Nach einer stürmischen Nacht, in der wir fast dachten, dass das Dach unserer Hütte wegfliegt, trafen wir uns um 08:00 Uhr zum Frühstück. Danach packten wir unsere Sachen zusammen und verließen den schönen Campingplatz in Húsafell.
Heute hatten wir eine lange Fahrtzeit vor uns und würden erst am Abend am Mückensee ankommen. Von Húsafell fuhren wir auf die 518. Von dort zweigten wir in Richtung Surtshellir ab. Über eine Schotterpiste gelangten wir mit tollen Blicken zur Lavahöhle. (Weiter kamen wir jedoch nicht, da die Straße ab dort gesperrt war. Unser eigentlicher Plan war es, die Straße bis zur Ringstraße weiterzufahren).
Nach 7km erreichten wir die Surtshellir. Die Lavahöhle ist eine der größten auf Island und entstand vor über 1000 Jahren. Lavahöhlen entstehen wenn die Wände schneller erstarren als der innere Lavastrom, der abfließt und versiegt. Surtshellir ist ca. 1,9km lang. In der Nähe befinden sich noch zwei weitere Höhlen, die Stefánshellir und Íshellir (übersetzt bedeutet dies Eishöhle und sie bildet somit auch eine der drei interessantesten).
Wir besuchten aufgrund des heutigen sehr stürmischen Wetters jedoch nur die Stefánshellir. Doch auch diese Höhle ist einen Abstecher wert und sehr interessant. Vom Parkplatz liefen wir wenige Meter bis zum Eingang der Lavaröhre. Zum Glück war es dort unten windstill.
Wir begaben uns ins Innere der Höhle und waren begeistert von den gewaltigen Ausmaßen. Bereits letztes Jahr waren wir bei einer Lavaröhre, doch diese war schmaler als die heutige. Wahnsinn. Leider hatten wir keine Taschenlampe dabei und so kamen wir nicht weit.
Nach einer kurzen Stippvisite, verließen wir die Höhle wieder. Der Wind hatte immer noch nicht abgeflaut und so bließ er uns ordentlich um die Ohren. Während Klaus und Ulrike bereits das Weite suchten und sich ins Auto setzten, gingen Marcel und ich noch ein Stückchen weiter zur nächsten Höhle. Dabei konnten wir die unwirkliche Landschaft um uns herum genießen. Das heutige Wetter verlieh dem Umland ein mystisches Aussehen.
Nach einer weiteren halben Stunde kehrten auch Marcel und ich zum Auto zurück. Unser Weg führte nun zurück zur 518, von dort fuhren wir erneut durch Reykholt. An einer Abzweigung nahmen wir die 50 und legten einen kleinen Zwischenstopp bei Deildartunguhver ein. Diese Sehenswürdigkeit entdeckten wir durchs Geocaching. Daher wollten wir natürlich einen kleinen Blick darauf werfen und wir wurden nicht enttäuscht. Wenn auch klein aber fein, wartete eine heiße Quelle auf uns. Der Wind pfiff uns beim Ausssteigen wieder ordentlich um die Ohren und wir würden uns nicht lange aufhalten. Die heiß sprudelnden Quellen sind ungefähr 50-60m lang und wirklich eine kleine Sehenswürdigkeit für zwischendurch.
Von Deildartunguhver fuhren wir weiter auf der 50. Übrigens sollte man den Schildern, welche vor dem heißen Wasser warnen (ca. 100°) wirklich glauben schenken. Klaus konnte sich nicht vorstellen, dass das Wasser so heiß sei und wurde prompt eines besseren belehrt, als er nur kurz seine Fingerspitze hineinhalten wollte.
Nach ein paar Kilometern Fahrt entdeckte Klaus auf seiner Karte, dass wir bei Fahrt auf der 522 die Strecke etwas verkürzen könnten. Allerdings erwies sich das Fahrt letztendlich als länger, da die anfängliche Schotterpiste schnell in eine richtige Hochlandstraße überging. Von der 522 nahmen wir die 528, deren Fahrtspur sich nach und nach verengte und durch steile und steinige Passagen glänzte. Das richtige für unseren Jeep.
Am Ende der 525 bogen wir nach rechts auf die 528 ab, die schon bald wieder auf die Ringstraße führte. Ich war nicht sehr traurig drum, da mir bei den Hochlandpisten durch das ständige Geruckel schlecht wird. Auf der Ringstraße fuhren wir nun immer weiter in den Norden. Nachdem wir Hvammanstangi passiert hatten, führte die Strecke nach Akureyri.
Wir fuhren höher und höher auf der fast menschenleeren Straße. Anfangs war kaum Schnee sichtbar, je höher wir jedoch gelangten, desto mehr Schnee umgab die Straße. Die Blicke waren nicht minder schön. Da wir auf dem Rückweg vom Mývatn noch Zeit in Akureyri verbringen würden, hielten wir auf dem Hinweg nicht dort an. Stattdessen stoppten wir an einem Aussichtspunkt, von dem man auf Akureyri blicken kann.
Von hier fuhren wir ca. 50km weiter auf der Ringstraße zum Goðafoss-Wasserfall. Diesen hätten wir beinahe verpasst. Nur durch Zufall entdeckten wir das Hinweisschild und fuhren natürlich hin. Der Goðafoss ist einer der bekanntesten Wasserfälle Islands und nicht zu verachten. Das Wasser des Skjálfandafljót-Flusses stürzt über einer Breite von ca. 30 m etwa 12 m in die Tiefe.
Wir parkten das Auto auf dem Parkplatz und liefen ein paar Meter zu Fuß, bis wir den Aussichtspunkt erreichten. Ein wirklich grandioser Blick eröffnete sich uns. Wir liefen ein wenig stückaufwärts auf den ausgetretenen Pfaden und genossen die Ruhe. Zumindest die Ruhe vor anderen Touristen, denn das tosende Wasser verursachte ordentlich Lärm.
Wir gingen zurück zum Auto und begaben uns auf die andere Seite des Wasserfalls. Auch hier verläuft ein Wanderweg. Diese Möglichkeit sollte man unbedingt wahrnehmen, denn von hier ist der Blick auf den Wasserfall noch viel schöner!
Nachdem wir eine kleine Brücke überquert hatten, die von dem ganzen Schmelzwasser fast überschwemmt war, erreichten wir einen wirklich schönen Aussichtspunkt, von dem man die ganzen Wasserfälle überblicken konnte. Wir gingen wieder zurück zum Auto und es zeigte sich jetzt sogar die Sonne.
Nach dem Besuch eines Souvenirshops fuhren wir pünktlich zur Anreise eines vollbesetzten Touristenbusses weiter. Der Zwischenstopp hatte sich wirklich gelohnt und der Goðafoss sollte wirklich auf jedem Islandbesuch angepeilt werden.
Wir begaben uns zurück auf die 1 und fuhren die letzten 40km bis zum Mývatn. Der Mückensee ist 37km² groß und am besten mit dem Auto zu umrunden. Er ist der viertgrößte See Islands. Der Mývatn trägt seinen Namen zurecht, denn im Sommer gibt es hier massenweise Mücken, die jedoch nur selten Stechen. Sie erinnern eher an Fliegen, sind aber trotzdem sehr nervig. Da es heute sehr windig war, hatten wir zum Glück keine Probleme mit den Tierchen. Bevor es nun zu unserer Unterkunft ging, hielten wir bei den Pseudokratern. Diese Krater haben jedoch nicht selbst vulkanisches Material ausgestoßen, sondern sind durch das explosive Zusammentreffen von Lava und Wasser entstanden. (Deswegen Pseudokrater). Das Phänomen der Pseudokrater taucht nur auf Island auf.
Der Mývatn ist vor allem bei Ornithologen sehr beliebt, da sich hier zahlreiche Vogelarten (vor allen Dingen Enten) beobachten lassen. Dieser Artenreichtum ist den ungeliebten Mücken zuzurechnen.
Wir hielten nun bei den Pseudokratern und besuchten diese. Auch diese Sehenswürdigkeit sollte man sich nicht entgehen lassen. Die Landschaft ist einfach herrlich. Die Pseudokrater lassen sich auf angelegten Wegen besteigen. Von hier hat man einen schönen Blick über den See und die Vulkane im Hintergrund.
Wir verließen die Pseudokrater und fuhren die restlichen Kilometer bis zu unserer Unterkunft Hlíð. Während Marcel und ich auf dem Campingplatz unser Zelt aufbauten, gingen Klaus und Ulrike zur gegenüberliegenden Unterkunft.
Marcel und ich wollten noch ein paar Geocaches aufsuchen und fuhren zu einer nahegelegenen Grotte. Der Cachename ließ uns jedoch Böses erahnen (Schwimmen war dort angesagt). Wir gingen auf Stahlstufen hinab in eine Schlucht. Dort befand sich eine Grotte mit warmen Wasser. Tatsächlich und das Wasser hatte sogar eine angenehme Temperatur von ca. 28°. Nur den Cache konnten wir leider nicht aufsuchen, da wir keine Schwimmsachen und auch keine Taschenlampe dabei hatten. Trotzdem war dieser Ort wirklich toll und in keinem Reiseführer zu finden.
Da es auf Island im Sommer ja nicht dunkel wird und wir auch noch nicht müde waren, fuhren wir zu dem Geothermalgebiet Hverir. Aus der Nähe sahen wir bereits etwas Dampfen und wollten natürlich wissen, was es war.
Zu später Stunde erreichten wir Hochtemperaturgebiet Hverir am Berg Námafjall. Häufig wird dieses Gebiet auch wie die Passhöhe Námaskarð genannt. Das Gebiet zeichnet sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Thermalquellen, kochender Schlammtümpel und Schlammtöpfe, sowie Fumarolen und Solfataren aus. Genau das richtige für mich. Wir parkten das Auto auf dem angrenzenden Parkplatz und stiegen aus. Nicht weit vom Auto konnten wir den Schwefelgeruch bereits wahrnehmen. Auf angelegten Wegen liefen wir durch das Feld. Einfach schön.
Fast hätte Marcel noch seine Kamera opfern müssen, denn während er diese ans Stativ befestigte, um ein Foto über einem blubbernden Schlammtopf zu machen, brach eines der Stativbeine ab. Zum Glück ist dies vorher passiert und nicht als die Kamera über dem Schlammloch hing.
Nach einem einstündigen Aufenthalt, zahlreichen Fotos und einer gehörigen Portion Schwefelgeruch in der Nase, fuhren wir zurück zum Campingplatz. Es war nun kurz nach Mitternacht und so langsam wurde es Zeit zum Schlafen. Bei der Helligkeit fehlt einem jedoch jegliches Zeitgefühl und so richtig schlafen konnte ich auch nicht. Es war einfach nicht dunkel genug.