Istanbul: Stadt zwischen zwei Kontinenten

Nach einer angenehmen Nacht, staunten Marcel und ich am nächsten Morgen über den tollen Ausblick aus unserem Hotelzimmer. Im Dunkeln hatten wir dies gestern gar nicht so wahr genommen. Zahlreiche Schiffe ankerten vor der Küste Istanbuls. Ein schöner Anblick. Direkt unter unserem Zimmer herrschte schon reges Treiben. Zwei Händler hatten ihre Stände aufgebaut und schon viel Kundschaft. Neben dem Verkauf von Fisch, wurden auch Schuhe geputzt und Pakete angenommen. Wirklich interessant.

Um halb 9 trafen wir uns mit Renate und Günter zum typisch türkischen Frühstück. Neben Kaffee gab es Brote, Oliven, Käse und sonstige für uns eher untypische Spezialitäten zum Frühstück. Das war mir morgens noch alles zu mächtig und ich begnügte mich mit Brot und Marmelade. Mein morgendliches Müsli fiel hier mal aus.

Nachdem Frühstück machten wir uns gegen 10 Uhr auf dem Weg zur Sultan-Ahmed-Moschee, die besser unter dem Namen „Blaue Moschee“ bekannt ist. Unser Fußweg führte uns vom Hotel direkt zur Sehenswürdigkeit.

Die Moschee wurde nach Sultan Ahmed benannt, die von 1606-1616 erbaut wurde. Sie befindet sich in umittelbarer Nähe zur Hagia Sophia. In Europa kennt man sie als Blaue Moschee wegen ihres Reichtums an blau-weißen Fliesen, die die Kuppel und den oberen Teil der Mauern zieren. Die Moschee hat sechs Minarette; nur die Prophetenmoschee in Medina mit 10 und die Hauptmoschee in Mekka mit 9 Minaretten haben mehr Minarette als die Sultan-Ahmed-Moschee.

Moschee und Hof waren von einer Mauer umgeben. Davon existiert nur mehr der Nordteil. Sie trennt die Moschee von den anderen Gebäuden der Külliye ab, die es heute noch gibt.

Durch den Besuch Papst Benedikts XVI. in der Sultan-Ahmed-Moschee im Jahr 2006 betrat erstmals ein Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche das islamische Gotteshaus. Während des Gebets der geistlichen Führer Istanbuls verharrte der Papst in der für Muslime üblichen Gebetshaltung in einer Meditation. Viele Medien sprachen von einem Gebet des Papstes, für das er vor allem von türkischen Zeitungen viel Lob erhielt, aber der Vatikan hat betont, dass es sich lediglich um eine Meditation handelte.

Bevor wir die Moschee betraten, schauten wir uns den Innenhof an.

Der Haupteingang darf nur von den Gläubigen betreten werden. Der Touristeneingang befindet sich an der rechten Außenseite. Vor dem Betreten der Moschee sind die Schuhe auszuziehen und Frauen haben ein Kopftuch oder eine Mütze aufzusetzen. Das Kopftuch kann kostenlos für den Besuch der Moschee geliehen werden.

Wir gingen hinein und bestaunten die schöne Moschee. Ein toller Anblick mit den bunt verzierten Fliesen und den tiefhängenden Leuchtern. In der Moschee lagen Flyer aus, die über die Sitten und den Brauch des Islam informierten. So konnten wir unserem Nicht-Wissen ein wenig nachhelfen und neue Dinge lernen.

Kurz vor dem Mittagsgebet gingen wir wieder hinaus, zogen die Schuhe an und liefen erneut zur Hagia Sophia. Beim Umdrehen konnten wir nochmal einen tollen Blick auf die blaue Moschee werfen. Der Besuch ist wirklich lohnenswert.

Vorbei an der Hagia Sophia, gingen wir heute noch einmal zum Topkapı-Palast. Gestern war dieser für die Öffentlichkeit gesperrt und wir wollten uns am heutigen Tag den Garten des Palastes anschauen. Da wir heute noch eine Bootsfahrt auf die asiatische Seite Istanbuls unternehmen wollten, verzichteten wir auf einen Besuch des Palastes. Stattdessen verließen wir den Garten und liefen am Meer entlang zum Bootsanleger in Eminönü.

Tolle Blick auf Istanbul eröffneten sich uns und wir sahen sogar ein paar Delfine, die einen Tanker begleiteten. Welch ein Erlebnis. Schade war lediglich, dass die Promenade direkt an einer Hauptstraße verlief. Von außen konnten wir noch einmal einen Blick auf den Topkapı-Palast werfen. Dieser ist sicherlich auch einen Besuch wert.

Je näher wir uns der Innenstadt näherten, umso dichter wurde auch der Verkehr. Wir gelangten zu einer Fußgängerbrücke, auf der sich die Straße überqueren und ein schöner Blick auf die Moscheen werfen lässt.

Kurz darauf erreichten wir Eminönü und suchten uns eine Fähre nach Üsküdar, denn die Stadt befindet sich auf der asiatischen Seite. Für 3 Türkische Lira / Person kauften wir Coins am Automaten, durch diese man dann Zugang zum Fähranleger bekommt. Die Fähre verkehrt alle 15 Minuten. Die nächste kam um 13:00 Uhr. Mit uns reisten zahlreiche Einheimische. An Deck wurde türkischer Tee angeboten, um die Fahrt zu genießen.

Pünktlich um 13 Uhr legte die Fähre ab. Wir wurden begleitet von zahlreichen Möwen, die auf ein kleines Fressen für zwischendurch hofften. Vom Wasser aus konnten wir nun einen tollen Blick auf die Metropole werfen.

Nach nur 15 Minuten erreichten wir bereits Üsküdar. In der Stadt selbst gibt es nicht viel zu sehen. Wir schauten uns daher nach einem Anbieter für Bosporustouren um und wurden fündig. Um 14:30 Uhr startete die nächste Fahrt. Bis dahin hatten wir noch ein wenig Zeit. Nachdem sich Renate einen Döner geholt hatte, der so gar nicht mit dem deutschen Döner vergleichbar war, spazierten wir noch ein wenig an der Pier entlang. Am Ende des Weges angekommen, konnten wir beim Muschelfang zuschauen. Ein kleiner Kutter, zwei Taucher und zwei Arbeiter an Bord, holten unzählige Säcke mit frischen Muscheln an Bord.

Nach unserem kurzen Aufenthalt auf der asiatischen Seite, marschierten wir zurück zum Bootsanleger und warteten auf die Bosporusfähre. Diese erreichte Üsküdar mit etwas Verspätung. In Eminönü waren bereits zahlreiche Touristen eingestiegen und alle guten Sichtplätze belegt. So stand ich ein wenig an der Reling und genoss den Ausblick, während Renate, Günter und Marcel im hinteren Bereich des Schiffes Platz genommen hatten. Auf der Tour wurde auch ein wenig über die Gebäude erzählt, die sich rechts und links am Ufer befanden. Leider konnten man nichts verstehen. Schön war es aber trotzdem.

Nach 90 Minuten endete die Fahrt und wir gingen in Eminönü von Bord. Dort war bereits der Teufel los. Zahlreiche Buden mit leckeren Köstlichkeiten hatten ihren Verkauf eröffnet und auf zwei Fischkuttern wurde frischer Fisch im Brötchen zubereitet. Marcel kaufte für Günter, mich und sich einen und wir setzten uns an einen kleinen Tisch. Der Fisch schmeckte eigentlich ganz gut aber er hatte mir leider zuviele Gräten. Und während die beiden Männer schon längst fertig waren, puhlte ich immer noch im Fisch rum. Letztendlich reichte ich Marcel meinen verbleibenden Rest, da ich trotz des Herausholens der Gräten immer noch welche im Mund hatte. Ich hasse Gräten… Nach dem Hauptsnack holte Marcel sich noch etwas Süßes, dass mich an Quarkbällchen erinnerte, nur viel mehr in Fett gebadet. Schmeckten aber sehr gut.

Von Eminönü liefen wir nun durch den Gewürzbasar und die kleinen Gassen Istanbuls zurück zum Hotel. Auf dem Zimmer angekommen, genossen wir den Ausblick auf das Meer.

Nach Einbruch der Dunkelheit fuhren wir wieder zur Hagia Sophia und zur Blauen Moschee. Hier wollten wir die Lichter der Stadt fotografieren und uns Istanbul im Dunkeln anschauen. Diesmal fuhren wir jedoch mit der Straßenbahn bis zur Haltestelle der Sultan-Ahmed-Moschee. Wir stiegen aus und liefen zur Moschee.

In der Mitte des Platzes befindet sich ein Brunnen, der bunt beleuchtet ist. Rechts und links davon lässt sich dann ein Blick auf die beiden Moscheen werfen. Ein tolles Schauspiel. Das gefiel besonders mir. Je kitschiger, desto besser. Und das erinnerte mich schon sehr stark an einen Disney-Film, der im Land aus 1001 Nacht spielt. Wirklich schön.

Nachdem wir uns satt gesehen hatten, gingen wir zu Fuß zurück zu unserem Hotel. Zahlreiche Händler versuchten nun ihre Waren an den Mann zu bringen. Daher hatte Günter eine interessante Methode entwickelt und sagte, dass er aus Russland komme. Trotzdem versuchten sie ihm Teppiche zu verkaufen Lachend. Ein wenig betrübend waren die vielen Kinder, die am Straßenrand standen und versuchten durch Musik etwas Geld zu verdienen. Auch sahen wir nun viel mehr bettelnde Kinder als am Morgen/Mittag. Erschreckend.

An unserem Hotel angekommen, sollte es nun zum Abschluss des Tages noch etwas typisch Türkisches geben. Eigentlich hatten Renate und ich gar keinen großen Hunger aber die beiden Männer holten von jedem Etwas. Wir gingen aufs Zimmer und packten alles aus. Zur Auswahl standen 4 typische Speisen, eine gefüllte Aubergine, Lammfleisch, eine Art Gulasch, Brot und noch etwas, was mir jetzt entfallen ist. Ich begnügte mich mit Reis und Lammfleisch, auch wenn ich niemals Fan von desselbigen werde. Die türkische Küche entspricht nicht so meinem Gusto aber den anderen schmeckte es vorzüglich.

Nachdem Essen gingen Günter und Renate zurück auf ihr Zimmer und auch wir verabschiedeten uns ins Land der Träume. Vorher genossen wir aber noch eine deutsche Schlagersendung im ZDF… so für ca. 5 Minuten. Das kann sich ja keiner anhören Zunge raus. Allerdings lief auf dem zweiten deutschen Sender – RTL 2 – auch nichts Gescheiteres. Daher knipsten wir das Licht aus und schliefen mit vielen Eindrücken schnell ein.


Am nächsten Morgen ging unser Flug zurück nach Hause. Da wir allerdings den Bus vom Taksim-Platz nehmen mussten und dieser außerdem noch eine gute Stunde zum Flughafen braucht, verzichteten wir auf unser Frühstück und gingen bereits um 06:30 Uhr zur Straßenbahnhaltestelle. Mit der T1 fuhren wir bis zur Endhaltestelle in Kabatas. Von hier fuhr die Standseilbahn F1 in nur 90 Sekunden bis zum Taksim-Platz. Alternativ kann man auch laufen. Allerdings geht es nur bergauf. Die morgendliche Anreise mit der Straßenbahn gestaltete sich noch recht abenteuerlich, denn an der blauen Moschee war plötzlich stillstand. Da wir kein Türkisch sprechen, gingen wir von einem Problem aus, was hoffentlich schnell behoben sein sollte. Eine Viertelstunde kommt einen manchmal wirklich lang vor, besonders dann, wenn fast alle Fahrgäste aussteigen… Aber nach der Standzeit ging es ohne Probleme weiter zum Taksim-Platz.

Von hier liefen wir zur Bushaltestelle am Point Hotel, wo der Bus bereits stand. Dieser fährt von hier alle 30 Minuten zum Flughafen Sabiha Gokcen. Als wir im Bus saßen, wurden wir noch fast Zeuge einer Schlägerei. Ein Taxifahrer und ein Verkäufer streiteten sich ziemlich lautstark und der Verkäufer zückte bereits sein Messer. Wir waren froh, dass die Busfahrer den Taxifahrer beruhigen konnten, auch wenn dieser immer wieder zum Verkäufer hingehen wollte. Was letztendlich draus geworden ist, wissen wir nicht, da unser Bus da zum Glück losfuhr. Wir warfen einen letzten Blick auf Istanbul und fuhren über die total verstopfte Straße aus der Stadt heraus.

Nach einer knappen Stunde Fahrt erreichten wir den Flughafen schon um 10:00 Uhr. Unser Flug ging jedoch erst um 12:25 Uhr. Wir hatten jetzt noch massig Zeit. Da Pegasus Airlines jedoch keinen Online-Checkin anbietet, mussten wir uns in die Schlange für die Tickets einreihen. Auch hier dauerte es ein wenig, bis wir drankamen. Auch der Sicherheitscheck zog sich ziemlich in die Länge und ich war nicht sehr enttäuscht, schon so früh am Flughafen zu sein.

Wir gingen in unser Terminal und warteten dort aufs Boarding. Um 12 Uhr startete dies und wir konnten pünktlich gen Heimat fliegen. Ein wunderschönes Weihnachtsfest neigte sich nun dem Ende und es war wirklich mal etwas anderes, Weihnachten so zu verbringen und dem ganzen Stress zu Hause zu entfliehen.