. Ein wenig erinnerte uns die Landschaft an den Altyn-Emel-Nationalpark in Kasachstan.
Nach ca. 3 Stunden Fahrt legten wir eine Pause ein. In einem Cafe nahmen wir unser Mittagessen zu uns. Ein Imam der örtlichen Moschee begrüsste uns und war dankbar und erfreut, dass wir sein Land bereisten. Zum Glück hatten wir unsere Übersetzerin Nasrim dabei, sonst hätten wir leider kein Wort verstanden. Wir waren sehr berührt von seiner Erläuterung.
Durch das beeindruckende Kökömeren-Tal fuhren wir weiter Richtung Kyzyl-Oi. Abermals waren wir total überwältigt von der Naturkulisse und den vielen bunten Farben.
Zum Glück konnten wir Altynbek immer um einem Fotostopp bitten. Er war bis jetzt auch noch nicht hier gewesen und genauso begeistert wie wir.
Gegen 14 Uhr erreichten wir unsere Unterkunft für heute Nacht. „Katya´s Guesthouse“ liegt idyllisch direkt am Eingang des verschlafenen Dorfes.
Wir bekamen ein schönes Zimmer und legten eine kleine Siesta ein. Ich freute mich vor allem auf eine heiße Dusche, die wirklich eine Wohltat war.
Mit uns waren noch weitere kirgisische Gäste angereist, die sich hier einmal im Jahr zum Beten einfanden, um einem ehemaligen Familienmitglied die letzte Ehre zu erweisen.
Um 15 Uhr trafen wir uns mit Altynbek und Nasrim draußen und begaben uns zu einem Picknickplatz direkt am Fluss. Die Besitzerin Katya versorgte uns mit allerlei einheimischen Speisen, zu denen wir nicht nein sagten (Borsook, Cha Cha und Kekse), dazu gab es Tee. So konnte man es aushalten.
Aber natürlich waren wir nicht nur zum Entspannen nach Kyzyl-Oi gekommen, sondern auch zum Wandern. Für eine längere Tour war es schon zu spät und so entdeckte Marcel bei Maps.me einen Aussichtspunkt, der ca. 2 Kilometer von der Unterkunft entfernt lag.
Gemeinsam machten wir uns um 16:30 Uhr auf den Weg.
Zuerst liefen wir entlang der Straße und bogen dann auf einen breiten Wirtschaftsweg ab.
Der Weg wurde immer schmaler und wir gingen leicht bergauf. Tolle Ausblicke auf die umliegende Landschaft eröffneten sich uns.
Überall blühte und grünte es und je höher wir kamen, desto besser wurde die Aussicht.
Am Aussichtspunkt angekommen genossen wir einen fantastischen Rundumblick. Nicht nur wir waren begeistert, auch unsere Begleiter konnten sich kaum satt sehen.
Nach einer kurzen Pause nahmen wir denselben Weg zurück zu unserem Guesthouse. Vorher kauften wir in einem kleinen Laden noch ein paar Getränke ein.
Am Ufer des reißenden Flusses Kökömeren legten wir abermals eine Rast ein und genossen die warmen Sonnenstrahlen.
Danach ging es zurück zur Unterkunft, die wir um 18 Uhr erreichten.
Da das Abendessen erst um 20 Uhr serviert wurde, nutzten wir die Zeit gemeinsam und setzten uns in die idyllisch gelegene Picknickecke auf dem Grundstück.
Während die Truthähne und ihre Jungen gemütlich im Gras nach Fressen pickten, quatschten wir über dies und das.
Zum Abendessen fanden wir uns im Essensraum ein und unterhielten uns mit einem Kirgisen, der die eine Hälfte des Jahres auf Teneriffa und die andere in Kirgistan lebt. Da er auch schon in Belgien gelebt hatte, konnten wir uns gut auf Englisch verständigen.
Das Abendessen bestand heute aus dem traditionellen kirgisischen Gericht Beschbarmak. Es wird zu besonderen familiären Anlässen serviert und besteht aus Nudeln und Schaf. Dazu wird eine Brühe (Schorpo) gereicht, in der das Fleisch vorher gekocht wurde. Der Schafskopf, der bei einem frisch geschlachteten Schaf dazu gereicht wird, wurde bei uns zum Glück weggelassen 😂. Ich hab ihn allerdings später bei der kirgisischen Familie auf dem großen Teller liegen sehen. Mir persönlich schmeckte das Gericht zu stark nach Schaf, so dass ich froh war, als der Teller endlich leer war 😅 (und dabei hatte ich vorher gedacht, dass es sich um Truthahnfleisch handelte und mir deswegen extra viel Fleisch gegönnt 🤤😱) Immerhin gab es für mich keine Zwiebeln dazu.
Den Abend ließen wir an unserem Stammplatz am Fluss gemeinsam ausklingen und begaben uns um 22 Uhr ins Bett.