Australien: Fahrt zum Cape Tribulation

Nach dieser wirklich unruhigen Nacht standen wir mit den ersten Sonnenstrahlen um 07:00 Uhr auf. Richtig ausgeschlafen waren wir nicht. Die nächsten Nächte konnten nur besser werden. Ins Badezimmer traute ich mich immer noch nicht so recht und ließ Marcel daher gerne den Vortritt, wer wusste schon, ob nicht noch ein Krabbeltier dort war oder das merkwürdige Tier von heute Nacht, dass permanent rumgerannt war. Aber das Badezimmer war leer und Marcel sprang unter die Dusche. Währenddessen ging ich auf den Balkon und packte nach dem Blick in den Regenwald ein wenig die Sachen zusammen.

Bevor wir weiterfuhren, wollten wir auf eigene Faust eine kleine Morgenwanderung unternehmen und hofften auf einen Kasuar. Wir gingen daher die holprige Straße vom Cassowary-house hinauf bis zur Hauptstraße. Auf dieser breiten Schotterstraße liefen wir ein wenig entlang und hielten Ausschau nach den besonderen Vögeln. Wir entdeckten jedoch keinen, trotzdem war die Gegend nicht minder beeindruckend. Der dichte Regenwald und das Zwitschern der vielen unterschiedlichen Vögel, ließen uns die Anstrengungen der gestrigen Nacht und der letzten Tage vergessen. Wir waren angekommen in Australien.

Nach 45 Minuten kehrten wir zum Cassowary-House zurück und statteten Sue einen Besuch ab. Sie hatte uns angeboten zu ihr ins Haus zu kommen und nach dem Kasuar Ausschau zu halten, denn dieser kam einmal am Tag vorbei. Jedoch weiß man nie um welche Zeit. Wir nahmen daher auf ihrem Balkon Platz und warteten. Die Hunde hatten sich auch uns gewöhnt und fanden sich mit unserer Anwesenheit ab. Während wir warteten, kamen viele unterschiedliche Vögel zu Besuch. Neben den Buschhühnern, die zahlreich im Baum saßen und warteten eine Mahlzeit abzubekommen, sahen wir den tollen Grünlaubenvogel (Green Catbird) – ein im Regenwald Ostaustraliens heimischer Singvogel.

Den faszinierenden Viktoria-Paradiesvogel, der zwar durch sein schwarzes Federkleid zunächst unscheinbar wirkt aber bei genauerer Betrachtung und dem genauen Hinhören den Namen „Paradiesvogel“ verdient. Er gehört zur Gattung der Reifelvögel, die in Australien beheimatet sind. Der Viktoria-Paradiesvogel hat an seinem Schwanz, den Flügeln und an seiner Kehle metallisch glänzende grün-blaue Federn. Was diesen Vogel darüber hinaus noch so besonders macht, ist sein Geräusch, wenn er angeflogen kommt. Das Flügelschlagen erzeugt ein Geräusch, das dem Zusammenreiben von Schmirgelpapier oder Buchseiten nahe kommt. Einmalig, sowas haben wir noch nie gehört. Daher wussten wir schon – bevor wir ihn überhaupt sahen – dass er sich gleich auf das Geländer vom Balkon setzen würde, um Käse zu fressen. Neben dem Paradiesvogel und dem Grünlaubenvogel sahen wir noch weitere interessante Vogelarten, dessen Namen ich aber leider vergessen habe.

Doch auch auf dem Boden herrschte Betrieb. Neben den Buschhühnern befand sich auch das Ur-Känguru dort und suchte nach Nahrung. Kaum zu glauben, dass das rattenähnliche Tier der Ursprung aller Kängurus sein soll. 1,5 Stunden verbrachten wir bei Sue, die immer wieder raus kam und uns interessante Dinge über die Tierwelt erzählte. Ein wahres Paradies.

Der Kasuar ließ sich aber leider nicht blicken und so beschlossen wir um 11 Uhr unsere Sachen zu holen und weiterzufahren. Wir hatten zwar nur 140km vor uns aber es wurde auch schnell dunkel und wir wollten doch etwas vom Land sehen.

Wir fuhren zurück auf die Schotterstraße und zum Abzweig Richtung Cairns. Serpentinenartig brachte uns die Straße wieder nach unten. Bevor wir zu unserem heutigen Endziel – dem Cape Tribulation – fuhren, stoppten wir beim Supermarkt und gingen einkaufen. Heute wollten wir endlich Barbecue machen. Außerdem hatten wir noch nicht gefrühstückt und so hielten wir auf dem Weg ins Tal an einem Aussichtspunkt an. Ein toller Blick auf die Küste erwartete uns.

Wir fuhren nun den Captain Cook Highway entlang, auf dem die meiste Zeit 70km/h galt. Je weiter wir uns Cape Tribulation näherten, desto öfter kamen auch einige Passagen mit 100km/h. Die Straße gefiel uns immer besser, denn wir fuhren in Kurven direkt am Meer entlang. Der Ausblick war fantastisch. An einem Aussichtspunkt hielten wir kurz an und ließen die Gegend erneut auf uns wirken.

Wir näherten uns Mossman und folgten der Mossman Daintree Road. Von hier war es nicht mehr weit bis zur Fährüberfahrt, denn um zum Cape Tribulation zu gelangen, gibt es nur die Möglichkeit eine Fähre über den Daintree River zu nehmen. Die ist natürlich nicht gratis. Für die Hin- und Rückfahrt bezahlten wir insgesamt 23 AUD. Kauft man beides getrennt wird es teurer. Aber wir mussten ja sowieso wieder zurück und nahmen den Rabatt natürlich in Anspruch (wie ungefähr jeder auf der Fähre).

Es warteten bereits einige Autos auf die Fähre und auch wir stellten uns in die Reihe. Vor dem Ufer wurde schon deutlich vor Krokodilen gewarnt. Die sind hier allgegenwärtig. Egal wo man ist, ein Krokodilschild ist immer vorhanden. Und das zu recht. Es passieren häufig Unfälle weil die Menschen zu unvorsichtig sind.

Endlich kam die Fähre und wir konnten hinauffahren. Es passen ungefähr 30 Autos drauf, je nachdem wie viele Campervans oder Wohnwagen dabei sind auch weniger. Die Fahrt dauert jedoch nur 5 Minuten. Nach dem Übersetzen fuhren wir weiter und der Wohnwagen vor uns hätte fast seine Fahrräder verloren. Beim Rausfuhren setzte dieser auf und die Fahrräder verschoben sich und wackelten bedrohlich. Das wäre ja was gewesen, der zweite unverschuldete Unfall in Australien. (Diesmal hatten wir allerdings eine so niedrige Selbstbeteiligung, dass wir uns darum nicht so einen Kopf gemacht hätten wie beim letzten Mal).

Wir folgten der Cape Tribulation Road, auf der eine Höchstgeschwindigkeit von 60km/h galt und fuhren zum Alexandra Range Aussichtspunkt. Von hier konnten wir einen tollen Blick auf das Meer und den direkt anschließenden Regenwald genießen. Nach einem kurzen Aufenthalt fuhren wir weiter.

Die Straße war nun gesäumt von Warnschildern des Kasuars. Wir hatten also gute Chancen das Tier zu sehen. Es war jedoch Nachmittag und die Vögel kommen am liebsten morgens oder abends raus. Aber würden wir doch heute tatsächlich mal im Hellen ankommen? Aber ja ;-). Bevor wir zu unserem Campingplatz fuhren, stoppten wir beim Daintree Discovery Centre. Wir hatten mit einem Besucherzentrum gerechnet, doch wir fanden einen wirklich tollen Ort. Nachdem wir dafür einen stattlichen Eintrittspreis von insgesamt 64 AUD gezahlt und ein Audiogerät bekommen hatten, konnten wir den Regenwald betreten. Begrüßt wurden wir direkt von einer riesigen, ungefähr handtellergroßen Spinne.

Vom Eingang begannen wir auf einem angelegten Rundweg hoch über dem Boden mit dem Rundgang. Der Aerial Walkway führte uns auf der mittleren Ebene entlang der hochgewachsenen Bäume und Farne. Hier besteht die Möglichkeit einen Kasuar zu erblicken. Aber außer einem Kakadu und einer bunten Taube, die uns den Rücken zeigte, entdeckten wir nicht. Wir warteten noch eine zeitlang aber die Kasuare wollten einfach nicht. Das ist doch immer so wenn man auf etwas wartet und unbedingt sehen möchte.

Am Ende des Aerial Walkways wartet ein Aussichtsturm auf die Besucher erklommen zu werden. Auch wir ließen uns den Aufstieg nicht nehmen und erfuhren unterwegs weitere interessante Informationen über die Umgebung und die Biologie des Daintrees. Oben angekommen konnten wir über die Baumgipfel hinwegschauen. Ein paar Bänke luden zum Platznehmen ein und wir nahmen dankend an. Wir genossen den Blick uns waren bald ganz alleine auf der Plattform.

Doch auch für uns wurde es Zeit wieder hinunterzugehen. Unten angekommen besuchten wir ein kleines Ausstellungszentrum mit weiteren Informationen zur Umgebung, den Tieren, Pflanzen und dem Kasuar. Sehr interessant. Der Eintrittspreis hatte sich jetzt schon gelohnt. Das hatten wir nicht erwartet.

Wir folgten einem weiteren kleinen Rundgang und liefen nun am Boden entlang. Dabei kamen wir auch am Stinger Tree (der australischen Brennessel) vorbei, deren Brennhaare mit einem Gift gefüllt sind, das bei Berührungen einen starken Juckreiz bis heftige brennende Schmerzen beim Menschen hervorrufen kann, welche einige Tage, in Einzelfällen auch bis zu mehreren Monaten, andauern können. Die Brennhaare durchdringen fast jede faserbasierte Kleidung, weshalb man sich nur bedingt vor ihnen schützen kann. Im Falle eines Hautkontakts mit den Brennhaaren hat sich die Entfernung jener mit Haarwachsstreifen bewährt. Also immer schön Abstand vor dieser unscheinbaren Pflanze halten.

Wir wussten nun worauf zu achten war und marschierten weiter. Auf diesem Weg befanden wir uns ganz alleine und genossen die Ruhe. Mit einem Auge scannten wir immer wieder die Gegend ab auf der Suche nach einem Kasuar. Das konnte doch nicht sein, dass wir dieses Tier nun nicht sahen… An einem kleinen Bachlauf endete der Weg und wir gingen zurück. Wir liefen die letzten Stufen bis zum Eingang hinauf. Hier endete der Rundweg und wir gelangten in den Souvenirladen. Natürlich wollte ich einen Magnet für den heimischen Kühlschrank mitnehmen. Ein Kasuar sollte es sein, was auch sonst Zwinkernd. Wir MUSSTEN doch diesen Vogel endlich sehen.

Vom Parkplatz fuhren wir zurück zur Hauptstraße und im Licht der untergehenden Sonne ging es dem Campingplatz am Cape Tribulation entgegen. Unterwegs hatten wir noch das Glück auf einer Wiese einen Eisvogel (Kingfisher) zu entdecken. Ein toller bunter Vogel.

Den Cape Tribulation Campingplatz hatten wir bereits vorab zu Hause reserivert. Er liegt direkt am Meer, an dem jedoch auch leider Krokodile beheimatet sein können. Da es überhaupt nicht voll war, konnten wir uns einen Platz frei aussuchen und parkten direkt unter den Palmen. Wir hatten sogar ein Haustier. Neben unserem Auto lag eine Kokosnuss, die sämtliche Buschhühner der Gegend anzog. Fasziniert von dem Treiben beobachtete ich die Tiere. Da sie nicht sehr scheu sind, lassen sie sich auch nicht verscheuchen. Menschen stören sie nicht wirklich.

Der Tag neigte sich dem Ende entgegen, doch wir wollten zumindest nochmal den Strand im Hellen sehen. Wir liefen daher hinter unserem Auto auf einem kleinen Pfad entlang und befanden uns am menschenleeren Strand am Cape Tribulation. Kilometerweit war niemand zu sehen und wir genossen die australische Einsamkeit.

Nach kurzem Aufenthalt gingen wir zurück zum Auto und holten unsere BBQ-Sachen. Da jeder Campingplatz hier eine top ausgerüstete und vor allem saubere BBQ-Ecke hat, war klar, was wir heute abend aßen. Von zu Hause hatten wir Öl zum Sprühen mitgebracht und Marcel bereitete unsere Mahlzeit vor. Australien ist wirklich ein super Land für Freunde des Grillens.

Nach dem Essen ging es zum Camper, denn es war bereits dunkel und wir waren todmüde. Leider fing es nachts stark an zu regnen und die Wahl direkt unter den Palmen zu parken erwies sich nicht als die Beste. Von den Bäumen tropfte es laut auf unser Autodach. Zum Glück fiel jedoch keine Kokosnuss hinunter. Der Regen hatte jedoch den Vorteil, dass angenehme Temperaturen im Auto herrschten und wir zumindest in der Beziehung gut schlafen konnten.