Moskau: Besuch des Kremls und des Roten Platzes

Nach einer entspannten Nacht standen wir am nächsten Morgen zeitig auf, frühstückten in Ruhe und gingen gegen 09:00 Uhr los in Richtung Kreml. Diesen wollten wir uns heute von innen anschauen. Da lange Wartezeiten vorprogrammiert sind, wollten wir mit die Ersten sein. Zu Fuß ging es die altbekannte Hauptstraße vom Hostel zur Innenstadt entlang. Am Morgen war noch nicht allzu viel Verkehr und weniger Smog.

Um 09:15 Uhr gelangten wir zu den Kassenhäuschen. Diese öffneten jedoch erst um 09:30 Uhr und wir gesellten uns zu den anderen wartenden Menschen in die Schlange. Beim Besuch des Kremls hat man die Wahl zwischen Rüstkammer, dem Kathedralenplatz oder Beidem. Wir entschieden uns für beide Sehenswürdigkeiten, wobei die Rüstkammer echt teuer ist. Mit umgerechnet 14 Euro / Person (700 Rubel) schmälerte sie unser Reisebudget um einiges. Der Kathedralenplatz kostete 350 Rubel. Insgesamt kostete uns der Eintritt in den Kreml ca. 44 Euro. Ein wirklich stattlicher Preis, von dem wir nun auch einiges erwarteten. Wir gesellten uns erneut in die Schlange von Wartenden, denn Einlass in den Kreml war erst um 10:00 Uhr. Als wir dann endlich hineindurften, sagte man uns leider, dass wir für den Besuch der Rüstkammer an der falschen Schlange anstanden. Der Eintritt in die Rüstkammer war nämlich ein Stück weiter. Das hätte man wissen müssen, denn dort bildete sich nun schon eine lange Schlange und es gab nur eine Sicherheitskontrolle. Und so warteten und warteten und warteten wir. Wie ich sowas hasse. Genervt waren wir nach 45 Minuten auch endlich wir an der Reihe, traten durch die Sicherheitskontrolle und gingen in die Rüstkammer.

Die Rüstkammer des Moskauer Kremls ist eines der bekanntesten Museen Angewandter Kunst in Russland. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1851. Auf zwei Stockwerken sind unter anderem historische Waffen, Juweliererzeugnisse, Monarcheninsignien (darunter die berühmte Mütze des Monomach) und Unikate des Gold- und Silberschmiedehandwerks aus dem Zeitraum vom 13. bis zum 19. Jahrhundert ausgestellt. Wir gingen daher zuerst nach oben und schauten uns die beeindruckenden Ausstellungsstücke an. Den Schwerpunkt bilden historische Waffen sowie aus Edelmetallen kunstvoll gefertigte Alltagsgegenstände und Kirchenutensilien, die ehemals dem Zarenhof oder den Palästen, Kirchen und Klöstern des Kremls gehörten. Gold, Silber und bunte Edelsteine findet man hier zur Genüge. Die letzte Ausstellungshalle des zweiten Stockwerks ist gänzlich Gegenständen angewandter Kunst gewidmet, die der russische Zarenhof in verschiedenen Jahrhunderten als Geschenke ausländischer Herrscher erhalten hatte. Hier nehmen aus Edelmetallen gefertigte Geschirr- und Besteckerzeugnisse wiederum einen wichtigen Platz ein. Fotos machen ist allerdings untersagt und wird auch streng überwacht. Ein paar konnten wir trotzdem heimlich schießen.

Nachdem wir uns auf der oberen Etage satt gesehen hatten, gingen wir hinab ins Erdgeschoss. Auch hier befinden sich Meisterwerke des russischen Stickereihandwerks darunter besonders repräsentative Paradegewänder russischer Fürsten, Zaren, Kaiser und Kirchenoberhäupter. Im zweiten Saal des ersten Stockwerks sind staatliche Regalien des russischen Zarenhofs ausgestellt, von denen einige ebenfalls bei Krönungsfeiern verwendet wurden. Zu guter Letzt erwartete uns der Equipagensaal mit über einem Dutzend ehemals den Zaren gehörenden Originalkutschen aus dem 17. und dem 18. Jahrhundert.

Zum Schluss wollten wir uns noch den im Gebäude befindlichen Diamantenfonds anschauen, der mit besonders wertvollen Erzeugnissen des Juwelierhandwerks, Zarenregalien und raren Edelsteinen beeindrucken soll. Die Ausstellung kostet jedoch 500 Rubel / Person extra und soviel hatten wir nun nicht mehr bei uns. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass die Rüstkammer so teuer sein würde. Also das einzige, was ich mir gerne angesehen hätte, fiel nun aus geldtechnischen Gründen ins Wasser. So ein Mist.

Wir verließen die Rüstkammer und liefen ein wenig weiter zum Eingang des Kathedralenplatzes. Der Kathedralenplatz ist durch sein in sich geschlossenes architektonisches Ensemble bekannt: Hier stehen mit der Mariä-Entschlafens-, der Erzengel-Michael- und der Mariä-Verkündigungs-Kathedrale sowie der Mariä-Gewandniederlegungs-Kirche und dem Glockenturm Iwan der Große die fünf erhaltenen kirchlichen Bauwerke des Kremls. Geographisch bildet der Kathedralenplatz zudem den Mittelpunkt des Kremlgeländes sowie den höchsten Punkt des Kremlhügels.

Wir wollten uns nun die unterschiedlichen Kirchen ansehen als wir entdeckten, dass eine Tribüne mitten auf dem Platz aufgebaut war. Diese war auch schon gut gefüllt mit neugieren Zuschauern. So gesellten auch wir uns dazu. Zuerst marschierte eine Blaskapelle ein, wenig später folgte der Kreml-Wachdienst in historisch nachempfunden Uniformen. Das Wachbataillon hielt seine Parade auf dem Kreml-Innenhof ab und beeindruckte mit zahlreichen Kunststücken. Wir haben ja schon einige Paraden gesehen, aber das war mit Abstand die Beste. Flotte Marschmusik, strammer Schritt und Akrobatik mit Gewehren hielt die Zuschauer eine halbe Stunde in Schach. Davon hatte unser Reiseführer nichts geschrieben. Wie wir jedoch später nachlasen, findet in den Sommermonaten jeden Samstag um 12 Uhr diese Militärparade statt. Um halb 1 war das Spektakel vorbei und wir gingen nun in die unterschiedlichen Kirchen. Auch hier ist Fotografieren untersagt und wird streng überwacht. In jeder Kirche gibt es ein kleines Infoblatt (auch auf Deutsch) mit den Hauptsehenswürdigkeiten und der Geschichte. Von der Bemalung sind die Kirchen jedoch typisch orthodox und unterscheiden sich nicht gewaltig. Lediglich von der Größe oder der Architektur ist jede Kirche einmalig und interessant anzuschauen.

Wir liefen nun in Richtung Ausgang. Innerhalb des Kremls ist eine Reihe von Bereichen für die Öffentlichkeit im Allgemeinen nicht zugänglich. Dies betrifft vor allem den zum Amtssitz des Präsidenten zählenden Gebäudekomplex rund um den Senatspalast, aber auch die Palaststraße, in der die Kreml-Kommandantur ihren Sitz hat. Eine Reihe von Bauwerken – darunter der Senatspalast, das Arsenal sowie sämtliche Kremltürme – sind gegenwärtig ebenfalls gesperrt und können nur von außen besichtigt werden. Wir kamen an der Zarenkanone vorbei und betrachteten das wohl hässlichste Gebäude auf dem gesamten Platz: Der staatliche Kremlpalast. Ein Betonklotz, der sich von manchen Verwaltungsgebäuden in Deutschland auch nicht unterscheidet. Wir verließen nun den Kreml und liefen noch einmal kurz zurück zum Hostel. Da ich meine Kamera dort gelassen hatte, wollte ich sie nun eben holen.

Von dort nahmen wir die nahegelegene U-Bahn und fuhren zum Gorki-Park. An der Haltestelle Park Kultury stiegen wir aus und gingen die restlichen Meter zu Fuß. Der riesige Park beherbergt kleine Seen mit Bootsverleih, sowie Spiel- und Sportplätze. Außerdem gibt es dort ein Veranstaltungsgelände, auf dem regelmäßig Open-Air-Konzerte veranstaltet werden und eine Tanzfläche. Auf dem Gelände des Parks wird der Prototyp OK-TWA des russischen Raumtransporters Buran ausgestellt. Es handelt sich um ein nicht flugfähiges Testsystem, das heute als Kino genutzt wird. Interessant waren vor allem die vielen Menschen, die sich in die krokusblühende Wiese setzten und Fotos machten.

Nachdem wir ein wenig durch den Park geschlendert waren, verließen wir diesen und liefen zu Fuß auf der Promenade neben der Moskva entlang. Von weitem entdeckten wir das Denkmal für Peter den I. Sie zeigt den russischen Zaren Peter I. den Großen auf einem Schiff und ist mit fast 100 Metern Höhe eine der höchsten Statuen der Welt. Bereits gestern hatten wir schon gerätselt, worum es sich dabei handelt, aber auch hierzu stand nichts in unserem Reiseführer (oder wir waren einfach blind).

Wir genossen die Sicht und gingen weiter zur Christ-Erlöser-Kathedrale. Sie gilt als das zentrale Gotteshaus der Russisch-Orthodoxen Kirche und gehört mit 103 Metern zu den höchsten orthodoxen Sakralbauten weltweit. Über eine Brücke gelangten wir zum Eingang der Kathedrale, die jedoch aufgrund des Osterfestes und der heutigen Ostermesse geschlossen war. Wir gingen daher die Treppen hinab zur Straße und liefen in Richtung Kreml zurück. Es dämmerte bereits und Hunger machte sich bemerkbar. Da wir zudem einen anstrengenden Tag hinter uns hatten, meldeten sich auch die Füße und wir gingen zurück zum Hostel.