Berlin: Stippvisite in der Hauptstadt

Heute um 06:10 Uhr sollte die Reise nach Berlin losgehen. Der ICE war, für die Deutsche Bahn untypisch, pünktlich. Da wir keine Sitzplatzreservierung hatten und gerade die Herbstferien angefangen hatten, wussten wir noch nicht genau ob wir noch einen Sitzplatz bekommen würden. Die meisten Plätze im Zug waren auch tatsächlich reserviert doch im vorderen Teil des Zuges gab es „ggf. freigeben“-Plätze. So machten wir es uns bequem und hofften, dass niemand hier Platz nehmen wollte. Die Reise Richtung Hauptstadt startete.

Nach der Ankunft in Berlin um 11:20 Uhr (10 Minuten später als geplant) starteten wir direkt mit dem Sightseeing. Der erste Weg führte uns zum Ku´Damm, einer touristisch sehr beliebten, ca. 3km langen Einkaufsmeile. Mit der U-Bahn fuhren wir vom Hauptbahnhof zum Wittenbergplatz. Von hier ging es über die erste Ampel mit den typischen Berliner-Ampelmännern direkt zum KaDeWe.

Die Lebensmittelabteilung in der 6. Etage ist ein Ort der kulinarischen Verführungen. Von amerikanischen Lebensmitteln über teuersten Trüffel bis hin zu kreativ angerichteten Speisen findet man alles, was das Herz begehrt. Wir ließen die Flasche Rotwein für 500 € aus und beschränkten uns auf einen amerikanischen Erdbeersirup.

Nach dem Einkaufsstopp im KaDeWe schlenderten wir über die Prachtstrasse in Richtung Gedächtniskirche. Wir liefen an der Skulptur der zwei durchbrochene Stahlschlaufen, die ineinander verschlungen sind vorbei. Dies von der Künstlerin Brigitte Matschinsky-Denninghoff geschaffene Kunstwerk mit dem Namen „Berlin“ ist ein Symbol für die noch geteilte Stadt.

Bevor wir die Gedächtniskirche erreichten, statteten wir dem Europa-Center noch einen kurzen Besuch ab. Alte Erinnerungen aus früheren Berlin-Aufenthalten wurden bei mir wach. In dem Gebäudekomplex befinden sich Boutiquen und zahlreiche Läden. Das 1965 eingeweihte Gebäude ist allerdings schon ein wenig in die Jahre gekommen.

An der Gedächtniskirche angekommen wurden wir von der Einrüstung der Kirche optisch enttäuscht. Außer die zerstörte Spitze konnte man nichts erkennen und so machten wir uns relativ schnell auf die Reise mit der U-Bahn zum nahegelegenen Potsdamer-Platz.

In diesem relativ neuen Teil der Stadt schauten wir uns als Erstes das futurisch anmutende Sony-Center an. Unter der freischwebenden Dachkonstruktion konnte man den neuen Zeitgeist der Stadt spüren. Das stahl- und glasdominierte Ensemble beinhaltet das ovale Forum, das sich als Teil des öffentlichen Stadtraumes versteht und daher nicht von den umliegenden Straßen getrennt ist. Die Dachkonstruktion stellt eine spektakuläre Ingenieursleistung dar. Ein aufgefächertes Zeltdach aus Stoffbahnen ist mit Zugankern an einem Stahlring befestigt, der auf den umliegenden Gebäuden aufliegt. Es soll eines der Wahrzeichen Japans, den heiligen Berg Fujisan, symbolisieren. Den Kern des Sony Centers bilden die erhaltenen Teile des historischen Hotels Esplanade.

Vorbei an der Konzernzentrale der Deutschen Bahn, erreichten wir ein Stück alter Geschichte. Mauerreste und eine symbolische Linie der Trennlinie erinnerten an das damals geteilte Berlin.

Wir liefen weiter in Richtung Brandenburger Tor. Vorher kamen wir zum 2005 fertiggestellten Holocaust-Mahnmal. Dieses Denkmal steht für die unter der Herrschaft der Nationalsozialisten der im Holocaust ermordeten Juden. Betonquader in unterschiedlichen Größen und Höhen erinnerten uns an Grabsteine. Es gibt jedoch unterschiedliche Deutungen.

Alsbald erreichten wir das Herzstück Berlins: Das Brandenburger Tor. Es wurde in den Jahren von 1788 bis 1791  errichtet und ist ein nationales Symbol. Das Brandenburger Tor markierte die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin und damit die Grenze zwischen den Staaten des Warschauer Paktes und der NATO. Es war bis zur Wiedervereinigung Deutschlands Symbol des Kalten Krieges und wurde nach 1990 zum Symbol der Wiedervereinigung Deutschlands und Europas. Es ist 26 Meter hoch, 65,5 Meter breit.

Das Tor wird gekrönt durch eine etwa fünf Meter hohe in Kupfer getriebene Skulptur, die ebenfalls von Schadow gefertigt wurde. Sie stellt die geflügelte Siegesgöttin Viktoria dar, die einen von vier Pferden gezogenen Wagen (Quadriga) in die Stadt hineinlenkt.

Nachdem wir uns ein wenig umgesehen hatten, liefen wir weiter zum Reichtstag. Im Internet auf www.bundestag.de hatten wir einen Besuchstermin für die Kuppel um 14:45 Uhr reserviert. Die Terminvergabe wurde aufgrund der Terroranschläge eingeführt. Während man sich früher an endlos langen Schlangen anstellen musste, bucht man heute einen Termin im Internet und kann durch Vorzeigen seines Ausweises in das Reichstaggebäude eintreten. Da wir bis zum Termin noch etwas Zeit hatten, sahen wir uns das imposante Gebäude von außen in Ruhe an.

Wir gingen nun zum Eingang und betraten nach Vorlage des Ausweises das Gebäude. Wir mussten jedoch trotz Reservierung noch ein wenig warten, da es nur einen (zwar großen aber dennoch nicht für alle Leute passenden) Aufzug gibt.

Wir gelangten auf die Plattform, von wo wir ein tolles Panorama auf die Stadt hatten. Wir blickten zum Potsdamer Platz, zum Kanzleramt, zur Charité, zum Alexanderplatz und vielen weiteren Sehenswürdigkeiten.

Mit unserem Headset ausgerüstet, das wir kostenlos am Ausgang des Aufzugs bekamen, steuerten wir das innere der Kuppel an und hörten uns interessante Dinge über Berlin und seine Sehenswürdigkeiten an. Wir folgten dem Weg nach oben und standen bald unter dem Dach der Kuppel. Diese ist immer offen, damit der Reichstag ausreichend belüftet wird. Durch einen Trichter, sollen Regen und Schnee abgefangen werden. So recht vorstellen konnten wir uns das jedoch nicht…

Nach dem Aufenthalt hier oben, folgten wir dem Weg wieder hinab und gingen zum Aufzug. Auch hier mussten wir wieder warten. Zahlreiche weitere Besucher wollten hinunter. Es passen zwar gute 40-50 Personen in den Aufzug aber trotzdem war er schneller voll als gedacht.

Nach einer guten Stunde verließen wir den Reichstag wieder und fuhren nun zu unserem gebuchten Hotel am Rande Neuköllns. Das Hotel liegt an der U-Bahn-Haltestelle „Blaschkoallee“, die mit der U 7 zu erreichen ist. Der Weg vom Potsdamer Platz bis hierhin zog sich jedoch, da wir umsteigen mussten. Knapp 40 Minuten waren wir unterwegs, bis wir das Hotel „Am Buschkrugpark“ erreichten. Wir checkten ein und bekamen ein Zimmer auf der obersten Etage mit Blick über Berlin. Von der Innenstadt war jedoch nichts zu sehen. Die Zimmer waren einfach aber sauber. Nur das Badezimmer könnte mal eine Renovierung vertragen. Es war zwar nichts dreckig aber alles schon ziemlich marode.

Da die Fahrt doch recht lange gedauert hatte, hatten wir nur ca. 30 Minuten Zeit um auszupacken und uns etwas frisch zu  machen, bis die Blue Man Group losging.

Mit der U7 fuhren wir erneut zum Potsdamer Platz, den wir gegen 17:00 Uhr erreichten. Hier gingen wir schnell zum Musicaltheater und holten unsere vorreservierten Karten ab. Das klappte zum Glück auch alles reibungslos. Vorher hatten wir uns ja schon so unsere Sorgen gemacht. Der Anbieter Travador ist erst seit diesem Jahr auf dem Markt und man weiß ja nie. Zudem wurde unser Hotel im Vorhinein bereits 2-mal umgebucht. (Am Abend vor der Abreise erhielten wir eine Änderungsemail mit dem neuen Hotel…). Aber alles passte und wir gingen in die Potsdamer Arkaden und gönnten uns vor der Show noch schnell eine Berliner Currywurst.

Um 17:45 Uhr gingen wir ins Musicaltheater und nahmen unsere Plätze ein. Die Sitzplatze im BlueMax Theater, für ein Musical recht klein, sind ziemlich steil angeordnet und bieten von jedem Platz eine sehr gute Sicht auf die Bühne. Unsere Plätze waren zwar ein wenig weiter hinten; boten jedoch durch die zentrale Lage eine optimale Sicht auf die spartanisch dekorierte Bühne. An der Seite der Bühne lief eine LED-Anzeige die das Publikum auf die Show vorbereitete und vorab einige amüsante Informationen über das Publikum gab. Als die Show anfing konnte man die zusätzlichen Instrumentalisten ( 4 Musiker in Leuchtanzügen ) in ihren Käfigen oberhalb der Blue Mans sehen.

Die Show bot Darbietungen im Bereich der Komik sowie der illuminierten Percussion-Performance. Speziell die Einbindung des Publikums durch Interaktionen sorgte für gute Stimmung bei uns und dem Rest des Publikums. Alles in allem eine wirklich schöne, äußerst humoristische aktive Show. Nach 1:30h beendete ein fulminantes Finale die Show. Im Foyer des Theaters liefen die Musiker sowie die Blue Mans durchs Publikum und ich musste mich natürlich auch noch mit einem Blue Man ablichten lassen.

Für uns war der Abend jedoch noch nicht zu Ende, denn draußen erwartete uns bereits eine illuminante Lichtshow. Das Festival of Lights verzauberte vom 09.10. – 20.10.2013 die Hauptstadt. Zahlreiche Gebäude und Plätze wurden illuminiert. Rund 70 Berliner Gebäude, darunter viele der weltberühmten Berliner Wahrzeichen, wie das Brandenburger Tor, der Potsdamer Platz, der Berliner Dom und der Alexanderplatz, wurden bunt und fantasievoll beleuchtet.

Vom BlueMax Theater erreichten wir zuerst den Potsdamer Platz, der nicht nur bunt beleuchtet war, sondern an den Gebäuden auch bewegende Bilder projeziert wurden. Vom Potsdamer Platz strömten wir mit zahlreichen weiteren Menschen zum Brandenburger Tor. An der amerikanischen Botschaft vorbei, auf der John F. Kennedy mit seinem berühmten Satz „Ich bin ein Berliner“ abgebildet wurde, erreichten wir das toll in Szene gesetzte Tor.

Neben abwechslungsreichen Bildern, wurden auch sich bewegende Animationen auf das Brandenburger Tor projeziert. Vor allem das Bild mit den Rosen löste bei den Frauen in der Menge ein begeistertes „ahhhh“ und „oooohhh“ aus Lachend.

Vom Brandenburger Tor folgten wir (und gefühlte 100.000 Menschen mehr) dem 3km langen Weg zum Alexanderplatz. Da Berlin zur Zeit eine einzige Baustelle ist, gab es sehr häufig Engstellen, an denen man nur noch mit Quetschen weiterkam. Aus der Ferne konnten wir den toll illuminierten Fernsehturm und den Berliner Dom bereits bestaunen.

Am Berliner Dom legten wir auch noch einmal einen kurzen Zwischenstopp ein und lichteten die unterschiedlichen Motive ab. Die Stadt schien heute nur aus Menschen mit Fotoapparaten und Stativen zu bestehen.

Danach gingen wir zum Alex, wo der Abend für uns endete. Hier waren nur der Fernsehturm und die Galeria Kaufhof beleuchtet. Ein tolles Farbenspiel und ein sehr gelungener Abend. Wir freuten uns immer noch, dass wir so ein Glück hatten, während des Events hier sein zu können.

Vom Alexanderplatz nahmen wir nun die U-Bahn zurück zum Hotel. Zum Glück war diese weit weniger voll als erwartet und wir kamen um 23:00 Uhr auf unserem Zimmer an. Ein toller Tag neigte sich dem Ende.