Naturerlebnis im Wildgatter des Diersfordter Waldes

Da habe ich nun fast mein gesamtes Leben im Kreis Wesel verbracht und noch nie etwas vom Wildgatter im Diersfordter Wald gehört. Carsten erzählte mir davon und schlug die „Hirschkäferroute“ in Kombination mit dem „Moorerlebnisweg/Holzbohlenweg“ als Wanderung vor. Knapp 7 km wollten so erwandert werden. Im 350 ha großen Wildgatter leben u.a. Wildschweine, Mufflons sowie Rot- und Damwild, der Namensgeber Hirschkäfer und jede Menge geschützte Pflanzenarten.

Aufgrund der heute zu erwartenden 30°, starteten wir unsere Wanderung bereits gegen 09:00 Uhr. Das Auto parkten wir an der Hundeschule „Deutscher Sporthund Verein Wesel Am Jäger 1955 e.V.“ Direkt am Hundeplatz befindet sich eine kleine Infotafel mit der Streckenbeschreibung und den Aussichtspunkten während der Tour.

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Wir folgten dem Schild mit der Aufschrift „Wildgatter“ und erreichten über eine schmalen Pfad den Eingangsbereich. Zwei Tore sicherten die im Wald lebenden Tiere. Wir begaben uns hindurch und befanden uns auf der Hirschkäferroute. An jeder Gabelung befindet sich eines der Schilder mit dem Hirschkäfer als Abbild. Verlaufen kann man sich nicht.

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Noch war es angenehm kühl im Wald und wir gingen entlang knorriger Eichen, Rotbuchen und Waldkiefern auf einem Wirtschaftsweg zur ersten Aussichtskanzel. Auf dem sauren Waldboden gedeihen nur wenige Pflanzenarten. In den trockenen Bereichen dominierte vor allem der Adlerfarn den Waldboden.

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Auf einer Lichtung entdeckten wir tatsächlich unser erstes Wildtier. Ob es sich um einen Dam- oder Rothirsch handelte, konnten wir leider nicht erkennen. Nur das Geweih schaute zwischen dem dicht bewachsenen Wald hervor. Ich hatte heute natürlich mein Teleobjektiv nicht dabei, da ich mir zu Hause noch gedacht hatte: „Du siehst sowieso nie irgendein Wildtier im Wald“… Weit gefehlt.

An der Aussichtskanzel entdeckten wir unser nächstes Wildtier. Das Wildschwein. Beeindruckt beobachtete ich das stattliche Tier. Bis heute hatte ich noch nie eines gesehen, obwohl ich wirklich häufig in Wäldern unterwegs bin. Wir trafen auf einen Läufer, der uns sagte, dass sich im Moorgebiet eine ganze Rotte beobachten ließ. Also schnell weiter.

Wir folgten den Schildern zum Moorerlebnisweg und liefen auf sandigem Untergrund durch die tolle Moor- und Heidelandschaft „Großes Veen“. Weite, offene Flächen und Feuchtgebiete soweit das Auge reichte. Wir entdeckten tatsächlich die besagte Wildschweinrotte, die genüsslich den Boden nach Essbarem durchwühlte.

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Wir erreichten einen Holzsteg – den Holzbohlenweg – der uns über das Moor brachte. Veen bezeichnet übrigens einen moorigen bis sumpfigen Lebensraum. Neben diversen Libellenarten lebt hier auch der Moorfrosch. Auch diesen entdeckten wir im Wasser neben uns am Weg.

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Nach Verlassen des Holzsteges erreichten wir „Stemkens Heide“. Von hier genossen wir die Aussicht über die Landschaft und ich verscheuchte eine weitere Wildschweinrotte, die mindestens aus 10 Tieren bestand. Ich hatte die gar nicht gesehen. Carsten wies mich vorsichtig drauf hin aber da war es schon zu spät. Verschreckt vom Kameraauslöser und meiner Anwesenheit suchten sie das Weite. Und ein weiteres Mal ärgerte ich mich, das Teleobjektiv nicht im Rucksack gehabt zu haben.

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Vom Aussichtspunkt kehrten wir zurück auf den Wanderweg und sahen in der Ferne die Wildschweine grasen. Hoffentlich waren die nicht angriffslustig, denn die Rotte befand sich direkt auf unserem Weg. Aber die Tiere verschwanden sofort als wir uns näherten.

Wir entdeckten eine Zauneideckse, die sich in Windeseile im hohen Gras versteckte und gelangten zum Ende des Moorerlebniswegs.

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Durch dichten Eichenwald folgten wir dem langgezogenen Weg bis zu einer weiteren Aussichtskanzel. Am Wegesrand sahen wir erneut eine Rotte Wildschweine. Schon Wahnsinn, wieviele es hier gab. Ich war ja sowas von begeistert. Hatte ich bis dato noch nie eines der possierlichen Tiere gesehen, konnte ich heute mindestens 30 Wildschweine zählen.

An der Aussichtskanzel selbst war jedoch kein Wild mehr zu sehen. Wahrscheinlich war es den Tieren schon zu warm.

Den Schildern folgend gelangten wir zurück zum Ausgang und verließen das Wildgatter. Nur schade, dass wir den Hirschkäfer selbst nicht gesehen hatten.

Wir gingen zum Auto, tranken einen Schluck und liefen danach noch zum „Schwarzen Wasser“, dass sich in der Nähe befand. Der Heideweiher hat seinen Namen durch die braunschwarze Färbung des Gewässers erhalten, die auf aus dem Torf ausgespülten Huminstoffe der Moorvegetation zurückzuführen ist.

Bevor wir zum Schwarzen Wasser kamen, mussten wir jedoch zuerst durch einen Wald laufen. Wir folgten dem Wanderweg A6 bis zu einer Kreuzung, bogen nach links ab und gleich darauf dem X1 folgend nach rechts. Durch einen Wald gelangten wir zum Schwarzen Wasser.

Der einzige noch existierende Heideweiher am unteren Niederrhein entstand in der letzten Eiszeit. Zwischen den vom Wind aufgewehten Binnendünen bildete sich eine Mulde mit einer wasserundurchlässigen Lehmschicht. Bis heute wird diese Wanne ausschließlich durch Regenwasser gespeist. Der See kann auf 1,4 km einmal umrundet werden. Leider kommt man durch die Absperrungen nie sehr nah heran. Von einer Aussichtsdüne hat man jedoch einen tollen Blick über den Weiher.

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Wir ließen uns Zeit bevor es auf demselben Weg wieder zurück zum Auto ging. Gegen 14 Uhr kamen wir hier an und gönnten uns nach all den abgewanderten Kalorien eine Einkehr bei Kentucky Fried Chicken. Wenn man schon mal in Wesel ist . Knapp 14 km hatten wir heute zurückgelegt.

Das Wildgatter im Diersfordter Wald werde ich gemeinsam mit Marcel und der richtigen Kameraausrüstung noch einmal besuchen. Hoffentlich haben wir dann auch so viel Glück mit den Tierbeobachtungen. Eine sehr lohnenswerte Runde.

Quellen: Biologische Station im Kreis Wesel e.V. und wesel-tourismus