Lesotho: Auf dem drittsteilsten Pass der Welt

Gestern hatten wir die Tour auf dem Sani Pass bei unseren Gastgebern Meg und Chris gebucht. Pro Person zahlten wir 720 ZAR. Nach dem Frühstück um 08:00 Uhr fuhren wir los. Um 09:00 Uhr sollte die Tour beginnen. In dem Office von Sani Pass Tours zahlten wir den Betrag und warteten auf die Abreise. Mit uns im Auto saß ein Forscher aus Schweden. Ein sehr netter Mann, der die gleiche Leidenschaft wie wir hegte und gerne reiste. So war ein gemeinsames Gesprächsthema schnell gefunden. Kurz nach 09:00 Uhr fuhren wir los. Auf dem Weg zum Sani Pass holten wir noch eine Familie aus Deutschland in ihrem schön gelegenen Camp ab. Während wir warteten, bestaunten wir die tolle Landschaft um uns herum.

Danach ging es los. Schnell ging die Asphaltstraße in eine buckelige Piste über. Tatsächlich ist die Straße nur mit einem geeigneten 4×4 Fahrzeug zu befahren. Ein wenig Erfahrung sollte man durchaus haben. Der Sani Pass liegt auf einer Höhe von 2895m und erhielt seinen Namen von den San. Er ist der höchste Pass in Südafrika und der drittsteilste der Welt. Auf einer Strecke von 6,5 km werden 1300 Höhenmeter überwunden.

Wir rumpelten die Straße hoch und genossen die fantastische Aussicht. Allein dafür lohnte sich der Aufwand. Zudem hatten wir mal wieder richtig Glück mit dem Wetter. Die Sonne strahlte uns entgegen. Besser konnte es nicht sein.

Kurz vor der südafrikanischen Grenze legten wir einen kleinen Stopp ein und genossen die Landschaft um uns herum. Zwischendurch tauschten wir mit dem Schweden ein paar Erfahrungen und Anekdoten aus. Die Familie hingegen blieb lieber unter sich.

Nach 1,5 Stunden Fahrt erreichten wir die südafrikanische Grenzkontrolle, die jedoch nicht an der eigentlichen Grenze auf Passhöhe liegt. Wir stiegen aus und ließen unsere Pässe stempeln. Nun waren wir offiziell ausgereist. An der Grenze gibt es auch eine Toilette, die wir nach der holprigen Fahrt freudig nutzten. Nach einer halben Stunde ging die Fahrt weiter. Die Grenze zum Königreich Lesotho befindet sich übrigens erst oben auf dem Pass.

Unser Fahrer fuhr das Fahrzeug sicher höher und höher den Pass hinauf. Wir wurden ganz schön durchgeschaukelt aber das hatten wir erwartet. Die wundervolle Weitsicht auf die kargen Hochgebirgslandschaften der südlichen Drakensberge machte das jedoch mehr als wett. Wir hielten immer wieder an und zückten die Kamera.

Das letzte Drittel des Sani-Passes geht steil in engen Serpentinen nach oben. Nun konnten wir die Piste in voller Größe erblicken. Die Straße zu asphaltieren steht übrigens seit 2010 in kontroverser Diskussion. Einerseits wäre es für die Bewohner Lesothos natürlich leichter zum Arbeiten hinab nach Südafrika und zurückzukommen. Andererseits würde ein ganzer Tourismuszweig dem Erdboden gleichgemacht, da ein 4×4 nicht mehr benötigt würde. Bis jetzt hat der Ausbau noch nicht begonnen. Man darf abwarten, was die Zukunft bringt. Aber es wäre natürlich schöner, dei Straße so zu lassen, um das kleine Stückchen Abenteuer hier hinauf.

Um 12:00 Uhr erreichten wir den Pass. Unser Fahrer sammelte die Pässe ein und ließ diese stempeln. Wir konnten uns ein wenig die Beine vertreten. Danach fuhren wir zu einer Dorfbesichtigung der Basotho. Rund zwei Millionen Basotho bilden heute fast ausschließlich das Volk in Lesotho. Marcel und ich sehen so etwas immer mit gemischten Gefühlen entgegen. Natürlich verdienen sich die Leute so ein wenig durch den Tourismus hinzu und wir unterstützen so etwas sehr gerne aber letztendlich werden sie ziemlich vorgeführt. Wir gingen in eine der Hütten und unser Fahrer und gleichzeitig jetzt auch Guide erzählte uns etwas von dem Leben des Bergvolks. Die Frau, der die Hütte augenscheinlich gehörte, saß gelangweilt daneben. So richtig Lust hatte sie nicht auf die Touristen, das sah man ihr an. Wir bekamen ein Stück frisches Brot gereicht und konnten danach Souvenirs kaufen oder ihr stattdessen eine kleine Spende geben.

Danach gingen wir hinaus und wurden von den Einwohnern umrundet, die nun Musik spielten, tanzten und Gelddosen aufgestellt hatten. Sehr befremdlich für uns. Der Schwede erzählte uns, dass er mal in einem Dorf war, wo ganz am Anfang eine Box für Spenden aufgestellt war und diese dann dem ganzen Dorf zugutekam. Das hätte uns hier auch viel besser gefallen. So muss man sich immer entscheiden, wem man etwas gibt und wem nicht. Schwierig, denn allen kann man nichts geben.

Zum Abschluss der Tour fuhren wir zurück zur Grenze und gingen in den höchsten Pub Afrikas, dem Sani Top Chalet. Es war brechendvoll und wir waren scheinbar die letzte Tour, die hier eintraf. Auf eigene Kosten konnten wir nun Essen und Trinken bestellen. Marcel und ich hatten noch keinen Hunger und tranken nur etwas. Bis wir jedoch endlich einen Tisch zugeteilt bekamen, vergingen bestimmt 20 Minuten.

Um 14:00 Uhr war die Zeit der Abreise gekommen. Wir machten noch ein paar Fotos und gingen zurück zum Auto. Es hatte sich ziemlich zugezogen hier oben und die Wolken blockierten nun die Sicht ins Tal.

Auf derselben Straße fuhren wir wieder zurück. Runterfahren empfand ich persönlich schlimmer als hoch, da es nun ordentlich rumpelte und schaukelte. Unterwegs stoppten wir noch ein paar Mal und bekamen Zeit für Fotos.

Zwei Stunden später waren wir wieder unten, brachten die deutsche Familie zu ihrer Lodge und fuhren nach Himeville zurück. Wir verabschiedeten uns von unserem Fahrer und dem sehr netten Schweden.

Bevor auch wir zu unserer Unterkunft zurückfuhren, gingen wir bei KFC direkt gegenüber des Büros von Sani Pass Tours was essen. KFC gibt es hier eigentlich in jeder kleinen Stadt  und wir mussten doch zumindest einmal dort essen Lachend.

Um 17:00 Uhr erreichten wir unsere Unterkunft und trafen auf Meg und Chris. Wir unterhielten uns kurz über den tollen Tag und gingen danach auf unser Zimmer. Von der ganzen Schaukelei im Jeep hatte ich ganz schön Rückenschmerzen und war froh, jetzt etwas zu liegen. Allzu lange machten wir auch heute wieder nicht und gingen nach dem Sachenpacken auch schon ins Bett. Dort lasen wir noch ein wenig, bevor es Schlafen ging.