Japan: Abschied vom Land der aufgehenden Sonne

Der Tag der Heimreise war gekommmen. Da unser Flieger jedoch erst am Abend ging, hatten wir noch einen ganzen Tag Zeit für Tokyo. Aufgrund des späten Abflugs checkten wir allerdings erst um 11:00 Uhr aus. Vom gestrigen Frühstück im Hotel etwas enttäuscht, versorgten wir uns heute im Supermarkt. Danach fuhren wir mit der Metro zum Kaiserpalast. Das es mal wieder regnete, bedarf eigentlich keiner Erwähnung.Normalerweise muss man die Tickets für einen Besuch des Palasts monatelang im Voraus buchen, doch zufällig hatte ich gestern in der Zeitung gelesen, dass nicht nur der Kaiserpalast in Kyoto, sondern auch der in Tokyo seine Pforten für spontane Besucher öffnet. Neben den 200 reservierten Tickets konnten jetzt täglich weitere 300 Gäste den Palast besuchen. Für uns war daher klar, was heute auf unserer To-Do-Liste stand. Um in den Kaiserpalast zu kommen, muss man seinen Reisepass mitbringen und sich bis 12:30 Uhr in eine Schlange vor dem Kikyomon Gate stellen. Hier werden die Tickets ausgegeben. Der Eintritt ist kostenlos. Es gilt das Prinzip: first come, first serve.

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Da die Führung durch den Palast erst um 13:30 Uhr begann, vertraten wir uns noch ein wenig die Beine und schlenderten zum Bahnhof. Auf der Suche nach einem Geocache landeten wir in einem Einkaufszentrum, wo wir uns noch eine Kleinigkeit zu essen kauften. Danach begaben wir uns zurück und konnten kurz darauf unter Aufsicht den Palast betreten.

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Es ist nicht gestattet, sich alleine fortzubewegen und so wurden wir nach einer Taschenkontrolle in einen großen Wartesaal gebracht. Was für eine Atmosphäre. Niemand wusste so genau, was als Nächstes kam. Irgendwann kam ein Moderator, der irgendwas erzählte. Leider nur auf Japanisch. Eine Übersetzung gab es nicht. Auch die Führung durch den Palast ist ausschließlich auf Japanisch. Man kann sich jedoch ein Faltblatt für unterwegs mitnehmen. Einige Nummern, die uns der Ansager jedoch entgegenwarf stimmten nicht mit den Bildern im Prospekt überein.

Nach einer Viertelstunde des Wartens ging es los. Wir dachten eigentlich, dass die riesige Gruppe in kleine Gruppen aufgeteilt wurde aber weit gefehlt. Die knapp 500 Personen trotteten nun alle dem Ansager hinterher. Das war lustig. Wir mussten wirklich lachen. Ein Bild für die Götter.

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Wer allerdings einen prunkvollen Tempel oder Palast erwartet, der sei gewarnt: Für Touristen ist der Besuch eher enttäuschend, denn viel zu sehen gibt es nicht. Die schlichten grauen Betonbauten verliehen dem Gebiet überhaupt keinen Flair. Alle Areale dürfen natürlich nicht betreten werden und neben einer kaiserlichen Tankstelle und dem unscheinbaren grau-grünen Kaiserpalast, von dem der Kaiser aus der Chowaden Hall zweimal im Jahr eine Ansprache hält, gab es nicht viel Spannendes zu sehen. Das Highlight bildet der Gang über die Nijubashi Brücke und der Blick auf das Fushimi-yagura Wohngebäude. Über die Yamashita-dori Street, vorbei am Lotusblumen-See und dem ehemaligen Privy Council (Sumitsuin) Building, gelangten wir nach 75 Minuten wieder zurück zur Besucherhalle. Das war ja ein ernüchternder Rundgang und ein halber Tag, den wir im Endeffekt vertan hatten. Ob man sich den Kaiserpalast ansehen sollte, muss jeder für sich entscheiden, wir können davon nur abraten. HIER gibts einen Überblick über die begehbaren Gebiete des Palasts. (Nur die dunkelblauen Nummern).

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Es war jetzt 15:00 Uhr und wir überlegten, was wir uns heute noch ansehen konnten. Vorher kauften wir am Bahnhof noch die Tickets für die Fahrt zum Flughafen. Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass das Viertel Akihabara das größte Geschäftsviertel für Elektronik sein soll. Daher fuhren wir einfach mal dort hin. Das wir den Ausgang mit dem Hinweis „Electonic Town“ nicht gefunden haben, müssen wir ja nicht erwähnen. Wir schlenderten durch die Straßen und fanden nicht nur jede Menge Technikläden, sondern auch zahlreiche Shops für Manga- und Anime-Liebhaber. Interessantes Viertel. Kaufen wollten wir jedoch nichts.

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Zum Abschluss unseres Aufenthalts in Tokyo wollten wir dem Tsukiji -Fischmarkt – dem größten Fischmarkt der Welt – einen Besuch abstatten. Zeitlich wurde es jetzt aber langsam eng und wir beschlossen daher, direkt zum Hotel zurückzufahren, um unser Gepäck zu holen und mit dem Shuttlebus zum Bahnhof Meguro zu fahren. Der direkte Bus zum Flughafen fuhr leider nur bis 16:40 Uhr.

So ging es mit der Yamanote Line zum Bahnhof Shinjuku und dort mit Umstieg zum Flughafen Narita. Leider hatte ich anscheinend irgendwo eines unserer Zugtickets verloren, so dass wir ein Neues kaufen mussten. Das ärgerte mich tierisch, denn die Zugfahrkarten sind hier sowieso schon so teuer. So ein Mist. Die Laune war dahin und ich war froh, als wir dann endlich im Zug zum Flughafen saßen.

Wir stiegen im Terminal 1 aus und suchten unseren Check-In Bereich. Es hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet und so hieß es: Geduldig warten. Nachdem wir das Einchecken und die Gepäckabgabe erledigt hatten, gingen wir noch etwas bei McDonalds essen und begaben uns danach zum Sicherheitsbereich. Das Boarding begann pünktlich und wir flogen gen Heimat. Der Flug selbst war zur Abwechslung mal sehr ruhig und der Himmel fast die ganze Zeit klar. Beeindruckend fand ich, dass wir ein paar Stunden so weit im Norden flogen, dass es draußen nicht dunkel wurde. Da ich mal wieder nur knapp 3 von 12 Stunden schlafen konnte (immerhin etwas), konnte ich so zumindest aus dem Fenster schauen.

Kurz bevor der Flieger in den Sinkflug ging, schaute Marcel im Entertainment-System Live-Nachrichten und zeigte mir die erschreckende Nachricht, dass am Flughafen Atatürk in Istanbul ein Terroranschlag verübt worden war. Ausgerechnet an dem Flughafen, an dem wir gleich umsteigen mussten. Das konnte ja heiter werden. Wir hofften, dass wir nicht umgeleitet würden. Auch die Flugbegleiter waren sichtlich nervös und trafen sich in der Galley zur Beratung, informierten aber die Gäste nicht über die Geschehnisse. Auch von den Piloten kam keinerlei Durchsage. Wahrscheinlich wollten sie eine Panik an Bord vermeiden.

Der Flieger landete pünktlich und wir stiegen aus. Ein komisches Gefühl und ein absolutes Chaos erwarteten uns am Flughafen. Überall saßen oder standen Leute mir ihrem Gepäck. Keiner wusste, wo er hin sollte und an dem Terminal zu den Anschlussflügen hatte sich eine riesige Menschentraube gebildet. Es war zudem noch stickig und total warm in dem Gebäude. Man konnte kaum richtig atmen. Wir quetschten uns durch die Menschenmenge und versuchten irgendwas zu erkennen.

Ein Mitarbeiter bat irgendwann alle Personen mit Anschlussflügen ihm zu folgen. Wir gingen durch eine Sicherheitskontrolle und standen kurz darauf im Terminal. Es ist ein wirklich komisches Gefühl an einem Flughafen zu sein, wo vor kurzem noch Personen verletzt und getötet wurden. Was ist nur mit den Menschen los 🙁

Es bildeten sich die wirresten Fantasien und nachdem wir erst in einem Cafe Platz genommen hatten, sagte ich Marcel, dass ich doch lieber irgendwohin gehen würde, wo nicht so viele Menschen waren. Was wenn auf einmal Panik ausbrach? Oder sich noch so ein Bekloppter in die Luft sprengen sollte?

Wir setzten uns daher in einen Bereich des Terminals, wo ausreichend Platz und Ruhe war und ich einen guten Überblick hatte. Natürlich hatten alle Flüge erstmal Verspätung oder fielen komplett aus und wir wussten noch nicht, wann bzw. ob es überhaupt weiterging.

4 Stunden später konnten wir dann endlich das Flugzeug nach Brüssel besteigen. In dem A 330-200 saßen nur knapp 50 Personen und man konnte sich richtig breit machen. Auch im Flugzeug ließen einen die Geschehnisse noch nicht los und wir waren froh, nach 3,5 Stunden endlich in Brüssel angekommen zu sein. Wobei es an dem Flughafen auch komisch ist, wenn überall Polizisten mit Maschinengewehren stehen. Wir wollten nur schnellstmöglich  zum Auto und nach Hause. Nachdem wir das Gepäck entgegengenommen hatten, begaben wir uns zum Ausgang und fuhren mit dem Bus zum Parkplatz. Dann gings endlich nach Hause und mein Adrenalinspiegel konnte wieder in den Normalbereich sinken 😉

Ein toller Urlaub ging zu Ende. Japan ist ein fantastisches Land mit vielen Eigenarten, die uns aber nur positiv in Erinnerung bleiben werden, leckerem Essen und freundlichen Menschen. Ganz besonders werde ich aber die beheizten Toilettenbrillen vermissen.