Brüssel: Stadt der Vielfalt

Unser Flug nach Montreal ging erst Morgen früh, so dass wir den heutigen Tag noch zum Sightseeing in Brüssel nutzen wollten. Die multikulturelle Stadt hatten wir schon 2012 im Rahmen unserer Rückreise aus Venezuela besucht. Damals herrschte jedoch tiefster Winter und es war eiskalt. So wurde aus unserem damaligen Besuch eher eine kurze Stippvisite, die nach 1 Stunde in einer Baguetterie und danach am Bahnhof endete. Heute wollten wir daher auf ein Neues die Stadt besuchen und uns die Sehenswürdigkeiten anschauen.Mit dem Zug ging es mit Umstieg in Köln in die Hauptstadt Belgiens. Nach knapp 3 Stunden erreichten wir den Bahnhof Bruxelles-Midi und liefen kurz zu unserem Hotel Pullman. Dieses befindet sich direkt am Ausgang des Bahnhofs. So brauchten wir auf unserem morgigen Weg zum Flughafen nur aus dem Hotel raus und in den Zug reingehen. Sehr bequem.

Unser Zimmer war bereits frei und wir konnten einchecken. Bevor wir uns auf den Weg in die Innenstadt machten, legten wir uns noch eine Stunde hin und ruhten uns ein wenig aus. Um 11 Uhr gingen wir hinaus und liefen über den Marktplatz zu unserem ersten Sightseeing-Stop. Ich hatte bereits zu Hause einen GPS-Track eingezeichnet. Die Sehenswürdigkeiten ließen sich so schneller finden als mit einer Karte.

Zuerst erreichten wir Mannekin Pis – eine Brunnenfigur eines urinierenden Knaben – dass sich mitten in der Altstadt Brüssels befindet und eines der Wahrzeichen der Hauptstadt ist. Die 61 Zentimeter hohe Bronzestatue wurde 1619 vom Brüsseler Bildhauer Hieronimus Duquesnoy geschaffen. Die Figur wurde mehrfach gestohlen; die heutige Statue ist eine Kopie aus dem Jahr 1965. Das Original soll im Maison du Roi am Grand-Place/Grote Markt aufbewahrt sein. Die Statue wird von Zeit zu Zeit eingekleidet; so auch bei unserem Besuch. Es gibt mehr als 850 verschiedene Kostüme.

Unmittelbar in der Nähe von Mannekin Pis befindet sich der Grote Markt. Mit dem gotischen Rathaus und seiner geschlossenen barocken Fassadenfront gilt er als einer der schönsten Plätze Europas und wurde 1998 als Ensemble in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Nicht zu unrecht; der Platz ist wirklich toll. Da heute auch der Brüssel-Marathon stattfand, mussten wir ein wenig achtgeben, wo wir überhaupt her laufen konnten, denn die Hauptstraßen waren gesperrt. Was jedoch einen entscheidenden Vorteil hatte, es waren keine Autos unterwegs.

Vom Großen Platz gingen wir durch die engen Gassen der Altstadt und entdeckten in einer unscheinbaren Seitenstraße Jeanneke Pis. Sie stellt ein im Hocken urinierendes Mädchen dar und ist das Pendant zum bekannteren Manneken Pis. Jeanneke Pis hat wahrlich nicht den schönsten Platz in Brüssel abbekommen. Sie steht in einer kleinen vergitterten Nische gegenüber eines Cafes. Und hier wurde gerade mit einem Schlauch gereinigt. Lange hielten wir uns daher nicht sondern liefen weiter.

Wir gelangten zur Kathedrale St. Michael und St. Gudula, die Sitz des Erzbischofs von Mecheln-Brüssel ist. Der heutige Bau wurde 1226 begonnen und Ende des 15. Jahrhunderts mit Fertigstellung der 69 Meter hohen Türme vollendet. Mit der Erhebung zum Erzbischofssitz 1962 erhielt die Kirche offiziell den Titel einer Kathedrale. Als Nationalkirche des Königreichs Belgien finden in St. Gudula häufig königliche Hochzeiten, Staatsbegräbnisse und ähnliche Zeremonien statt. Wir schauten uns die Kirche auch von innen an.

Danach liefen wir in den angrenzenden Warandepark, der auch Königlicher Park von Brüssel genannt wird. Er ist mit 13 ha der größte und auch der bedeutendste innerstädtische Park. Wir gingen ein wenig durch den Park und freuten uns über das tolle Wetter heute. Vorbei am Großen Springbrunnen gelangten wir wieder hinaus und liefen an der Amerikanischen Botschaft vorbei zur Hauptstraße. Hier konnten wir den zahlreichen Läufern zusehen, wie sie sich Schritt für Schritt voranarbeiteten.

Wir gelangten in das Europaviertel und staunten nicht schlecht über die modernen EU-Bauten. Vorbei an der Europäischen Kommission und dem Rat der Europäischen Union erreichten wir einen Kreisverkehr. Hinter diesen gelangten wir in den riesigen Jubelpark. Er bedeckt eine Fläche von 37 ha und ist besonders im Sommer ein beliebter Ort zur Erholung für die Brüsseler. Das sichtbarste Baudenkmal ist der Triumphbogen, der die große Geschichte Brüssels illustrieren und außerdem als Eingangstor in den Park für Besucher dienen sollte, die ihn aus östlicher Richtung betraten. Den Bogen ziert eine Quadriga, die die Provinz Brabant symbolisiert. Der Triumphbogen erinnerte uns an eine Mischung aus Brandenburger Tor und Pariser Triumphbogen. Zu beiden Seiten befinden sich Museen. Auch hier flanierten wir wieder ein wenig durch den Park und setzten uns auf eine Bank. Wir genossen die warmen Sonnenstrahlen und begaben uns danach auf den Weg zurück.

Durch den Leopoldpark, der mir persönlich am besten gefallen hat, gelangten wir zum Europäischen Parlament. Wahnsinn, welch ein Komplex hier steht. Solch moderne Bauten haben manch große Unternehmen nicht einmal. Da weiß man, wo die Steuergelder so hinfließen…

Direkt hinter dem Europäischem Parlament befindet sich der Luxemburgplatz, der zum Verweilen einlädt. Wir marschierten jedoch weiter und erreichten kurz darauf den Königlichen Palast. Auch ein wahrer Prachtbau. Er ist der offizielle Palast des belgischen Königs.

Wir begaben uns auf den Rückweg zum Hotel und kamen dabei noch am Egmontpark vorbei. Wir durchquerten den Park und folgten der Straße weiter Richtung Hotel. Am Place Poelaert ließen wir den Blick über Brüssel gleiten und fuhren mit dem Aufzug „Ascenseur des Marolles“ hinunter. Aus einem der zahlreichen Waffelwagen, die überall in Brüssel stehen, gönnte ich mir die leckere Köstlichkeit. Belgien und Waffeln gehören einfach zusammen. Die war auch sehr lecker. Karamellisiert und warm :-). Hmmmmmmm.

Geradeaus folgten wir der Straße und erreichten erneut den Markt, der gerade abgebaut wurde. Kurz darauf um 16:30 Uhr erreichten wir unser Hotel. Marcel wäre noch gerne zum Atomium gefahren, doch ich hatte keine Lust und wollte mich lieber noch ein wenig ausruhen, bevor es morgen früh zum Flughafen ging. Brüssel ist wirklich eine schöne Stadt und wir freuten uns, dass wir den erneuten Besuch ausgiebig genutzt hatten. Beim nächsten Mal werden wir uns auch noch das Atomium ansehen.