Südafrika: Kruger Nationalpark: Anreise ins Olifants Camp

Nach einer ruhigen, erholsamen Nacht standen wir auf, frühstückten in aller Ruhe und checkten dann aus. Die Blyde River Wilderness Lodge hatte uns gut gefallen. Das Frühstück war allerdings mit 120 ZAR / Person doch recht teuer. Aber man gönnt sich ja sonst nichts 😉

Wir fuhren nun die knapp 10km Schotterpiste hinaus zur Hauptstraße und bogen rechts in Richtung Phalaborwa ab. Auf der Straße entdeckten wir ein Chamäleon. Tolles Tier, vor allem bewegen die sich so lustig.

In Phalaborwa befindet sich auch das gleichnamige Gate zum Eintritt in den Kruger Nationalpark. Er ist der größte, älteste und bekannteste Nationalpark Südafrikas und ungefähr so groß wie Rheinland-Pfalz. Er hat einen außergewöhnlich hohen Tierbestand. Unter anderem leben dort ca. 1700 Löwen, 13000 Elefanten, 7000 Giraffen, 10000 Breitmaulnashörner, 10000 Gnus, 1000 Leoparden, 17000 Büffel, 33000 Zebras und Unmengen an Impalas. Das Phalaborwa Gate eignet sich als Einfahrt in den Park beim Besuch des Olifants Camp. Es gilt als eines der schönsten Camps im Park, da es einen fantastischen Blick auf den Olifants River bietet.

Zur Tierbeobachtung bietet sich eigentlich am besten der Winter an, da dann die Bäume kein Laub tragen und es auch nicht so heiß ist. Zudem regnet es im Sommer häufiger. Der Monat März zählt zum Spätsommer und wir erwarteten nicht, viele Tiere zu sichten. Aber wir wurden eines besseren belehrt. Geregnet hat es in den 6 Tagen vor Ort nicht einmal.

Da der Park ein hohes Malariarisikogebiet ist; eine Prophylaxe wird stärkstens empfohlen. Auch wir hatten Prophylaxetabletten dabei und für den Fall eines Stiches auch noch andere Tabletten, die allerdings heftige Nebenwirkungen hatten (Suizidgedanken, Paranoia und andere psychische Probleme). Aber wir hofften einfach, dass unser Mückenschutz ausreichend war und wir nicht zu dem Mittel greifen mussten.

Nach ca. 2 Stunden Fahrt erreichten wir das Gate. An der Rezeption stiegen wir aus und gingen mit unserer Übernachtungsbestätigung in das Gebäude. Dort stellte die Dame uns das Entry Ticket aus und wir befuhren um 11:00 Uhr den riesigen Park. Ab jetzt hieß es: Schön im Auto bleiben. Im Park gilt auf den Asphaltstraßen eine Maximalgeschwindigkeit von 50 km/h und auf den Schotterstraßen 40 km/h. Es erfolgen häufig Geschwindigkeitskontrollen, daher sollte man sich tunlichst dran halten. Man sollte auch genügend Zeit einplanen, um sein Camp zu erreichen. Während unserer Zeit schlossen die Tore bereits um 18:00 Uhr. Wer zu spät kommt, muss eine hohe Strafe bezahlen.

Die ersten Tiere, die uns begrüßten, waren die Impalas. Genau aus diesem Grund werden sie auch die Rezeptionisten genannt, da sie meist vor den anderen Tieren auftauchen und die Gäste quasi begrüßen. Ein anderer Name für sie ist das „Goldene M“, benannt nach McDonalds, da die schwarzen Streifen auf ihrem Fell am Hintern ein „M“ bilden. Die Tiere leben meist in größeren Herden zusammen und bevorzugen offenes Buschland. Die Böcke haben geschwungene Hörner, während die Weibchen eher unscheinbar wirken. Die Impalas dienen als Nahrung für alle Fleischfresser wie Leoparden, Löwen, Geparden und Hyänen. Auch vor Krokodilen müssen sie sich in Acht nehmen.

Ein paar Kilometer weiter auf der H-14 stoppten erneut Autos vor uns und auch wir entdeckten den Grund: Eine Elefantenherde. Toll, wie aufregend. Das erste Tier der „Big 5“ war damit abgehakt. Die Herde graste gemütlich am Wegesrand. Elefanten gehören wegen ihres Elfenbeins immer noch zu den meistgejagten Tieren. Im Kruger Nationalpark leben ungefähr 14.000 Elefanten. Die Tiere sind Vegetarier und man findet sie häufig auf offener Savanne. Zwischen 150 und 300kg frisst ein Elefeant am Tag. 200 Liter Wasser muss er darüber hinaus noch zu sich nehmen. Elefanten sind die größten Landsäugetiere der Welt und erreichen ein Gewicht von 5000 – 6000 kg. Tolle Tiere. Und wenn man sie das erste Mal sieht, kommt man aus dem Staunen gar nicht heraus. Vom Menschen abgesehen, haben sie keine natürlichen Feinde und können bis zu 70 Jahre alt werden. Da sie jedoch so viel fressen, muss ihre Anzahl häufig künstlich reguliert werden. Im Kruger Nationalpark werden die Elefanten meist in andere Parks umgegliedert.

Vor Elefanten ist größte Vorsicht geboten, besonders wenn sie Jungtiere haben. In dem kleinen Infoheft, das wir beim Parkeintritt bekommen hatten, wird auf diverse Verhaltensregeln hingewiesen, wie bspw. einen Mindestabstand von 50m zu halten und die Warnzeichen der Tiere zu beachten (Ohrenwackeln, Trompeten, Scharren). Zudem soll man sich ruhig verhalten und einer Elefantenherde immer den Vortritt lassen. Unsere Herde war jedoch unauffällig und wir schossen die ersten Bilder.

Wir bogen ab auf die H-9 und folgten dem GPS-Track. Dieser lotste uns in Richtung Letaba Camp. Wir entdeckten eine Herde Zebras, einen Büffel und haufenweise Impalas. Außerdem sahen wir einen Südlichen Gelbschnabeltoko (Southern Yellow-billed Hornbill). Der Vogel mit seinem lustigen orange-gelben Schnabel gehört zu der Gattung der Nashornvögel. Er ist nicht sehr scheu und wir sollten ihm noch häufiger begegnen.

Von der asphaltierten Straße ging die S 46 ab. Unsere erste Schotterpiste, die unser Auto nun fahren musste. Dabei konnten wir auch gleich sehen, wie gut die Straßenqualität ist. Die Asphaltstraßen sind in sehr guter Qualität. An Kreuzungen befinden sich immer Beschilderungen mit den nahegelegenen Zielen und Kilometerangaben. Wir folgten weiter dem GPS-Track. Die Schotterstraßen lassen sich sehr gut mit einem normalen PKW befahren. Man muss nur manchmal auf Bodenwellen und Schlaglöcher achtgeben.

Wir entdeckten schon nach kurzer Zeit ein neues Tier: Eine Giraffe. Giraffen waren früher auf dem gesamten Kontinent vertreten. Heute findet man sie in Südafrika nur noch in Naturschutzgebieten und privaten Farmen. Die grazilen Tiere mit ihren 45 cm langen Zungen sind Pflanzenfresser. Trotz ihrer Größe besitzen sie nur sieben Halswirbel. Aufgrund ihrer Halsmuskulatur können Giraffen beim Trinken nicht ihren Kopf bis ganz nach unten senken, sondern müssen eine komisch aussehende Grätsche vollführen. Wir konnten dies einmal beobachten. Das sieht ziemlich lustig aus, weil die Giraffe wie ein wackeliges Kind auf X-Beinen am Wasserloch steht. In dieser Zeit ist sie auch am verwundbarsten und wartet sehr lange, bis sie endlich Wasser zu sich nimmt. Mit zunehmendem Alter dunkelt das Fell der Giraffen nach. Unsere Giraffe graste gemütlich am Straßenrand und ließ sich nicht stören.

Auch die Blauracke (European Roller) entdeckten wir auf fast jedem Baum. Durch sein türkisfarbenes und azurblaues Gefieder ist der Vogel sehr auffallend. Die Blauracke ist auch in Europa vertreten und fliegt zum Überwintern vor allem ins südliche und östliche Afrika. Auch wenn wir zahlreiche Vögel gesehen haben, gilt der Gesamtbestand der Blauracke momentan als nahezu gefährdet (NT = Near Threatened – Vorwarnstufe).

Wir fuhren weiter und sahen eine Zebraherde aus nächster Nähe. Auch die Tiere lassen sich beim Grasen nicht allzu sehr stören. Bleibt man jedoch zu lange stehen, verschwinden sie meist gemächlich in den Busch. Zebras lieben weites, offenes Gelände mit kurzen Gräsern. Sie entfernen sich nie weit von Wasserlöchern, da sie extrem vom Wasser abhängig sind. Bis zu 14 Liter pro Tag trinkt ein Zebra. Man sieht die Tiere häufig zusammen mit Impalas, Giraffen, Gnus, Wasserböcken und Kudus. Wir stellten dies auch fest. Sahen wir Impalas, standen ein paar Meter meist Zebras und/oder Giraffen. Hier entdeckten wir die Zebras zusammen mit zwei Wasserböcken. Sie zählen zu der Gattung der Antilopen und werden auch als Gemeiner Wasserbock bezeichnet. Die Unterart, die man auf dem Foto erkennt, ist ein Ellipsenwasserbock. Besonders das Weibchen ist gut an dem zotteligen Fell zu erkennen.

Ein paar Meter weiter graste ein großer Kudu im Busch. Die großen, eleganten Tiere sind im Kruger Nationalpark recht häufig vertreten. Toll sehen vor allem die großen, gewundenen Hörner bei den Männchen aus.

Nach einigen Kilometern standen wir plötzlich einer Giraffenfamilie entgegen. Das war ein tolles Erlebnis. Drei Jungtiere und die Mutter standen in der offenen Savanne und grasten gemütlich vor sich hin. Wir waren begeistert von der kleinen Herde. Von rechts gesellten sich noch weitere Giraffen zu der Familie. Zum Glück waren die Tiere nicht allzu scheu und posierten noch ein wenig für uns, bevor sie sich vom Acker machten.

Die S 46 teilte sich und wir fuhren auf der S 44 weiter in Richtung Olifants Camp. Von hier waren es nur noch gut 30km. Die Route führte am Wasser her, welches wir aber aufgrund des dichten Bewuchses kaum sehen konnten. Aber der Letaba führt generell nur noch saisonal Wasser, da dieses häufig für Zwecke der Bewässerung abgezweigt wird. Trotzdem sahen wir weitere Tiere und waren total begeistert von unserem ersten Tag im Kruger. Vorbei an Von Wiellighs Baobab, einem alten, knorrigen Affenbrotbaum, erreichten wir gegen 14:30 Uhr das Camp. Bei all den Tieren sollte man die Landschaft um sich herum nicht vergessen. Die ist nämlich nicht minder faszinierend.

Das Olifants Camp gehört zu den besten im Kruger Park. Über dem Olifants River gelegen, kann man Tiere beobachten und die Weitsicht genießen. Bereits zu Hause hatten wir unseren Bungalow mit Flussblick direkt am Zaun gebucht. Wir bekamen eine Karte des Camps und unseren Schlüssel und fuhren mit dem Auto zum Bungalow. Jeder Bungalow hat seinen eigenen Parkplatz. Wir waren begeistert von unserer Sicht und bereuten keineswegs den höheren Betrag für den Flussblick. Einfach toll. Unten am Fluss sahen wir viele Vögel und hörten Hippos. Als wir ankamen, kam gerade ein Elefant zum Trinken angelaufen. Welch ein Naturschauspiel.

Nach einigen Minuten des Staunens betraten wir unsere Unterkunft für die nächsten zwei Nächte. Die klimatisierte Hütte bot genug Platz und draußen hatten wir die Möglichkeit zu Kochen. Kochutensilien waren alle vorhanden und vor allem sauber.

Da wir heute genug vom Fahren hatten, ging Marcel zur Rezeption und buchte den Sunset Game Drive. Dieser kostet ca. 240 ZAR / Person und geht drei Stunden. Um 16:30 Uhr startete die Tour. Mit uns im Jeep saßen 8 weitere Personen. Unser netter Guide klärte uns kurz über die Regeln im Fahrzeug auf und startete dann zur Rundfahrt. Die geführten Touren sind eine gute Alternative zum Selbstfahren, da man auch ein paar interessante Informationen über die Tierwelt und die Umgebung erhält und zudem Marcel auch mal nur nach Tieren Ausschau halten konnte.

Auf unserer Fahrt entdeckten wir keine 15 Minuten später unser erstes Highlight: Eine Tüpfelhyäne (Spotted Hyena), die entspannt im Schatten lag. Die Tüpfelhyäne erkennt man genau daran; an ihren Tüpfeln. Hyänen jagen meist im Rudel. Sie lauern ihren Opfern an einem Wasserloch oder im dichten Gras auf. Zu ihrer bevorzugten Beute gehören Impalas, Gnus, Zebras, Wasserböcke und Kudus. Dabei schließen sich Hyänen häufig zu größeren Gruppen von 40 Tieren und mehr zusammen. Auch wenn Menschen nicht zu ihrem Beuteschema passen, kann es doch vorkommen, angegriffen zu werden. Man sollte sich also vor einem Rudel in Acht nehmen. Hyänen können bis zu 20 Jahre alt werden.

Nach dem kurzen Stopp ging es weiter. Wir sahen die Steinantilope und eine riesige Herde Büffel. Die Herde bestand mindestens aus 100 Tieren und alle wollten nun die Straße überqueren. Welch ein Highlight. Somit hatten wir auch das zweite Tier der Big 5 abgehakt. Den Büffel. Er gehört zu den gefährlichsten Tieren Südafrikas, auch wenn er nicht so aussieht. In der Brunftzeit ist der Bulle das Leittier, während in der restlichen Saison das Weibchen die Führung übernimmt. Büffel sind Grasfresser, die als nicht sehr angriffslustig gelten. Aber wenn sie einmal in Rage geraten, sind sie kaum noch zu stoppen. Ein Fahrzeug sehen sie allerdings nicht als Gefahr an.

Zum Sonnenuntergang, der wirklich wunderschön war,entdeckten wir erneut eine grasende Herde Elefanten. Im Jeep kann man sich übrigens etwas näher an sie heranwagen, da sie diesen nicht angreifen. Unser Guide erzählte, dass Elefanten nur bei Gefahr angreifen oder wenn sie sich bedroht fühlen und auch nur Tiere oder Dinge, die kleiner sind und weniger wiegen als sie. Der Jeep hingegen wiegt genauso viel wie der Elefant, weshalb er ihn nicht attackiert.

Kurz bevor sich der Tag dem Ende neigte und die Sonne unterging zeigte unser Guide uns noch einen Gaukler (Bateleur Eagle) in einem Baum. Der Greifvogel ernährt sich größtenteils von kleineren bis mittelgroßen Vögeln und Säugetieren, die er erjagt, aber auch von Aas.

Wir genossen den wunderschönen Sonnenuntergang und begaben uns auf die Suche nach nachtaktiven Tieren. Wobei ich persönlich die Nachtfahrten nicht so spannend finde. Diesmal wurde ich jedoch überzeugt. Das Highlight und unser drittes Tier der Big 5 zeigte sich nur wenig später. Drei Leoparden auf Streifzug. Einen zu entdecken ist schon eine Herausforderung aber gleich 3 war auch für unseren Guide etwas Besonderes (Zumindest klang er ganz aufgeregt). Leoparden sind sehr scheu und hören sehr gut. Daher sind sie meist weg, bevor man sie überhaupt sieht. Sie sind durch ihre Flecken und ihre Farbe sehr gut getarnt. Leoparden können ca. 20 Jahre alt werden. Zu ihren natürlichen Feinden zählen Giftschlangen und Krokodile. Leoparden sind mutige Tiere und zögern nicht bei Gefahr anzugreifen. Allerdings gehört der Mensch nicht zu ihrem bevorzugten Beuteschema. Sie jagen am liebsten nachts und verstecken sich tagsüber im Dickicht oder in Bäumen. Einfach tolle Tiere. Sie übten eine ganz besondere Faszination auf mich aus. Wir fuhren lange neben ihnen her, bis sie ganz im Gebüsch verschwanden.

Wir entdeckten noch weitere Tiere in der Dunkelheit. Unter anderem eine (Servalkatze oder Großfleckenginsterkatze), den Strauchhasen und den Springhasen, der uns eher an ein zu klein geratenes Känguru erinnerte.

Eine tolle und ereignisreiche Tour neigte sich dem Ende. Auch wenn wir leider noch keinen Löwen gesehen hatten, haben wir mehr Tiere als erwartet gesichtet. Viele Giraffen, Zebras und Elefanten.

Wir wurden zurück zum Camp gebracht und gingen danach in unseren Bungalow. Hier war es jetzt angenehm kühl drin. Da wir jedoch noch Hunger hatten, kochten wir uns Nudeln. Danach ging es ab ins Bett. Der Tag war anstrengend und wir freuten uns auf morgen.