Island: Über Grindavik, Selfoss und Hvolsvöllur nach Skogar

Ausgeruht und gut gefrühstückt fuhren wir am nächsten Morgen früh los. Vom Hostel Alex fuhren wir auf der Straße 44, die später in die 425 übergeht zum Hafnarberg. Der Hafnarberg ist ein Vogelfelsen, auf dem sich zahlreiche Seevögel tummeln. Mit etwas Glück lassen sich auch Robben oder Wale beobachten. Wir sahen jedoch keines von beiden.

Der Weg vom Parkplatz führt über einen Lavasandweg bis hin zum Meer. Über ausgekühlte Lavaströme und Felsbrocken liefen wir ca. 30 Minuten bis zum Felsen. Nachdem wir die Vögel beobachtet und fotografiert hatten, ging es auf demselben Weg wieder zurück zum Auto.

Wir fuhren ca. 2km weiter zu der „Brücke zwischen zwei Kontinenten“. Die Brücke verläuft über dem Grabenbruch, welcher die Nordamerikanische von der Eurasichen Platte trennt. Die Nordamerikanische Platte driftet mit einem Zentimeter pro Jahr nach Nordwesten, die eurasische nach Südosten. Durch die ständige Bewegung tritt Magma aus und härtet an der Oberfläche aus. Der Reykjanes Rücken, auf dem wir hier stehen, ist immer noch hochaktiv. Austretendes Magma wird die Insel auch in Zukunft prägen und verändern. Ein beeindruckender Ort.

Wir fuhren die  Straße 425 weiter Richtung Grindavik. Hier kann man auch Richtung Blaue Lagune fahren. Die ließen wir jedoch links liegen und fuhren stattdessen weiter zum Geothermalgebiet Seltún in Krýsuvík. Das Gebiet befindet sich im Süden der Halbinsel Reykjanes. Bei dem Hochtemperaturgebiet handelt es sich um einen aktiven Vulkan. In einer Tiefe von 1km beträgt die Temperatur bereits 200° C.

Wir parkten unser Auto auf dem Parkplatz und stiegen aus. Man läuft vorbei an Solfataren, heißen Quellen und blubbernden Schlammtöpfen. Bunte Farben untermalen das Gebiet. Es riecht stark nach Schwefelwasserstoff (der Duft von faulen Eiern), welcher giftig ist. Zu lange sollte man sich den Dämpfen daher nicht aussetzen. Die Gegend ist jedoch einzigartig in ihrer Form. Holzstege führten uns durch das Gebiet und wir konnten beeindruckt dem Schauspiel der Natur zusehen. Die Kräfte, die sich im Innern der Erde abspielen, lassen sich hier erahnen. Tunlichst vermeiden sollte man jedoch die Berührung des heißen Wassers und das Verlassen der Holzstege. Die Erde ist sehr dünn und es besteht die Gefahr einzubrechen.

Wir wanderten entlang der Schlammtöpfe und dampfenden Felder und erreichten einen schmalen Wanderpfad, der auf den Vulkan führte. Auch hier dampfte und zischte es aus einer Spalte. Der Weg hierauf hatte sich allerdings nicht nur dafür gelohnt, sondern auch für die wunderschöne Aussicht auf den Kratersee Grænavatn und dem See Kleifarvatn. Nach ein paar Fotos ging es wieder zurück zum Auto.

Von hier fuhren wir auf der Straße 427 weiter, bis wir die Kreuzung zur Straße 39 erreichten. Dort bogen wir links ab und fuhren zur Lavahöhle Raufarholshellir im Lavafeld Leitahraun. Die Höhle ist leicht zu erreichen. Sie ist ca. 1350m lang und sollte nur mit entsprechender Ausrüstung (Stirnlampe, feste Schuhe und Helm) durchlaufen werden. Wir gingen zum Eingang und waren erstaunt über die Größe und Höhe der Höhle. Wir hatten einen Tunnel erwartet, den man nur bückend durchlaufen konnte. Doch die Höhle war so groß, dass wir locker im Stehen laufen konnten. Zu Beginn wird keine Stirnlampe benötigt, da die Decke teilweise metergroße Löcher hat und die Höhle daher tageslicht durchflutet ist. Man sollte sich allerdings vor herabfallenden Steinen in Acht nehmen. Ein paar Meter weiter, wird es dann schlagartig dunkel und die Höhle verläuft durch große Felsbrocken und Eisstalagmiten weiter. Hier stoppten wir mit unserer Erkundung und gingen denselben Weg wieder zurück zum Ausgang. Wer weitergehen möchte, kann am Ende der Höhle einen anderen Ausgang benutzen und muss nicht wieder zurücklaufen.

Nach unserer Besichtigung fuhren wir von der 39 wieder zurück auf die Straße 38 Richtung Hveragerði. Ein Zwischenstopp empfiehlt sich auch hier, da es zahlreiche heiße Quellen gibt, in denen man (unter größter Vorsicht ) auch baden kann. Wir stoppten hier jedoch nicht, sondern fuhren weiter auf der Ringstraße 1 nach Selfoss.

Nach einem kurzen Einkaufsstopp fuhren wir zum Wasserfall Seljalandsfoss. Er liegt zwischen Hvolsvöllur und Skógar und sollte auf jeden Fall besucht werden. Man kann hinter dem Wasserfall auf einem Weg herlaufen. Einfach toll. Er gehört für uns zu einem der schönsten Wasserfälle auf Island.

Läuft man nun auf dem Weg noch ein Stück weiter, erreicht man den beeindruckenden Wasserfall Gljúfurárfoss. Dieser Wasserfall befindet sich in einer halboffenen Höhle. Man kann entweder einen steilen Weg nach oben nehmen und von oberhalb hinunter in die Grotte blicken oder unten am Fluss, dem Weg in die Höhle hinein gehen. Dort steht man dann am Wasserfall und kann die beeindruckende Landschaft auf sich wirken lassen (und sich von der Gischt umspülen lassen). Dieser Ausflug hat uns ganz besonders gut gefallen. Zwei tolle Wasserfälle, deren Besuch sich wirklich lohnt.

Wir fuhren mit dem Auto nun noch ein Stück weiter Richtung Þórsmörk (Thorsmörk) zu den verlassenen Höfen.

Zurück auf der Ringstraße 1 erreichten wir nach weiteren 8km unser heutiges Endziel. Den Skógafoss (Waldwasserfall). Hier bauten Marcel und ich unser Zelt auf. Der Campingplatz liegt direkt auf einer Wiese vor dem Wasserfall. Eine Übernachtung kostet für zwei Personen inkl. Zelt 2100 ISK. Für die Dusche werden 300 ISK fällig, die man in Kleingeld bereithalten sollte. Auch eine Toilette und ein Waschbecken sind vorhanden.

Es war jedoch heute sehr windig und wir beschlossen daher, vom Campingplatz noch einen Abstecher  zum Kap Dyrhólaey (Türlochinsel) zu unternehmen. Das Tor liegt in der Nähe der Stadt Vík und ist vom Skogafoss ca. 20km entfernt. Über die Ringstraße 1 erreicht man über den Abzweig auf die Straße 218 schon bald das Tor. Ab 18:00 Uhr ist das Gebiet allerdings aufgrund des Vogelschutzes geschlossen. Wir hatten leider das Pech und konnten diesen sehenswerten Punkt nicht mehr erreichen. Dafür konnten wir etwas weiter oben Zeuge eines isländischen Sturms werden. Die wolkenverhangene Gegend und die starken Winde beeindruckten uns. Aufrecht gehen konnten wir hier nicht mehr und die feinen Sandkörner bließen uns ins Gesicht. Wir waren jedoch nicht die einzigen Verrückten hier oben. Ein Blick über das Meer, ließ uns erstaunen. Meterhohe Wellen prallten an die Küste. Ein Mitarbeiter des Vogelschutzgebietes erzählte uns, dass es schon lange nicht mehr so stürmisch hier gewesen wäre. Lange hielten wir es hier nicht aus und wir fuhren zurück zur Ringstraße 1.

Wir machten noch einen Abstecher auf die Straße 219 und umrundeten den Palagonit Felsen Petursey. Von hier kann man an schönen Tagen einen Blick auf das Felsentor Dyrhólaey erhaschen. Dieser blieb uns jedoch aufgrund des Wetters verborgen.

Zum Abschluss unserer heutigen Tour fuhren wir die holprige Straße F222 entlang. Diese Piste ist übersäht von Steinen und Geröll und kann nur mit einem Jeep (mind. 4WD) befahren werden. Unser Ziel: Der Sólheimajökull. Die Gletscherzunge des Mýrdalsjökull. Mit dem Wagen konnten wir bis kurz vor den Gletscher heranfahren. Die Fahrt empfand ich schon als sehr abenteuerlich. Wir mussten sogar eine kleine Furt durchqueren. Kurz vor dem Ziel trafen wir noch auf ein Cafe. Das fanden wir interessant. Inmitten einer Schotterpiste, umgeben von nicht, lässt sich ein Kaffee trinken. Vom Parkplatz aus liefen wir noch ein paar Meter bis zum ewigen Eis. Der Gletscher lässt sich kaum noch vom Weg unterscheiden, da er von der Asche schwarz gefärbt ist. Trotzdem war dieser Anblick faszinierend und wir liefen ein wenig durch die zerklüftete, vulkanische Landschaft.

Von hier aus gings wieder zurück zum Skogafoss, wo wir müde in unsere Schlafsäcke fielen. Ein ereignisreicher Tag neigte sich nun dem Ende und wir waren angetan von den vielen Eindrücken, die wir heute erlebt und gesehen hatten und die es nun zu verarbeiten galt. Da es allerdings im Sommer nicht dunkel wird, konnte man nie wirklich einschätzen, ob es noch Nacht war oder schon Zeit zum Aufstehen ;-).