Bali: Insel der tausend Tempel

Der nächste Tag auf Bali sollte früh beginnen. Unser Programm war recht straff und so wollten wir morgens als erstes zum Affenwald in Ubud. Vorher frühstückten wir auf der Terrasse unseres Zimmers und genossen die morgendliche Ruhe. Ein schöner Ausblick versüßte uns das Frühstück.

Gusti holte uns bereits um 07:30 Uhr am Hotel ab. Es war noch verhältnismäßig leer auf den Straßen und wir erreichten schon bald den Affenwald. Doch leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Als wir am Affenwald ankamen goss es wie es aus Eimern. Es hätte keinen Sinn gemacht hier auch nur kurz auszusteigen. Der Fahrer machte uns aber Hoffnung, dass wir auf unserer Rundreise durch Bali noch Affen sehen sollten und so fuhren wir weiter zum nächsten Ziel, der Elefantenhöhle, Goa Gajah. Unterwegs verbesserte sich zum Glück das Wetter und so waren wir fast die ersten, die eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Balis an diesem Tag besichtigen konnten.

Die Elefantenhöhle oder auch Elefantentempel genannt wurde erst 1923 entdeckt. Zeitlich stammt sie vermutlich aus dem 11. Jahrhundert und gibt noch heute der Wissenschaft einige Rätsel auf. So ist nicht eindeutig geklärt, warum der Tempel Elefantentempel heißt.  Elefanten gab es auf Bali erst seit der Tourismus weiterentwickelt wurde nicht aber im 11. Jahrhundert. Man vermutet dass der Fluss an dem Goa Gajah liegt, für die Namensgebung verantwortlich ist. Der heutige Fluss Petanu soll früher Elefantenfluss geheißen haben.

Nachdem wir uns einen Sarong um die Hüften gelegt hatten, konnten wir den Tempel über alte Treppen betreten. Besonders beeindruckend waren die vielen alten Statuen, die im Tempel standen. Wir schauten uns den Komplex an und gingen danach zum Eingang des Tempels. Dieser ist durch einen riesigen Dämonenkopf gekennzeichnet und gleicht mit viel Fantasie einem Elefanten. Innerhalb der Höhle gab es dann jedoch nicht allzu viel zu sehen. Ein T-förmiger Raum ohne viele Verzierungen und ein Altar mit Opfergaben war alles, was wir vorfanden. Wir gingen wieder hinaus und schauten uns in aller Ruhe im Tempel um. Gusti erklärte uns dazu einiges.

Nach der Besichtigung ging es zurück zum Auto und wir fuhren erneut nach Ubud. Um einen Einblick in die balinesische Tanzkultur zu erhalten, von der wir vorher so viel gehört hatten, schauten wir uns eine klassische Aufführung des Barong-Tanzes an.

Der Barong ist ein mystisches Wesen, welches einem Löwen gleicht und die Tanzaufführung in 7 Akten, brachte uns die Kultur der Balinesen ein Stück näher. So geht man in Bali davon aus, das Gut und Schlecht nebeneinander existieren. Treu dieser Regel gibt es beim Barong-Tanz in der Schlacht zwischen dem Barong ( die Gute Kraft ) und dem Rangda ( Königin der Hexen, somit stellvertretend für die Böse Kraft ) keinen Sieger.

Für uns war der Tanz, inkl. des Orchesters, eine Erfahrung die man wahrscheinlich nur hier so wahrnehmen kann. Insgesamt ein unglaubliches Erlebnis, welche Kraft die Spiritualität und die Trance bei den Tänzern und bei uns Zuschauern erzeugte. Am Ende der Vorstellung konnten wir mit den Darstellern posieren. Allerdings überließ ich Marcel den Vortritt 😉

Nach dem Kulturteil musste nun ein wenig Action her. Da wir in Australien so viel Spaß beim Schnorcheln hatten, wollten wir nun auch die Unterwasserwelt Balis ein wenig kennenlernen. Gusti brachte uns zu Padang Bai, wo man für kleines Geld (800.000 IDR, ca. 40 Euro) ein Boot samt Kapitän chartern konnte. Dieser fuhr uns zur Blauen Lagune, in der man gut schnorcheln konnte. So machten wir uns mit dem kleinen Boot bei ziemlich starkem Wellengang auf zum Schnorchel Spot. Zum Glück dauerte die Fahrt nicht ganz so lange und ausgerüstet mit Flossen, Schnorcheln und Unterwasserkamera ging es ins Wasser.

Das Wasser war hier deutlich wärmer wie in Australien und auch die Fische, teilweise angelockt durch aufgelöstes Brot, konnten mit denen in Australien mithalten. Wir waren in kürzester  Zeit umzingelt von bunten Fischen. Jedoch konnten wir auch nicht die Augen vor der negativen Seite Balis verschließen – die Korallenpracht war hier schon deutlich ramponierter und auch einiges an Müll konnten wir hier sehen. Es ist wirklich schade, wie mit der Umwelt und dem Riff umgegangen wird, sei es durch den Tourismus oder die Einwohner. Es gibt zwar mittlerweile gute Ansätze wie z. B. das künstliche Korallenriff ( hier soll ein Korallenriff quasi angebaut werden ), allerdings fehlt es zum Teil noch an dem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt. Jedoch kann man nicht allen Schaden am Riff dem Menschen zuschreiben, denn El Nino bescherte Bali vor einigen Jahren vier Monate lang 35 Grad Wassertemperatur. Für ein Korallenriff, dass sehr empfindlich auf Umwelteinflüsse reagiert, ein Todesurteil. Trotz der abgestorbenen Korallen verbrachten wir dennoch eine schöne Zeit in der Unterwasserwelt. Etwas problematisch war lediglich der Wellengang. Es war ganz schön windig und ruhig auf dem Wasser liegen funktionierte leider nicht. Wir wurden schnell abgetrieben und mussten aufpassen, uns nicht zu weit vom Boot zu entfernen.

Nach einer Stunde hatten wir jedoch genug und ließen uns zurückfahren. Das machte Spaß, denn der kleine Katamaran hüpfte nur so über die Wellen.

Zurück vom Wasser und mittlerweile ganz schön müde wollten wir noch zum wichtigsten und größten Tempel der Insel Bali – dem Muttertempel – . Da die Straßen in Bali hoffnungslos überfüllt sind und auch kurze Distanzen dadurch recht lange dauern, nutzen wir die Zeit im Auto um uns ein wenig zu erholen. Unterwegs legten wir noch einen Zwischenstopp ein und konnten die schöne Landschaft und die ersten Reisterrassen bewundern. Auf dem Parkplatz mussten wir natürlich auch wieder ein paar Scheine da lassen.

Nach langer Fahrt erreichten wir schließlich die Tempelanlage. Der Pura Besakih ist der wichtigste und größte hinduistische Tempel der Insel und hier konnten wir auch gleich die Geschäftstüchtigkeit der Balinesen kennenlernen. Zuerst mussten wir einen Sarong umlegen. Diesen konnten wir entweder für ca. 10 Euro kaufen oder für 5 Euro leihen. Ein stattliches Sümmchen für Bali. Wir entschlossen uns für die Leihgabe. Zu Hause würden wir den Sarong ja doch nicht mehr anziehen.

Bevor wir nun in den Tempel kamen sollten wir einen hiesigen Begleiter anheuern. An sich keine schlechte Idee; wollten wir ja auch gerne ein paar Informationen zum Tempel haben. Jedoch wich die Preisvorstellung der örtlichen Guidevermittler von dem Preisniveau Balis deutlich ab. Pro Person sollten wir umgerechnet ca. 25 € zahlen. Als wir uns schon gegen eine Besichtigung entschieden hatten, ging es auf einmal doch günstiger und für umgerechnet 15 € für uns zusammen erhielten wir eine nette englischsprachige Begleitung. Der Führer sprach sehr gut Englisch und begleitete uns ca. 1km die Straße hinauf zum Eingang des Tempels. Wer mag, kann sich auch mit einem Moped hinauffahren lassen. Er erzählte uns, wie der Tempel aufgebaut wurde und welchen Stellenwert er in Bali hat. So pilgern an besonderen Tagen tausende von Balinesen zum Muttertempel, um an einer Zeremonie teilnehmen zu können.

Nach dem wir das Straßenende erreicht hatten, standen wir vor der beindruckenden Tempelanlage. Der Tempel besteht aus ca. 200 Gebäuden mit Pavillon und Tempeltürmen. Das ganze wird umso eindrucksvoller durch die Lage, denn er liegt am Südwesthang des aktiven Gunung Agung Vulkanes. Er besteht aus drei Ebenen, die wir dank unseres Führers alle besichtigen konnten. Ohne Führer ist dies nicht möglich. Wir schlenderten durch die Anlage und konnten einer kleinen Zeremonie teilhaben.

In dem Tempel selbst gibt es auch zahlreiche kleine Tempel, die Privatleuten gehören. Einige sind auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Zunächst waren wir etwas verwirrt von den „Hakenkreuzen“, die wir bei vielen Tempeln entdeckten. Das Kreuzsymbol (sog. Swastika) gibt es jedoch schon seit etwa 6000 Jahren in Europa und Asien und hat ganz unterschiedliche Bedeutungen. Wir gingen bis zur obersten Etage und folgten dann dem Weg zu einem anderen Tempel direkt nebenan, der jedoch auch noch zu dem Muttertempel gehört.

Nach dem wir alles ausgiebig besichtigt hatten und dichte Wolken aufzogen, beschlossen wir, zurück zum Auto zu laufen. Es fing nun auch leicht an zu regnen und wir waren froh, vor dem auftretenden Schauer im Wagen zu sitzen. Es wurde zudem auch langsam dunkel und wir mussten noch ein Stück fahren.

Im Verlauf des Tages hatten wir uns auch gegen die ursprüngliche Besteigung des Vulkanes Gunung Agung und für die Besteigung des Vulkanes Batur entschieden. Wir hatten nun keine Unterkunft mehr, da wir ursprünglich bei einem lokalen Guide übernachten wollten. Aber das sollte für Gusti kein Problem darstellen. Er hatte eine Verbindung zu einer Unterkunft die sich „The Cage“ nannte. Ein traumhaftes Hotel mit Blick auf den Vulkan Batur. Das Hotel war ganz leer und wir hatten die Qual der (Zimmer)- Wahl. Wir entschieden uns für eine Suite, da diese mit 1.500.000 IDR (ca. 100 Euro) verhältnismäßig günstig war. Auch wenn unsere Nacht nicht lang war, konnten wir uns hier von den ganzen Eindrücken des Tages gut erholen.

Das Zimmer war wirklich schön und wir hätten uns gerne schon direkt entspannt aber wir hatten Hunger und gingen zusammen mit Gusti noch einen Happen essen. Über dem Hotel befand sich ein kleines, einheimisches Restaurant in dem man gut und günstig essen konnte. Nach dem Mahl gingen wir schnellstmöglich ins Bett, denn wir hatten nur wenige Stunden, bis wir wieder aufstehen mussten.