Neuengland: Fahrt auf dem Kancamagus Highway

Den heutigen Tag ließen wir ruhig angehen. Wir hatten nur eine kurze Fahrtstrecke vor uns und wollten diesen ausgiebig mit Attraktionen unterwegs füllen. Der Kancamagus Highway sollte unser heutiger Begleiter sein. Der 34 Meilen (ca. 51 km) lange Highway führt von Conway nach Lincoln (oder umgekehrt) und gilt als einer der schönsten in Amerika. Insbesondere im Herbst zum Indian Summer ist er sehr beliebt. Wir wollten daher nicht allzu spät los fahren. Unterwegs gibt es zahlreiche Aussichtspunkte und Parkbuchten an denen man stoppen kann.

Wir checkten gegen 09:00 Uhr aus und machten uns auf den Weg. Unterwegs lagen zahlreiche Geocaches. Mal sehen, wie viele wir einsammelten, denn alle 1-2km lag ein Tradi.

Unser erster Stopp legten wir in einer Parkbucht ein, von der man hinab an den Fluss gelangte. In der Morgensonne wurden die bunten Blätter toll in Szene gesetzt. Wir trafen hier einen Amerikaner, der bereits seit knapp 1 Stunde die Veränderungen fotografierte und auf einen Elch hoffte. Wir fuhren nach einer kurzen Pause und dem Finden eines Geocaches weiter.

20 Minuten später stoppten wir an der Albany Covered Bridge. Diese überdachten und an den Seiten geschützten Brücken wurden vor Jahrhunderten gebaut und sollten das hölzerne Gebälk vor den Einflüssen des Wetters schützen. Einige Brücken sind nur zu Fuß passierbar, anderen können mit dem Auto befahren werden. Wie auch immer die Erkundung aussieht, man fühlt sich in ein anderes Jahrhundert zurückversetzt. Wir genossen die morgendliche Ruhe, bevor ein Reisebus ankam und setzten unsere Fahrt vor.

Nur 10 Minuten später hielten wir beim nächsten Aussichtspunkt. Den Lower Falls. Diese kleinen aber nicht minder sehenswerten Wasserfälle sind ein Touristenmagnet und man sollte recht früh hier sein, bevor die zahlreichen Reisebusse ankommen. Im Sommer kann man hier auch schwimmen. Knapp 10 Minuten verbrachten wir hier, machten zahlreiche Fotos und fuhren danach zum nächsten Spot, dem Russell Colbath House.

Dieser historische Platz wurde 1831 erbaut. Wir trafen in dem Haus auf eine sehr nette und aufgeschlossene Dame, die uns in Ruhe die Geschichte rund um das Haus erklärte. Thomas Colbath und seine Frau Ruth Priscilla übernahmen die Farm 1887. 1891 verließ Thomas seine Frau Ruth mit der Aussage, dass er bald zurück sei. Er kehrte jedoch erst nach 42 Jahren zurück. Seine Frau versorgte in der Zwischenzeit das Haus und kümmerte sich um das Anwesen. Man sagt, dass sie jeden Abend eine Lampe ans Fenster stellte, damit Thomas im Dunkeln das Haus auch fand. Sie starb jedoch bevor Thomas Colbath zurückkehrte. 1961 wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt und gilt seit 1987 als „Historical Site“. Der Eintritt ist übrigens kostenlos. Es war interessant zu sehen, wie die Menschen damals gelebt haben und mit welch einfachen Mitteln sie zurechtkommen mussten. Nach einer kleinen Wanderung in dem nah gelegenen Wald ging es zurück auf den Highway.

An der Rocky Gorge hatten wir gestern schon gehalten, daher ließen wir diese außen vor und hielten bei den Sabbaday Falls. Eine kurze Wanderung führte uns hinauf zu den Wasserfällen. Auch diese gehören zu den beliebsten Stopps, da sie schnell zu erreichen sind. Innerhalb von 10 Minuten waren wir schon dort. Natürlich war auch hier viel los aber die Menschen verteilten sich ganz gut und wir genossen unseren kurzen Zwischenstopp.

Der Kancamagus Highway schlängelte sich nun höher und höher, bis der höchste Punkt bei 2.588 Fuß (ca. 870 Meter) erreicht war.

Am Sugar Hill Scenic View genossen wir einen traumhaften Ausblick und fragten uns, ob wir wohl jemals genug von den bunten Blättern bekommen würden. Einfach unbeschreiblich schön. Da es hier total überfüllt war, schossen wir ein paar Fotos und machten, dass wir weiterkamen.

Am Lili Pond – keine 10 Minuten später – legten wir erneut einen Fotostopp ein. Diese kleinen Seen und die bunten Bäume rundherum geben einfach viel her.

Wir fuhren weiter, hielten noch einmal an einem weiteren Aussichtspunkt und fuhren danach direkt zum Beaver Pond. Dieser See war jedoch gar nicht so leicht zu finden. Nachdem wir den schrecklichen Verkehr in Lincoln hinter uns gelassen hatten (und vorher natürlich noch in einem Outdoorladen nach Klamotten geschaut hatten) erreichten wir zuerst die Lost River Gorge, wo wir den See vermuteten. Wir fanden jedoch nur eine große Touristenattraktion vor, die bei Zahlung von 18 USD / Person den Eintritt in die Schlucht und die Höhlen ermöglichte. Aufgrund der späten Uhrzeit verzichteten wir jedoch darauf.

Wir fuhren weiter und landeten auf dem Parkplatz zum Beaver Brook Trail, den wir jedoch auch nicht wandern wollten. Aber zumindest konnten wir den See nun erkennen und wussten, dass wir auf die andere Seite mussten. Er war natürlich ausgeschildert 😉 Es war hier jedoch viel zu windig und das Sonnenlicht blendete von vorne. Für schöne Fotos mussten wir besser am Abend wiederkommen. Daher tranken wir nur kurz etwas und fuhren zu unserer heutigen Unterkunft in Thornton.

Die Pine Valley Cabins befanden sich etwas außerhalb von Lincoln; genauer gesagt in Thornton. Wir fanden sie jedoch auf Anhieb, da sie direkt an der Straße lagen. Wir gingen ins Büro und checkten ein. Nach dem üblichen Smalltalk überraschte uns der Eigentümer mit seinen Deutschkenntnissen und seiner Lieblingsband – Die Toten Hosen. Marcel war natürlich sofort Feuer und Flamme und die beiden gingen nach draußen und hörten sich einen Song an. Sehr lustig. Wir quatschten noch etwas und fuhren dann zu unserer Hütte. Hier hatten wir endlich mal Platz. Mit zwei Schlafzimmern und einer vollausgestatteten Küche mit Sitzgelegenheit freuten wir uns und nahmen erstmal alles in Augenschein. Bevor wir uns wieder auf den Weg machten, wollte ich noch ein paar Teile waschen. Das dauerte jedoch länger als geplant und wir beschlossen doch nicht mehr zum Beaver Pond zu fahren.

Stattdessen liefen wir zum nahegelegenen Mirror Lake, der sich ca. 20 Minuten von der Unterkunft entfernt befindet. Hier zeigte sich mal wieder, dass die Haupttouristenattraktionen nicht immer die schönsten sein müssen. Dieser kleine See, umrandet vom Rot, Orange und Gelb der Blätter versetzte uns ins Staunen und ließ uns den Tag gemütlich ausklingen lassen.