Barcelona: Stadt der UNESCO-Weltkulturerbe

Nachdem wir gestern erst um 01:00 Uhr nachts in unserem Hotel angekommen waren, schliefen wir heute aus und ließen den Tag trotz unseres straffen Programms langsam angehen. Für 11:00 Uhr hatten wir bereits zu Hause Eintrittskarten in die Sagrada Familia gebucht. Vorher gingen wir noch in aller Ruhe frühstücken und fuhren mit der Metro zu der bis heute unvollendeten Basilika. Es empfiehlt sich vorab die Tickets im Internet zu kaufen, da lange Warteschlangen an den Kassen herrschen können.

Bevor wir uns die Kirche von innen ansahen, bestaunten wir die Außenfassade des imposanten Gebäudes. Die von Antoni Gaudí im Stil des Modernisme entworfene Kirche ist bis heute unvollendet. Der Bau wurde 1882 begonnen und soll nach aktueller Planung 2026 zum 100. Todestag von Gaudí fertiggestellt sein. Wir zeigten unsere Tickets und waren so gebannt von diesem Meisterwerk, dass wir kaum wussten, wo wir zuerst hinschauen sollten. Die komplexen Verzierungen und dekorativen Elemente teilweise in Farbe wirkten verspielt und verliehen der Basilika einen ganz besonderen Flair. Grandios.

Im Jahr 2005 nahm die UNESCO die Geburtsfassade, die Apsisfassade und die Krypta der Sagrada Família als Erweiterung des Weltkulturerbedenkmals Arbeiten von Antoni Gaudí in ihre Liste des Weltkulturerbes auf. Am 7. November 2010 weihte Papst Benedikt XVI. die Kirche und erhob sie zugleich zur päpstlichen Basilica minor.

Ein besonderes Augenmerk gilt auch den vier je sieben Meter hohen Toren, welche am Eingang des Barmherzigkeitportals installiert sind. Am 16. Juli 2014 wurde das erste dieser Tore hinzugefügt; es wurde von dem japanischen Bildhauer Etsuro Sotoo entworfen und zeigt Efeu, Blütenblätter, Kürbisse und Lilien. Darüber hinaus sind verschiedene Insekten wie zum Beispiel Maikäfer, Wanzen, Wespen, Fliegen, Grashüpfer, Schmetterlinge, Tausendfüßler, Grillen, Marienkäfer, Raupen und Ameisen zu erkennen.

Die gegen Süd-Westen gerichtete sogenannte Passionsfassade wurde nach Gaudís Tod begonnen und ist noch unvollendet. Sie unterscheidet sich von ihrem Gegenstück dahingehend, dass sie kaum Verzierungen enthält und mit klaren, geometrischen Linien und großen Figuren sehr übersichtlich aufgebaut ist. Sie wird von sechs schrägen Säulen gestützt und hat drei Portale.

Im vollendeten Zustand soll die Sagrada Família darüber hinaus insgesamt 18 Türme besitzen. Die bereits bestehenden Türme zeigen filigran gearbeitete farbenfrohe Spitzen, welche mit Tieren oder sakralen Symbolen und Sprüchen geschmückt sind. Sie tragen ein kleines goldenes Kreuz mit dem Namen des jeweiligen Apostels.

Nachdem wir den Außenfassanden unsere Aufmerksamkeit geschenkt hatten, betraten wir das Innere der Kirche. Zuerst fielen uns die hohen Gewölbedecken auf, die von steinernen Säulen getragen werden. Sie sollen an Bäume erinnern und besitzen deshalb an ihren oberen Enden Verzweigungen, die sich wie Baumstämme in Äste aufteilen. Zudem ist ein Blätterdach angedeutet. Inzwischen ist der Innenraum fertig, und mit farbigen Fenstern verglast.

In der Mitte befindet sich der Altar, der im Gegensatz zum übrigen Prunk und den verspielten Elementen recht unscheinbar wirkt.

Wir gingen in aller Ruhe durch den prachtvollen Bau und waren absolut begeistert. Von all den Kirchen, die wir auf unseren Reisen bisher gesehen haben, gehört die Sagrada Familia zu einer der Sehenswertesten, wenn nicht sogar zu DER sehenswertetesten Kirche. Die 15 Euro Eintritt / Person hatten sich gelohnt und sollten unbedingt aufgebracht werden. Nur durch Spenden, Zuwendungen und Eintrittsgeldern lässt sich der Weiterbau der Kirche überhaupt finanzieren.

Wir begaben uns durch den anderen Ausgang hinaus in den Vorhof, jedoch noch nicht hinunter von dem Gelände. Wir besuchten das angrenzende Museum, in dem über den Bau der Kirche in Bildern berichtet wird. Danach gingen wir in den Shop und kauften uns zwei Tassen im Design Gaudis. Die hatten es uns wirklich angetan.

Wir hatten immer noch nicht genug von der Basilika und begaben uns erneut ins Innere. Noch einmal bestaunten wir den sakralen Bau und genossen die Aura, die durch das bunte Licht von außen durch die Fenster drang. Die Natur ist allgegenwärtig und lässt sich in den verspielten Elementen überall entdecken. Auch beim zweiten Besuch sahen wir immer wieder Neues und waren restlos begeistert. Den Besuch der Sagrada Familia können wir nur jedem Besucher Barcelonas empfehlen.

Nach ca. 2 Stunden verließen wir den Komplex und liefen in den angrenzenden Park. Hier leben zahlreiche Mönchssittiche in den Palmen und bauen ihre riesigen Nester. Ein tolles Spektakel. Wir genossen den Anblick auf die Sagrada Familia und schauten den Einheimischen beim Boule spielen zu.

Der Zeitplan drängte ein wenig und wir mussten weiter. Zu Hause hatten wir Zwei-Tages-Tickets für die Hop-On Hop-Off-Tour mit City-Tour Barcelona gebucht. Stolze 70 Euro hat uns dies insgesamt gekostet aber es war für uns die beste und entspannteste Möglichkeit, zu den Sehenswürdigkeiten zu gelangen, denn Barcelona ist sehr groß und die Metro hält direkt selten an den Sehenswürdigkeiten. Wir wollten daher nicht allzu viel Zeit mit dem Laufen oder Umsteigen vergeuden.

Nachdem wir uns den kleinen Weihnachtsmarkt im Park an der Sagrada Familia angeschaut hatten, warteten wir auf den Bus. Wir konnten so oft ein- und aussteigen wie wir wollten. Unser nächster Stopp war der Park Güell, der auch von Antoni Gaudí erschaffen wurde. Der Park war eine Auftragsarbeit für den Industriellen Eusebi Güell. Dieser war von den englischen Gartenanlagen sehr beeindruckt und wollte eine solche auch in Barcelona haben. Antoni Gaudí plante daraufhin eine Gartenstadt mit über 60 Villen. Zur Finanzierung sollten diese schon im Vorfeld verkauft werden. Das Vorhaben scheiterte, und es wurden nur zwei Parzellen verkauft, so dass der Park wegen fehlender Mittel nicht fertiggestellt werden konnte. Es wurden nur drei Häuser gebaut: das Wohnhaus der Familie Güell, heute eine Schule, das Wohnhaus Gaudís, seit 1963 als Casa-Museu Gaudí ein Museum, und das Wohnhaus eines befreundeten Architekten, das noch heute bewohnt ist.

Unterwegs kamen wir am Hospital de la Santa Creu i Sant Pau vorbei, an dem wir auch noch gerne ausgestiegen wären aber das verschoben wir auf später. Der Bus hält leider nicht direkt am Park Güell, sondern man muss noch ein ganzes Stück laufen. Der Weg ist allerdings ausgeschildert. Über eine Rolltreppe gelangten wir nach oben und konnten einen Blick ins Innere des Parks werfen. Der Eintritt kostet 8 Euro / Person und ist nach Uhrzeiten gestaffelt. Da es nicht allzu voll war, konnten wir um 14:00 Uhr hinein. Es gibt 4 Eingänge und wir entschieden uns daher zuerst durch den kostenlosen Teil des Parks zu laufen und dann am Hauptplatz hinein zu gehen.

Wir kamen am Wohnhaus Gaudís vorbei, in dem er von 1906 bis 1925, ein Jahr vor seinem Tod, lebte. Heute dient es als Museum für von Gaudí entworfene Möbelstücke sowie Zeichnungen. Falls es die Zeit zuließ, wollten wir uns dies auf dem Rückweg ansehen.

Wir betraten nun den Hauptplatz La Plaça, der den Mittelpunkt des Parks bildet. Es ist ein 3000 m² großer Terrassenplatz in Form eines Ovals, der zwischen 1907 und 1913 angelegt wurde. Seine Begrenzung ist wellenförmig, 110 Meter lang und dient zugleich als Sitzgelegenheit. Diese ist mit kleinsten Keramik- und Kristallsteinchen überzogen. Nach der ursprünglichen Planung sollte der Platz ein griechisches Theater darstellen, das für Gemeindeversammlungen und kulturelle sowie religiöse Feste geeignet gewesen wäre. Wir genossen die Sicht und ließen uns die warme Sonne auf den Pelz scheinen.

Vom Hauptplatz gingen wir nach rechts die Stufen hinab in einen kleinen Garten und zur Markthalle. Dieser Saal besteht aus 86 Säulen und war ursprünglich als Marktplatz des geplanten Wohngebietes gedacht.

Wir gingen die Stufen hinab und gelangten zur Hauptattraktion des Parks – dem freundlichen Drachen. Er bewacht den Eingang zur Markthalle und besteht aus vielen bunten Mosaiksteinen. Von hier gingen wir zurück zum Hauptplatz und begaben uns hinaus.

Aufgrund der Größe des Parks sollte man sich wirklich Zeit nehmen. Wir benötigten allein für den kleinen kostenpflichtigen Teil knapp 2 Stunden. Der größte Teil des Parks ist allerdings frei zugänglich. Zum Spazierengehen hatten wir jedoch keine Zeit mehr. Wir aßen noch einen Happen (der allerdings recht kostspielig war) und genossen den Blick auf Barcelona. Danach verließen wir den Park und liefen zurück zur Bushaltestelle. Wieder einmal waren wir absolut begeistert von dieser Stadt. Barcelona hat viel zu bieten.

Wir fuhren zurück zum Plaça de Catalunya. Am Casa Mila stiegen wir erneut aus. Das Haus Milà, so die deutsche Übersetzung von Casa Milà, wurde von dem Architekten Antoni Gaudí von 1906 bis 1910 für die Milà-Familie in Barcelona errichtet. Gaudí leistete mit diesem Gebäude Pionierarbeit. So machte seine durchdachte natürliche Belüftung Klimaanlagen überflüssig, in jeder Wohnung lassen sich die Wände individuell verändern, und eine Tiefgarage ist schon vorhanden. Die Dachterrasse und eine Wohnung, in der sich Einrichtungsgegenstände aus den 1920er Jahren befinden, können besichtigt werden.

Wir liefen jedoch entlang der Geschäftsstraße Passeig de Gràcia zum Casa Batlló und schauten uns das tolle Gebäude von außen an. 22 Euro / Person an Eintritt waren wir allerdings nicht bereit zu zahlen, auch wenn das Casa Batlló sicherlich zu den baulichen Glanzstücken Barcelonas zählt. Die farbenreiche Fassade gibt die Legende des Heiligen Georg wieder, des Schutzpatrons Kataloniens: Das Dach stellt die Schuppen des Drachen dar, gegen den der Heilige Georg gekämpft hat, das Kreuz auf dem Dach ist seine Lanze. Die schmiedeeisernen Balkone stehen für Totenköpfe und die Galerie im ersten Stock für das Maul des Drachen.

Die Casa Batlló und das Casa Milà stehen unter Denkmalschutz und wurden in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Da unser Hotel von hier fußläufig erreichbar war, schlenderten wir die Geschäftsstraße entlang zurück. Wir gönnten uns eine kurze Pause und zogen bei Einbruch der Dunkelheit wieder los. Zu Fuß begaben wir uns durch die weihnachtlich geschmückten Straßen zum Plaça de Catalunya. Mit dem Hop-On Hop-Off Bus wollten wir nun eine weitere Tour unternehmen.

Unser Ziel war der Torre Agbar, ein 32-stöckiger Bürokomplex, der im Dunkeln mit 4.500 LEDs farbig beleuchtet wird. Das Hochhaus gehört mit 142 Metern zu den höchsten Gebäuden Kataloniens. In seiner äußeren Form ähnelt es dem etwa zeitgleich in London errichteten Bürogebäude des Rückversicherers Swiss Re (Swiss Re Building oder Swiss Re Tower). Die Ähnlichkeit war Marcel sofort aufgefallen.

Wir stiegen aus und bestaunten das futuristische Gebäude. Nachdem wir einige Fotos geschossen hatten, warteten wir auf den nächsten Bus und fuhren weiter.

Am Hafen entlang brachte uns der Bus erneut zur Sagrada Familia, die auch im Dunkeln einen Besuch wert ist. Daher stiegen wir hier erneut aus und gingen in den kleinen Park. Wir bestaunten die tolle Basilika und begaben uns zur U-Bahn. Der letzte Hop-On Hop-Off-Bus fuhr leider schon um 20:00 Uhr und wir konnten daher keine weitere Runde fahren.

5 Stationen später stiegen wir am Plaça de Catalunya aus und schauten uns auf dem Platz um. Während Marcel in den Apple Store ging, machte ich ein paar Langzeitaufnahmen. Er kam jedoch ohne Einkauf zurück und wir liefen von hier zurück zum Hotel.

Gegen 22:30 Uhr kamen wir dort an und während Marcel noch etwas Essen ging, wollte ich nur eines: Schlafen. Ich bekam nicht einmal mit, um wieviel Uhr er zurück kam. Ein toller Tag mit vielen Impressionen war zu Ende. Leider hatten wir zeitlich doch viel weniger geschafft als eigentlich geplant.