Island: Aufstieg zum Fimmvörðuháls

Morgens um 08:00 packten wir unser Zelt zusammen und verstauten alles im Auto. Danach trafen wir uns mit Ulrike und Klaus. Heute wollten wir eine Etappe des berühmten Wanderweges Laugavegur gehen. Die letzte (oder erste, je nachdem, wo man beginnt) verläuft vom Skógafoss bis zum  Pass Fimmvörðuháls (oder eben andersherum). Wir begannen am Skógafoss. 1000 Höhenmeter galt es heute zu überwinden.

Der erste Anstieg verlief über Treppen, die zum Skógafoss hochführen. Hier oben erwartete uns ein schöner Ausblick auf das Tal unter uns und dem weiteren Verlauf des Wanderwegs. Sanft ging es weiter über ein Wiesenweg. Links von uns verlief der Fluss Skóga, welcher sich immer wieder in weiteren Wasserfällen von seiner ganzen Schönheit  zeigte. In zahlreichen Stufen fällt der Fluss, bis zum Ende des Skógafoss´. Wir waren begeistert von dieser atemberaubenden Landschaft und der Geräuschkulisse des stürzenden Wassers.

Marcel und ich hatten vor, den Gipfel des berühmtberüchtigten Vulkans Eyjafjallajökull zu erklimmen und somit auch einiges an Ausrüstung eingepackt. Der Gletscher soll zwar nicht schwierig zu besteigen sein aber es bleibt eben ein Gletscher mit Spalten und evtl. vorkommenden Eisfeldern. So hatten wir Eispickel, Steigeisen und ein Seil im „Handgepäck“. Vom Wanderweg kann man immer wieder einen tollen Blick auf den Eyjafjallajökull erhaschen. Wir blieben häufig stehen und fotografierten diese tolle Kulisse.

Da der Weg nicht markiert ist, folgten wir dem Weg weiter bergauf. Durch eine Schlucht ging es fast ebenerdig kurz am Wasser entlang. Danach ging es wieder knackig bergan. An einer Stelle folgten wir dem falschen Pfad und gelangten an eine schwierigere Stelle. Während Klaus und Ulrike umdrehten, wollten Marcel und ich uns nicht abhalten lassen und folgten dem Pfad. Das war schon übel. Ein Ausrutschen hätte fatale Folgen gehabt. Der Weg war so schmal, dass man ihn kaum laufen konnte und am Ende erwartete uns ein steiles Matsch-Kies-Geröll-Sand-Feld, auf dem man keinen sicheren Halt fand. Ja, das war wieder eine Aktion. Als wir dieses Stück hinter uns gebracht hatten, warteten Klaus und Ulrike bereits oberhalb des Weges auf uns…. Sie hatten den richtigen Weg gefunden und waren ihm problemlos gefolgt. Wenn nicht einmal im Urlaub eine haarsträubende oder absturzgefährdete Stelle auf uns wartet, wäre es auch kein Urlaub 😀

Nachdem wir  nun diesen Akt hinter uns gebracht hatten, konnten wir weiter dem schönen Wanderweg folgen. Wir gelangten weiter leicht an Höhe. Der Weg verlief nicht sehr steil und war gut zu laufen. Immer wieder entdeckten wir bizarre Gesteinsformationen und weitere Wasserfälle.

Das ein oder andere Mal mussten wir auch Ausläufer des Flusses durchqueren. Das war spaßig und brachte Abwechslung. Wobei die Landschaft einfach so toll ist, dass man keine Abwechslung braucht. Die Schlucht wurde nun immer höher und das Wasser entfernte sich immer mehr von uns. Da es heute sehr windig war, war es nicht leicht, eine geeignete Stelle zum Rasten zu finden. Irgendwann kamen wir aber an einer schönen Stelle an und aßen eine Kleinigkeit.

Während Klaus und Ulrike auf der halben Strecke den Wanderweg verließen und wieder zurück nach Skogar gingen, folgten Marcel und ich dem Weg weiter bis zum Pass. Dort oben hatten wir eine Hüttenübernachtung gebucht.

Der grüne, kleine Wanderpfad, verlief zuerst eine zeitlang eben mitten am Wasser entlang;  verwandelte sich aber bald in eine große, langatmige Steinwüste. Anfangs verlief der Weg noch relativ flach, dann kamen aber immer wieder größere und anstrengende Steigungen dazwischen.

Hatte man dann den Anstieg überwunden, folgte auf der anderen Seite wieder ein Abstieg, nur um dann ein paar Meter wieder anzusteigen. Was eine Plackerei. Aber auch hier hatten wir einfach tolle Ausblicke auf die umliegenden Gletscher und Vulkane. Was bei dem heutigen Wind allerdings nicht so schön war, waren die Aschestürme. Teilweise kamen wir  mitten hinein und mussten uns mit geschlossenen Augen entgegen des Windes stellen, um nicht die ganze Asche abzubekommen. Und hier oben liegt vom Vulkanausbruch noch massig Asche.

Über vulkanisches Gestein ging es weiter durch eine Mondlandschaft. Felsbrocken hier, Lavabomben dort und immer wieder brüchiges Schiefergestein. Der Weg durch diese Landschaft ist mit rot bemalten Pflöcken gekennzeichnet. Sonst könnte man sich auch schnell verlaufen.

Bald gelangten wir zu einer Holzbrücke. Diese zu überqueren war auch nicht ganz einfach. Am Einstieg sollte eigentlich eine Leiter hinauf zur Brücke führen, diese war jedoch kaputt und so mussten wir an der Seite hochklettern. Marcel mit dem schweren Rucksack hatte es nicht leicht.

Als wir auch dieses kleine Hindernis überwunden hatten, folgte ein langer, steiniger Weg. Laufen konnten wir, wie wir wollten. Man sollte sich nur nach den Pfählen richten. Wir überquerten die ersten kleinen Schneefelder und gingen weiter bergauf. Zunächst noch sanft, ein wenig später aber steiler. Immerhin hatten wir noch fast 300 Höhenmeter vor uns. Je höher wir kamen, desto mehr entfernte sich das Wasser und der Weg führte durch immer mehr Schneefelder. Aschestürme fegten auch hier wieder über das Plateau. Zum Glück meist dort, wo wir nicht waren.

Über einen alten, kleinen Lavastrom folgten wir dem Weg immer weiter aufwärts. Es wurde nun steiler und anstrengender. Der weiche, sandige Boden führte immer wieder dazu, dass wir nicht so schnell von der Stelle kamen, wie angedacht. Auch die Steigung machte uns nun zu schaffen. Immerhin brauchten wir nur noch 100 Höhenmeter, bis wie die 1000er Grenze erreichten. Also schleppten wir uns den Berg weiter und weiter hoch, bis wir den Grat erreichten. Von hier konnten wir bereits die Hütte erblicken. Allerdings sahen wir auch, dass wir in ein tiefes Tal hinabsteigen mussten, um danach wieder bergan auf die Hütte zuzulaufen. Uff, das war natürlich fies aber es ließ sich nicht vermeiden.

Wir gingen also wieder bergab, bis wir ein langes Schneefeld erreichten. Dieses zog sich unendlich lang. Da wir keine Mützen anhatten, pfiff uns der Wind ordentlich um die Ohren. Während die selbigen bereits abfroren, kühlte der gesamte Körper nun trotz schneller Bewegung leicht ab.

Irgendwann, nach gefühlter Unendlichkeit, erreichten wir das Ende des Schneefeldes und es ging wieder ein Stück bergauf über Asche, Geröll und Gestein. Wir legten eine kurze Rast, hinter einem (zumindest teilweise) windgeschützten Hügel und zogen unsere Jacken, Mützen und Handschuhe an. Es war kalt hier oben und dabei waren es noch nicht einmal 1000 Höhenmeter, die wir jetzt erreicht hatten.

Der letzte, beschwerliche Anstieg folgte nun. Über Schnee und Asche ging es abwechselnd mal bergauf, dann wieder bergab. Wir kamen der Hütte zwar näher aber gewannen nicht an Höhe. Dies folgte auf dem letzten Stück. Der steile, letzte Anstieg ermattete uns immens. Das war nicht ohne und vor allem nicht mit dem schweren Rucksack.

Vollkommen geschafft, kamen wir nach 6 Stunden (14 Uhr) auf der Hütte an. Die Fimmvörðuháls Hütte ist wirklich toll eingerichtet. Wir hatten unsere Übernachtung bereits zu Hause gebucht, da man nur mit einem Zahlencode an den Schlüssel für die Tür kommt. Als wir oben ankamen, stand die Tür allerdings offen. Für 7500 ISK konnten wir eine Nacht auf der Hütte bleiben. Noch waren wir alleine und schauten uns alles in Ruhe an. Die Hütte hat eigentlich alles. Ein Ölofen sorgt für ausreichend Wärme und auf gasbetriebenen Herdplatten kann gekocht werden. Töpfe, Geschirr etc. hätten wir gar nicht von unten mitschleppen müssen. Nur fließend Wasser gibt es natürlich nicht. Dafür steht ein Eimer zum Schneeschaufeln und anschließendem Schmelzen auf dem Schrank. Auch eine Toilette befindet sich auf der Hütte. Allerdings sehr spartanisch. Die Hütte hat uns trotzdem sehr gut gefallen. Sie ist einfach gemütlich. Der Wind pfiff um die Ecken und nach dem Anheizen des Ölofens (Anleitung auf Englisch und Isländisch mit Bildern) wurde es auch schön warm. Wir legten uns nun ein wenig hin und pausierten. Ein wenig später, gesellten sich 4 Jungs aus Deutschland zu uns, die den gesamten Wanderweg laufen wollten.

Wir hingegen machten uns um 17 Uhr auf den Weg zu den neuen Vulkankratern, die bei dem Ausbruch 2010 entstanden sind. Von der Hütte ging es ein Schneefeld steil bergab. Man sollte sich vor Wächten in Acht nehmen.

Über ein kurzes Geröllfeld, verlief der Weg weiter durch Schnee, der allerdings um die Zeit schon sehr matschig war und somit auch anstrengend zum Laufen. Immer wieder sackten wir ein.

Wir kamen an einem tollen türkisblauen Gletschersee vorbei. Welch eine Kulisse, vor uns die Vulkane Islands und mittendrin ein kleiner Gletschersee, auf dem sich Eisschollen befanden. Herrlich.

Dem Weg weiter folgend mussten wir noch etwas bergauf gehen, um auf der anderen Seite bereits das dampfende, neue Lavafeld zu entdecken. Wir staunten nicht schlecht, wie stark es noch dampfte. Aber das tollste; der Weg führt mitten durch dieses Lavafeld. An gelb markierten Pfosten liefen wir durch diese einmalige, vulkanische Landschaft und bemerkten auch die Wärme, die aus dem Boden emporstieg. Atemberaubend und wirklich sehenswert. Wir berührten den Boden mit unseren Händen und konnten die Wärme darunter spüren.

Ein kleines Stück folgten wir dem Weg noch, dann kehrten wir wieder um und gingen durch das dampfende Feld zurück. Die Hütte erreichten wir gegen 19 Uhr.

Mittlerweile war sie auch gut gefüllt mit weiteren Wanderern aus allen Ländern (USA, Schottland, Deutschland und Island). Wir unterhielten uns noch ein wenig und machten es uns dann in unserem Bett bequem. Allerdings war es mittlerweile so warm in der Hütte (24°) dass man den Schlafsack nicht benötigte.