Mizzy Trail

Kanada: Mizzy Trail im Algonquin Park

Der wettertechnisch beste Tag der Woche erwartete uns heute. Purer Sonnenschein bei knapp 10°C. Daher fackelten wir am Morgen nicht lange, frühstückten und brachen um 09:00 Uhr zu einer weiteren Wandertour im Algonquin Park. Der Mizzy Lake Trail (Kilometerpunkt 15,4) gilt als sehr empfehlenswerter Wanderweg und ich hatte diesen extra für den heutigen Tag aufgehoben. Wir fuhren daher nach dem üblichen Kaffee für Marcel im Visitor Centre zum Einstieg des 11km langen Trails.

Auf dem Parkplatz standen bereits 3 Autos und auch wir zogen gegen 10:15 Uhr los. Wir nahmen uns eines der kleinen Hefte mit und starteten unsere Tour. 9 Seen werden unterwegs passiert und wir waren sehr gespannt.

Nach ca. 1km erreichten wir den ersten See, an dem wir einen Blaureiher und Gänse erspähten. Nach dem wir ein paar Fotos geschossen hatten, wanderten wir weiter zum Mizzy Lake. An diesem herrlichen See können häufig Otter gesichtet werden. Wir entdeckten jedoch keinen. Stattdessen genossen wir einfach den tollen Ausblick.

Auf schmalen Waldpfaden erreichten wir eine alte Eisenbahntrasse und folgten dieser für knapp 2km. Unterwegs lassen sich mit viel Glück Rehe, Wölfe oder Elche entdecken. Wir sahen jedoch nur kleine Vögel und Eichhörnchen.

Nach knapp 4km erreichten wir den mit Abstand schönsten See und kamen aus dem Staunen nicht raus. Der in mehrere Seen aufgeteilte West Rose Lake ist wirklich ein wunderschöner Ort. Bänke laden nicht umsonst zum Verweilen ein. Hier halten sich im Sommer auch häufig Elche auf. Wir trafen auf ein älteres Ehepaar, die hier in der Umgebung wohnen und auf dem Weg hier hin Rotfüchse gesehen hatten. Die Frau zeigte mir Fotos und ich war begeistert. Schade, dass wir keine sahen. Dafür entdeckten wir den Meisenhäher (Grey Jay). Der Mann hielt ganze Erdnüsse in Schale hin, die der schöne Vogel sich schnappte und davonflog. Während die beiden hier auf einen Wolf warten wollten, liefen wir nach zahlreichen Fotos und immer wieder ausrufenden „ooohhhs“ und „aaahhhhs“ und „wie toll“ weiter. So haben wir uns Kanada vorgestellt.

Nachdem wir den West Rose Lake hinter uns gelassen hatten, gelangten wir zum Wolf Howl Pond, an dem sich manchmal Wolfsrudel zum Paarungsakt versammeln. Im August besteht eine große Chance, hier Wölfe zu entdecken. Wir genossen erneut den herrlichen Ausblick und wanderten weiter. Kein Wunder, dass die Tour mit 6 Stunden angegeben war, man konnte sich einfach nicht satt sehen.

Wir wanderten in den Wald hinein und Marcel lauschte immer mal wieder nach Geräuschen im Wald. Bis auf Vögel oder Eichhörnchen war jedoch nichts zu hören. Stattdessen entdeckten wir auf dem Weg zum March Hare Lake eine Gardnerschlange. Während Marcel erschrocken zur Seite sprang, konnte ich es kaum glauben, dass wir endlich mal eine Schlange in der Natur entdeckt hatten. Sie ließ sich die Sonne auf die Haut scheinen und wir schauten sie gebannt an. Kurz darauf erreichten wir den March Hare Lake, an dem man Blaureiher sehen kann. Wir entdeckten allerdings gar kein Tier auf dem riesigen See. Stattdessen kochten wir hier unsere mitgebrachte Tütensuppe und genossen den Ausblick. In der Sonne war es wirklich angenehm warm und auch im Sitzen gut auszuhalten. Gegen 14:30 Uhr wanderten wir weiter und näherten uns dem Ende unserer Wanderung.

Durch tiefen Tannenwald und lichten Ahornbäumen, die mittlerweile alle kahl waren, gelangten wir zum letzten See an Punkt 12. Dem Dizzy Lake. Auch dieser herrliche See lud zum Verweilen ein. Über einen Boardwalk liefen wir am See entlang und genossen das tolle Wetter. Letztmalig wanderten wir auf schmalen Waldwegen, bis wir um 15:30 Uhr wieder das Auto erreicht hatten. Diese Tour war mit Abstand das Highlight in diesem Park und zählt zu einer der schönsten Wanderungen, die wir je gemacht haben. Die zahlreichen Seen und das tolle Wetter werden diesen Trail noch lange in unserem Gedächtnis bleiben lassen.

Vom Mizzy Lake Trail fuhren wir erneut Richtung Besucherzentrum. Dort wollte Marcel noch einen Kuchen essen. Kurz darauf fuhren wir zum 2km entfernten Beaver Pond Trail, den wir gestern bereits angehen wollten. Marcel hatte die Dame im Besucherzentrum gefragt, wann denn die Bieber am besten zu sehen seien und sie sagte so gegen Nachmittag. Also fuhren wir um 16:30 Uhr zum Wanderweg und folgten dem 2km langen Weg bis zu einem See, an dem der Bieber seine Unterkunft gebaut hatte. Diese großen Nester sind im Wasser sehr gut zu erkennen. Wir sahen jedoch keine Bieber.

Auf einem Holzweg liefen wir über das Wasser und gelangten in den Wald hinein. Kurze Zeit später konnten wir uns den Damm des Biebers ansehen, den dieser angelegt hatte. Ein erstaunliches Bauwerk für so ein kleines Tier und sehr präzise. Der Amikeus Lake, der heute hier existent ist, hätte es ohne den Bieber und seinen Damm nicht gegeben.

Wir folgten dem Wanderweg bergauf und liefen auf der anderen Seite hinab bis zum Rand des Amikeus Lake. Hier konnten wir dutzende Bieberbäue sehen aber immer noch keinen Bieber. Die Unterkünfte sahen auch alle verlassen aus.

Wir liefen daher bergauf und ich entdeckte in der Ferne einen weiteren Bieberbau, an dem sich tatsächlich eines der Tiere befand. Im Schnellschritt liefen wir näher heran und konnten an Punkt 8 erkennen, wie der Bieber etwas aus seinem Bau heraustransportierte. Wann er jedoch wieder zurückkam haben wir nicht mehr mitbekommen. Wir warteten zwar noch eine Weile auf seine Rückkehr aber er war wohl weiter weggeschwommen.

Wir entdeckten ein Eichhörnchen und liefen auf dem Trail nach oben zum Aussichtspunkt auf den See, den wir zuerst passiert hatten. Es dämmerte bereits und allzu lange wollten wir uns nicht mehr hier aufhalten. Immerhin waren hinter uns noch Leute 😉 Am Aussichtspunkt angekommen warfen wir einen Blick hinab auf den See und sahen erneut einen Bieber. Toll, das hätten wir nicht erwartet gleich zwei der Tiere zu entdecken.

Bergab ging es kurzerhand zurück zum Auto. Wir fuhren zurück zu unserer Unterkunft und machten unterwegs noch einen Abstecher zum Mew Lake, an dem heute ein Schwarzbär gesichtet wurde (Die Sichtungstafeln hängen in den beiden Besucherzentren). Da sich am See auch ein Campingplatz befand, der so gut wie ausgebucht war, konnten wir nicht zum See hinab. Stattdessen konnten wir sehen, wie die Kanadier es so mit Halloween halten. Der ganze Campingplatz war schaurig geschmückt. Jeder – ob Wohnwagen oder Zelt – hatte irgendetwas Gruseliges aufgebaut. Lichterketten, aufblasbare Spinnen und Skelette; so stellt man sich Halloween vor. Einfach cool. Dafür hatte sich der Weg hierhin allemal gelohnt.

Nach dem kleinen Abstecher fuhren wir mit tollen Blick zurück zum Cottage. Dort wärmten wir uns das Essen von gestern auf und ließen den Abend wieder entspannt ausklingen. Ein großartiger Tag.