Vatikanstadt: Im kleinsten Land der Welt

Durch die Gassen Roms liefen wir zur Vatikanstadt. Dort hatten wir für 15:00 Uhr eine Eintrittskarte für die vatikanischen Museen auf der offiziellen Website des Vatikans erworben. Da es dort immer sehr voll sein solll, hatten wir das Ticket bereits zu Hause gekauft und durften damit durch einen bestimmten Eingang (skip the line) gehen.

Nach der Überquerung der Brücke Ponte Sant Angelo in Rom führte die Straße direkt Richtung Petersplatz. Der Petersdom war von hier schon gut zu erkennen und zudem auch eine lange Menschenschlange.

Da wir bis zur Besichtigung der vatikanischen Museen noch ein wenig Zeit hatten, wollten wir wissen, warum die Leute hier alle standen. Heute wollte der Heilige Vater im Petersdom vor Studenten eine Messe feiern und alle warteten auf Einlass.

Der Besuch des Petersdoms kam daher für uns heute nicht in Frage. Wir suchten daher den Eingang zu den Museen. Das war jedoch gar nicht so einfach zu finden. Wir waren an der falschen Stelle und mussten uns erstmal durchfragen. Natürlich bekamen wir sofort ein Angebot für eine private Führung aufgehalst. Nachdem wir dem Mann erklärt hatten, das wir das nicht möchten, liefen wir zu den Museen. Hier wunderten wir uns, wie leer es doch war. Statt der erwarteten Menschenmengen vor dem Eingang kamen wir ohne Probleme hinein. Das Vorab-Ticket hätten wir uns sparen können aber wer weiß das schon vorher?

Wir betraten das Museum und fuhren zuerst eine lange Rolltreppe hinauf. Wir wollten natürlich primär zur sixtinischen Kapelle und folgten der Beschilderung. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Ein grandioses Museum und den Eintrittspreis allemal wert.

Durch fantastisch bemalte Räume und vorbei an unzähligen Klassikern, gelangten wir schließlich zur berühmten sixtinischen Kapelle. Diese kleine Kapelle, die jeder durch die Papstwahl kennt, ist in ihrer Schönheit unübertreffbar. Sie ist der Ort, an dem das Konklave abgehalten wird, und beherbergt einige der berühmtesten Gemälde der Welt. Die Wandgemälde zeigen Szenen aus dem Leben Jesu und Mose und wurden von verschiedenen Malern der Renaissance geschaffen.

Besondere Berühmtheit erlangte die Kapelle durch ihre Ausschmückung mit Fresken. Die Deckenmalereien malte Michelangelo im Auftrag von Papst Julius II. Sie wurden am 1. November 1512 enthüllt und zeigen Szenen aus der Genesis auf insgesamt 520 m² mit 115 überlebensgroßen Charakteren. Besonders der Ausschnitt „Die Erschaffung Adams“ ist ein weltberühmtes und oft reproduziertes Werk. Es zeigt, wie der Gottvater mit ausgestrecktem Finger Adam zum Leben erweckt.

Schade das der positive Besuch durch das mürrische Auftreten der Sicherheitsleute ein wenig getrübt wurde – sie setzen ihre nicht ganz verständlichen Regelungen kompromisslos durch. Und jetzt pssst, denn heimlich fotografierten wir das berühmte Deckengemälde und die Kapelle (Offiziell ist dies leider verboten).

Nach der Besichtigung des andächtigen Raumes, liefen wir zurück zum Ausgang. Auch unterwegs hielten wir noch oft an, starten an die Decke und waren begeistert von den Malereien und Fresken. Ein wirklich fantastisches und einzigartiges Museum.

Nach dem Museum wollten wir noch einen Geocache im Vatikan finden und das bedeutete für uns einmal um die große Mauer des Vatikanstaates spazieren. Zu guter Letzt fanden wir auch noch den vatikanischen Bahnhof. Hier existiert jedoch kein gewöhnlicher Zugverkehr. In der Regel wird lediglich Schienengüterverkehr über den Bahnhof abgewickelt. Personenverkehr ist äußerst selten und beschränkt sich auf wenige Sonderfahrten wie z. B. für die Päpste.

Zurück am Petersplatz, genossen wir das abendliche Treiben und machten noch ein paar Fotos. Die Menschen standen immer noch Schlange und warteten auf den Einlass. Da die Sonne bald unterging und der Tag sich dem Ende neigte, liefen wir zurück nach Rom ins Viertel Trastevere.


Am nächsten Morgen schauten wir auf die Webcam am Petersdom und entdeckten kaum wartende Leute, weswegen wir beschlossen erneut dorthin zu fahren.

Nachdem wir mit der Metro bis zur Haltestelle Ottaviano gefahren waren, wunderten wir uns warum so viele Händler kleine Fahnen mit Papstbildern verkauften. Wir ignorierten diese jedoch und gingen in schnellen Schritten Richtung Petersplatz. Die Menschenschlange auf dem Petersplatz war erneut lang, jedoch konnte wir sehen, das Bewegung in der Schlange war. So entschieden wir uns zum Anstellen.

Der von Bernini geplante 240 m breite, ovale Petersplatz geht an der Seite zur Kirche hin in ein Trapez über. In der Mitte des Platzes steht ein Obelisk, der aus dem Circus des Caligula und Nero stammt, in dem Petrus der Überlieferung zufolge hingerichtet wurde.Die den Platz umsäumenden Kolonnaden sind 17 m breit und absolut symmetrisch zu zwei Brennpunkten wenige Meter nördlich und südlich des Obelisken. Hier ist im Boden je eine Platte mit der Inschrift „Centro del Collone“ eingelassen. Steht man auf einer der Platten, sind alle vier Säulen der entsprechenden Kolonnadenhälfte exakt hintereinander gereiht, so dass die Kolonnade aus nur noch einer Säulenreihe (statt vier hintereinander) zu bestehen scheint.

Nach ca. 45 Minuten erreichten wir dann die Sicherheitskontrolle und konnte in den Petersdom eintreten. Der Eintritt ist übrigens kostenlos. Was einen hier erwartet, sollte jeder selbst sehen. Das Warten hatte sich jedoch auch hier gelohnt. Welch ein prunkvoller Bau. Einfach unbeschreiblich.

Der Petersdom ist die größte der Papstbasiliken in Rom, nicht aber die Kathedrale des Bischofs von Rom, dies ist die Lateranbasilika. In ihm haben 20.000 Menschen Platz. Er ist mit einer überbauten Fläche von 15.160 m² eines der größten Kirchengebäude der Welt. Die Bauzeit betrug rund 120 Jahre. Im Inneren des Domes, der neben einer Hauptkuppel auch acht kleinere Nebenkuppeln besitzt (zwei weniger als geplant), befinden sich etwa 800 Säulen und 390 Riesenstatuen aus Römischen Travertin aus Tivoli, Carrara-Marmor, Stuck und Bronze, sowie 45 Altäre.

Die Proportionen des Innenraumes erwecken durch die übergroße Gestaltung der Statuen, Säulen, Bilder und Altäre den Eindruck der starken Verkleinerung beim Besucher und versetzen ihn dadurch quasi in die Rolle eines staunenden Kindes.

Direkt unterhalb der Kuppel befindet sich der Papstaltar mit Berninis Bronzebaldachin, der 1624 bis 1633 entstand. Darunter liegt die Confessio, gemäß einer Überlieferung das Grab des heiligen Petrus. Der Confessio gegenüber in den vatikanischen Grotten steht eine Statue von Papst Pius VI. Auf die Besichtigung der Kuppel verzichteten wir jedoch. Auf ein weiteres Mal Schlange stehen hatten wir keine Lust.

Da heute ein Gottesdienst stattfand, wurde unser Besuch durch die Klänge sakraler Orgelmusik in Kombination mit Gesang unterstützt. Dies verlieh dem Ganzen eine besondere Atmosphäre.

Vom Innenraum liefen wir in die Sakristei. Dort befindet sich die Schatzkammer, zu dessen Besuch wir uns auch noch entschlossen. Mit 7 Euro Eintritt aber ziemlich überteuert. Jedoch wurden wir nicht enttäuscht. Prunkvolle glorifizierte Schmuckstücke wohin das Auge auch nur schauen konnte. Fotos machen allerdings leider streng verboten.

Nachdem wir die Schatzkammer verlassen hatten, ging es zurück zu den Vatikanischen Grotten. Auch diesen wollten wir einen Besuch abstatten. Die Grotten waren wegen fehlender Beschilderung gar nicht so einfach zu finden. Nachdem wir uns bei einem Wachmann erkundigt hatten, fanden wir den Eingang und waren auch hier erneut überwältigt. Hier befinden sich 23 der insgesamt 164 Papstgräber der Basilika St. Peter, in möglichster räumlicher Nähe zum Apostelgrab, dem Grab des ersten Papstes. Jedoch konnten wir auch hier keine Fotos schießen. Nach der Besichtigung des Petersdoms verließen wir diesen nach ca. 2 Stunden.

Als wir hinaus traten befanden sich auf dem Petersplatz nun hunderte von Menschen. Wir hatten viertel vor 12 und man konnte sehen das alle auf etwas warteten. Um 12 Uhr sollte der Papst aus seinem Fenster an die Gläubigen sprechen. Welch ein Zufall – wir sollten also tatsächlich noch den Papst Live sehen. Gebannt starten wir auf den Balkon am Petersdom, bis uns ein Geistlicher darauf hinwies, dass der Papst aus dem Fenster seines Arbeitszimmers sprechen würde.

Um Punkt 12 Uhr – wir hatten mittlerweile einen guten Sichtplatz eingenommen – erschien unter großem Jubel der Papst Franziskus am Fenster seines Arbeitszimmer. Ein wahrlich besonderer Moment.

Wir sprechen zwar leider kein italienisch, ließen uns von der Atmosphäre jedoch mitreißen. Nach dem Ende der Rede, strömten natürlich die Menschenmassen alle vom Petersplatz in Richtung Metro. Auch wir liefen zurück nach Rom und gingen zur Spanischen Treppe zu gehen.