Venezuela: In der grünen Hölle

Am heutigen Morgen hieß es: „Früh Aufstehen“. Bereits um 06:30 Uhr ging unsere Fahrt im Einbaum los. Morgens und abends lassen sich die Tiere am besten beobachten. Wir waren also gespannt, was wir entdecken würden.

Die Fahrt im Einbaum ist schön entspannend. Man hört nichts, außer den Tiergeräuschen und ab und an das Paddelschlagen unseres Bootsführers. Einfach schön. Wir sahen zahlreiche Papageien und den flugunfähigen Vogel Hoatzin. Aras und Affen wollten sich jedoch nicht zeigen.

Nach 1,5 Stunden erreichten wir wieder das Camp. Das Frühstück war schon fertig und wir setzten uns an den Tisch. Neben den Amerikanerinnen befand sich nun auch eine Familie aus Slowenien im Camp.

Wir hatten jetzt bis 09:00 Uhr Zeit und streiften ein wenig durchs Camp und gingen nochmal in unsere Hütte. Doch was war das? Irgendetwas saß auf den Palmblättern. Mir schwante Böses, doch ich wollte nicht näher ran. Ich fragte also Marcel, ob das da an der Wand eine Spinne sei. Und ja, leider war das solch ein possierliches Tierchen. Marcel machte natürlich direkt ein Foto und wollte es mir zeigen. Doch damit sollte er warten, bis wir wieder zu Hause sind. Wirklich kein kleines Tierchen…

Mit der verbleibenden freien Zeit wussten wir jedoch nicht so recht etwas anzufangen 😉 Wir setzten uns auf den Steg und beobachteten die Schildkröten.

Kurz vor 09:00 Uhr holten wir dann unsere Gummistiefel. Wir würden nun zum Dschungel-Walk aufbrechen. Wir waren gespannt, was uns erwartete. Jedoch warnte uns die Amerikanerin vor den Moskitos. Zu recht, wie wir später feststellten…

Mit dem Motorboot ging es dann hinaus auf den Fluss. Vorbei an einem Indianerdorf fuhren wir auf dem Orinoco her. Unser Guide zeigte uns unterwegs noch einige interessante Dinge. Z. B. eine Frucht, die man Essen konnte (schmeckte wie Litschi) und eine „Zauberblume“. Das tolle an der Blume war, dass sie ungeöffnet wie eine Schote aussah, dann drehte man am oberen Ende der Schote und sie öffnete sich. Schön.

Nach ca. 1 Stunde Fahrt näherten wir uns dem Ziel. Wir fuhren ans Ufer und stiegen aus. Nun waren wir mitten im Dschungel. Mit einer Machete bewaffnet, ging unser Guide mit dem Kapitän voraus. Auf nicht vorhandenen Pfaden schlugen wir uns durch den Dschungel. Schon toll. Nur die Moskitos, ja die mochten mich ganz besonders. In Schwärmen kamen sie angeflogen und wollten Blut. Wir bekamen Palmblätter zum Wedeln, doch auch das brachte nur kurzzeitig Ruhe vor den Plagegeistern. So war für mich das Dschungelabenteuer auch schnell beendet, denn die allergische Reaktion auf die ganzen Stiche blieb nicht aus.

Wir bekamen unterwegs eine Kokosfrucht zum Trinken und Palmherzen zum Essen. Man kann im Dschungel wirklich fast alles Essen. Auch eine kleine Schildkröte entdeckten wir und ich denke, die wird auch als Nahrung gedient haben. Da die Indianer sich fast vollständig autark ernähren, essen sie natürlich alles, was ihnen vor die Nase kommt.

Der Marsch ging weiter. Aus einem abgehackten Stock, gab uns unser Guide Wasser zum Trinken. Und in dem Holz befand sich eine Menge Wasser, sehr interessant.

Wir stapften weiter durch die grüne Hölle und blieben ordentlich im Schlamm stecken. Wir sanken bis zu den Stiefeln ein und hatten schon ein wenig Bedenken, nicht mehr hinaus zu kommen 😉

Glücklicherweise waren wir nun fast am Ende der Tour. Das Boot war schon zu sehen und ich war wirklich froh, endlich die Moskitos loszuwerden. Ich hasse die Biester. Mein Gesicht und meine Hände waren total geschwollen und juckten wie verrückt, zudem hatte ich Schlamm und Wasser im Schuh.

Beim Abfahren reinigten wir unsere Schuhe, indem wir sie ins Wasser hielten. Ich zog direkt die Socken aus und wusch meine Füße und die Hose. Interessant war der Ausflug in den Dschungel schon aber nochmal wollte ich das nicht erleben :-D.

Wir stiegen ins Boot ein und fuhren zurück zum Camp. Um 12:00 Uhr erreichten wir dieses und entspannten uns auf dem Steg des Camps. Danach gab es Essen.

3 Stunden hatten wir jetzt Zeit, danach würden wir erneut losfahren. So legten wir uns hin und genossen die Blicke auf den Orinoco und die Umgebung. Ganz besonders freuten wir uns über einen Einbaum, auf dem Papageien saßen. Wir dachten, dass die so zahm seien, dass die mitfahren. Dem war leider nicht so, denn bei genauerem Hinsehen entdeckten wir, dass sie an einem Seil festgemacht waren. Abendessen der Warao-Indianer…

Marcel hatte Spaß an dem Hoatzin gefunden und versuchte ihn anzulocken. Was ihm sogar gelang. Der Vogel war so zahm, dass er sich zu uns gesellte.

Nachdem wir uns die Zeit vertrieben hatten, fuhren wir pünktlich um 16:00 Uhr los zum „Sightseeing“ (So nannte es unser Guide). Unser Ziel war ein weiteres Indianerdorf. Das Wort „Dorf“ ist hier übrigens relativ. So besteht ein Indianerdorf aus ca. 2 Familien und genauso vielen Hütten. Insgesamt verteilen sich die Warao-Indianer mit ca. 25.000 Einwohnern auf eine weit ausgedehnte Fläche.

Heute hatten wir sogar Glück und entdeckten während unserer Fahrt einen Tukan und Aras. Über den Tukan freuten wir uns ganz besonders. Dieser Vogel wird nicht so oft gesehen. Wir fuhren entlang eines Seitenarms des Orinocos. Die Strömung war hier ziemlich stark. In den Bäumen entdeckten wir Papageien. Bald schon sahen wir das Indianerdorf und legten an. Wir liefen ein wenig über den Hof und schauten uns um.

Um 17:00 Uhr fuhren wir wieder los und stoppten zum Piranha-Fischen. Im Gegensatz zu den Llanos waren die Piranhas hier allerdings schlauer und bissen nicht an. Sie nagten das Fleisch um den Haken herum ab und schwammen wieder davon. Eine Touristin aus Norwegen hatte jedoch Glück. Ein Fisch biss an. Groß war er allerdings nicht.

Nach ca. 30 Minuten Fischen fuhren wir zurück zum Camp. Dort warteten wir auf das Abendessen. Einige weitere Touristen aus England und Polen waren eingetroffen und so wurde es heute eine muntere Runde. Pünktlich zum Abend gesellte sich ein ausschließlich nachtaktiver Vogel zu uns. Er ließ sich sogar streicheln, wenn man behutsam vorging. Ein schönes Tier.

Nach dem Essen gingen wir in unsere Hütte und hofften auf eine entspanntere Nacht. Diesmal blieben die Katzen fern und auch kein Tier, welches in unserer Hütte fressen wollte, war da.